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Zauberschiffe 06 - Herrscher der drei Reiche

Titel: Zauberschiffe 06 - Herrscher der drei Reiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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jemals so vereinsamen?«, fragte sie leise die Nacht. Sie senkte den Kopf, und er fühlte, wie ihr Tränen über die Wangen liefen. Sein Herz schien stehen zu bleiben. Doch im nächsten Augenblick bemerkte er voller Stolz, dass sie den Kopf wieder hob und entschlossen das Kinn vorstreckte. Er fühlte, wie sie Luft holte, und stand neben ihr, als sie die Schultern straffte und dagegen ankämpfte, sich von der Verzweiflung überwältigen zu lassen.
    In dem Moment sehnte er sich nach nichts anderem, als neben ihr zu stehen. Sie war kein gurrendes Täubchen, das beschützt und behütet werden musste. Sie war eine Tigerin, so stark wie der Wind, der sie umwehte, eine Partnerin, auf die ein Regenwildmann sich verlassen konnte. Die Stärke seines Gefühls strömte aus ihm heraus und legte sich wie eine Decke über sie. »Malta, meine Liebste, ich schenke dir meine Stärke«, flüsterte er. »Dir gehören meine Stärke und meine Hoffnung.«
    Sie drehte sich um, als er das flüsterte. »Reyn?«, fragte sie.
    »Reyn, bist du da?«
    Die Hoffnung in ihrer Stimme weckte ihn auf. Hinter ihm kratzten Sand und Steine über Tintaglias schuppige Haut, als sie sich regte.
    »Sieh an, sieh an«, sagte sie schläfrig. »Ich bin überrascht. Ich dachte, nur ein Altvorderer könnte traumwandeln.«
    Er holte tief Luft. »Es war, als wenn ich die Traumdose mit ihr teilte. Es war real, hab ich Recht? Ich war bei ihr, als sie dort stand.«
    »Du hattest eindeutig eine Verbindung mit ihr, und sie war real. Aber ich weiß nicht, was du mit Traumdose meinst.«
    »Es ist eine Erfindung meines Volkes, etwas, was Liebende für gewöhnlich benutzen, wenn sie für längere Zeit getrennt sein müssen.« Er unterbrach sich. Wie diese Dosen funktionierten, wollte er lieber nicht erwähnen, weil sie eine winzige Menge pulverisiertes Hexenholz enthielten, das mit wirksamen Traumkräutern gemischt worden war. »Wenn sich Liebende in solchen Träumen begegnen, teilen sie miteinander, was sie sich vorstellen. Aber heute Nacht hatte ich das Gefühl, als wäre Malta wach und ich bei ihr, in ihrem Bewusstsein.«
    »Das warst du auch«, sagte die Drachenkönigin selbstzufrieden. »Schade, dass du nicht erfahrener in solchen Traumwanderungen bist. Denn sonst hättest du dich ihr bewusst machen und sie hätte dir sagen können, wo wir sie finden.«
    Reyn lächelte. »Ich habe die Sterne gesehen. Und ich weiß, wohin das Schiff segelt. Und außerdem weiß ich, dass sie weder Schmerzen hatte noch gefangen gehalten wird. Drache, du kannst nicht ahnen, wie sehr mich das ermutigt!«
    »Kann ich nicht?« Sie lachte leise. »Reyn, je länger wir uns nahe sind, desto dünner werden die Schranken zwischen uns. Die Altvorderen, die traumwandeln konnten, waren ausnahmslos Drachenfreunde. Ich vermute, dass sich deine neue Fähigkeit aus derselben Quelle speist. Sieh dich nur an!
    Täglich weist du mehr Ähnlichkeiten mit mir auf. Bist du mit kupferfarbenen Augen geboren worden? Ich bezweifle es, und ich bezweifle noch mehr, dass sie jemals so geglüht haben, wie sie es jetzt tun. Dein Rücken schmerzt von deinem Wachstum.
    Betrachte deine Hände, wie sich deine Nägel verdicken, während sie meine Klauen nachahmen! Selbst jetzt noch glänzt das Licht des Feuers auf den Schuppen deiner Stirn. Auch eingesperrt in unsere Kokons hat meine Rasse ihr Mal auf deiner Rasse hinterlassen. Und jetzt, da die Drachen wieder in dieser Welt herrschen, werden diejenigen, die Freundschaft mit uns pflegen, die Male dieser Gemeinsamkeit tragen. Reyn, wenn du eine Partnerin findest und in der Lage bist, Kinder zu zeugen, wirst du die nächste Generation der Altvorderen begründen.«
    Ihre Worte raubten ihm den Atem. Er setzte sich auf und starrte sie an. Sie riss ihr fürchterliches Maul amüsiert weit auf und sprach in seinem Kopf.
    Öffne mir deine Gedanken. Lass mich die Sterne und Inseln sehen, die du erblickt hast. Vielleicht erkenne ich ja etwas wieder. Dann werden wir morgen unsere Suche nach der Frau fortsetzen, die es wert ist, die Mutter der Altvorderen zu sein.
    Malta tat ein paar zögernde Schritte in die Dunkelheit.
    »Reyn?«, wiederholte sie flüsternd, und ihr Herz hämmerte. Es war Unsinn, das wusste sie. Aber es war ihr so real vorgekommen. Sie hatte seine Berührung auf ihrem Haar gespürt, hatte seinen Duft in der Luft wahrgenommen… Das konnte nicht sein. Es war nur ihr kindliches Herz, das sich nach einer verlorenen Vergangenheit sehnte. Selbst wenn sie nach Bingtown

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