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Zauberschiffe 06 - Herrscher der drei Reiche

Titel: Zauberschiffe 06 - Herrscher der drei Reiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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zurückkehren konnte, würde sie niemals wieder die sein, die sie einmal gewesen war. Die verkrustete Narbe auf ihrer Stirn war schon Schande genug, aber dazu würden sich noch die Gerüchte und der Klatsch gesellen. Reyn würde sie vielleicht noch wollen, aber seine Familie konnte diese Heirat gewiss nicht mehr erlaubten. Sie war eine ruinierte Frau. Sie biss die Zähne zusammen und schöpfte Kraft aus ihrer Wut.
    Sie würde niemals nach Bingtown zurückgehen. Sie würde sich ihren Weg bahnen, auch gegen diese ganze Flut von Elend, und sich ein neues Leben aufbauen. Wenn sie von der Vergangenheit träumte, würde ihre Sehnsucht sie nur lähmen.
    Entschlossen schob sie alle Gedanken an Reyn beiseite. Kühl schätzte sie die einzigen Werkzeuge ab, die ihr noch geblieben waren: Ihr Körper und ihr Verstand waren unversehrt. Also würde sie sie einsetzen. Sie war allein auf das nächtliche Deck geschlichen, weg von den beiden Männern, die ihr in letzter Zeit das Leben schwer machten. Beide setzten ihre hartnäckigen Versuche fort, ihren Körper zu erobern. Kapitän Red gefiel sich in der Rolle als ihr Lehrer für fleischliche Genüsse. Der Satrap dagegen betrachtete ihren Körper, wie ein Kind eine Süßigkeit sehen mochte, als einen handfesten Trost in Zeiten der Entbehrung. Die gierigen Galanterien des einen und die handfesten Huldigungen des anderen erschöpften sie und stumpften sie ab. Sie musste beide abwehren, aber gleichzeitig durfte Malta sie nicht vollkommen entmutigen.
    Männer wurden in dieser Beziehung von ihrer Fantasie gegängelt, das hatte sie herausgefunden. Solange Kapitän Red und der Satrap sich einreden konnten, dass sie vielleicht irgendwann nachgab, würden sie beide weiterhin versuchen, sie zu beeindrucken. Von Kapitän Red erhielt sie so die kleinen Freiheiten, die das Leben erträglich machten. Sie durfte allein an Deck spazieren, an seiner Tafel speisen und beinahe ungehindert ihre Meinung sagen. Vom Satrapen bezog sie Informationen. Es waren Informationen, mit denen sie von Kennit ihre Freiheit zu erkaufen hoffte.
    Denn Malta war fest entschlossen, Cosgo und sich selbst gegen ein Lösegeld freizukaufen. Irgendwie war der Satrap während ihrer gemeinsamen Gefangenschaft zu ihrem Eigentum geworden. Auch wenn er sie maßlos verärgerte, empfand sie dennoch einen gewissen Besitzanspruch ihm gegenüber. Sie hatte ihn am Leben erhalten. Wenn jemand von seinem Wert als Geisel profitieren würde, dann sie, Malta Vestrit. Satrap Cosgo würde der Schlüssel für ihr Überleben in Jamaillia sein. Wenn er an seine jamaillianischen Adligen ausgeliefert wurde, die ihm losgekauft hatten, würde sie mitgehen. Bis dahin würde sie sich für ihn unentbehrlich gemacht haben.
    Sie nahm erneut ihren ganzen Mut zusammen. Die gemeinsame Zeit mit Cosgo stand ihr bevor. Sie ließ ihr Haar, ihr letztes Zeichen von Schönheit, lang und offen, als wäre sie immer noch ein Mädchen, ging zu seiner Kabine und klopfte an.
    »Warum diese Mühe?«, rief er gereizt. »Du kommst doch sowieso herein, ob ich deine Gesellschaft will oder nicht!«
    »Das stimmt, Erhabener«, gab sie zu, als sie eintrat. Es war dunkel in seiner Kabine, bis auf das spärliche Licht einer zischenden Lampe. Sie drehte den Docht hoch und setzte sich auf das Fußende seines Betts. Der Satrap hockte im Bett, die Knie bis zum Kinn hochgezogen, und lehnte an seinem Kissen.
    Sie hatte gewusst, dass er wach war. Er schlief am Tag und grübelte des Nachts. Soweit sie wusste, hatte er die Kabine noch kein einziges Mal verlassen, seit sie an Bord gegangen waren. Er sah sehr jung aus. Und sehr griesgrämig. Sie lächelte. »Wie geht es Euch heute Abend, Magnadon Satrap?«
    »Genauso wie gestern Nacht. Und wie es mir morgen Nacht gehen wird. Hundsmiserabel. Krank. Gelangweilt. Hintergangen.« Beim letzten Wort sah er sie anklagend an.
    Sie reagierte nicht darauf. »Eigentlich wirkt Ihr viel gesünder. Aber es ist ein bisschen stickig hier in der Kabine. Draußen weht ein kühler Wind. Ich dachte, es könnte Euch gefallen, mit mir einen kleinen Spaziergang über das Deck zu machen.«
    Die Seekrankheit des Satrapen war endlich vorbei. In den beiden letzten Tagen hatte sich sein Appetit verbessert. Die einfache Schiffskost, die sie ihm brachte, hatte sich zwar nicht verändert, aber er hatte aufgehört, sich darüber zu beklagen.
    Heute waren seine Augen zum ersten Mal, seit sie ihn kannte, klar.
    »Warum sollte ich das tun?«
    »Aus Gründen der Abwechslung, wenn

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