Zauberschiffe 06 - Herrscher der drei Reiche
keine andere Frau mich erregen konnte, sie konnte es.«
»Ich lasse Euch jetzt lieber schlafen, Magnadon Satrap«, sagte Malta hastig.
Seine Stimme hielt sie an der Tür auf. »Was wird aus mir werden, Malta? Weißt du das?«
Die klagende Frage ließ sie innehalten. »Das weiß ich nicht, Herr«, gab sie demütig zu.
»Du weißt mehr als ich. Ich glaube, zum ersten Mal, seit ich Satrap bin, verstehe ich, was die Gefährtin des Herzens tun soll… Nicht, dass viele von meinen es getan hätten. Sie sollen Einzelheiten kennen, die ich nicht lernen konnte. Und sie sollen ehrlich sein. Nicht schmeichelnd oder taktvoll. Sondern aufrichtig. Also, sag es mir. Wie ist meine Lage? Und was rätst du mir?«
»Ich bin nicht die Gefährtin Eures Herzens, Satrap Cosgo.«
»Das ist absolut richtig. Und du wirst es auch niemals werden. Dennoch wirst du vorübergehend als eine solche dienen müssen. Also sag es mir: Wie ist meine Lage?«
Malta holte tief Luft. »Ihr seid ein Geschenk an König Kennit von den Pirateninseln. Kapitän Red glaubt, dass Kennit Euch an den höchsten Bieter verschachern wird, aber nicht einmal das ist sicher. Falls Kennit das tut und falls Ihr ihm nur Gold bringen solltet, wird es ihn nicht kümmern, ob der Käufer Euer Feind oder Euer Freund ist. Kapitän Red hat mich gedrängt herauszufinden, wer von Euren Adligen am meisten für Euch bieten würde.«
Der Satrap lächelte bitter. »Ich vermute, das bedeutet, sie wissen schon, wer von meinen Feinden für mich bieten wird.«
»Das weiß ich nicht.« Malta dachte angestrengt nach. »Ich glaube, dass Ihr nachdenken solltet, wer von Euren Verbündeten eine hohe Belohnung für Euer Leben zahlen würde. Wenn es dann so weit ist, solltet Ihr ihnen einen Brief schreiben, in dem Ihr sie bittet, Euch freizukaufen.«
»Dummes Kind. So wird es nicht funktionieren. Ich werde über mein Lösegeld mit Kennit verhandeln, ihm einen Schuldschein ausstellen und darauf bestehen, dass er mir freies Geleit nach Jamaillia gibt. Schließlich bin ich der Satrap.«
»Edler Satrap«, begann sie zögernd und stählte dann ihre Stimme. Er hatte um Ehrlichkeit gebeten. Jetzt konnte sie herausfinden, wie er damit umging. »Andere sehen die Situation anders. Kennit wird weder von Euch noch von jemand anderem einen Schuldschein akzeptieren. Er will das Lösegeld in harter Münze, und er will es sehen, bevor er Euch freilässt. Und es wird ihn auch nicht interessieren, woher es kommt: ob von Adligen, die Euch ergeben sind, oder von denen, die nicht wollen, dass Ihr nach Jamaillia zurückkehrt, ob von Neuen Händlern oder Chalcedeanern, die Euch als Geisel benutzen könnten… All das wird ihn nicht interessieren. Deshalb müsst Ihr Euch um Euch selbst kümmern, und Ihr müsst scharf nachdenken. Welche Treue ist über jeden Zweifel erhaben? Wer hat beide Eigenschaften, Treue zu Euch und genug Geld, um Eure Freiheit zu erkaufen?«
Der Satrap lachte. »Die Antwort ist fürchterlich einfach. Niemand. Es gibt keinen Adligen, dessen Loyalität mir sicher wäre. Und was den Reichtum angeht: Diejenigen, die am wohlhabendsten sind, haben am meisten zu gewinnen, wenn ich verschwinde.
Wenn ich untergehe, muss jemand anderer Satrap werden.
Warum sollte man seinen Reichtum verschwenden, um jemanden für einen Thron freizukaufen, wenn dieser Thron selbst feilgeboten wird?«
»Also wird niemand Lösegeld für Euch zahlen?«
Er lachte wieder, und diesmal klang es noch schärfer. »Oh, ich werde ganz bestimmt freigekauft – und du mit mir. Wir werden von denen freigekauft, für die es am wichtigsten ist, dass wir verschwinden, und zwar ohne Zeugen.« Er drehte sich zur Wand um. »Wir werden von denen gekauft werden, die am lautesten gejubelt haben, als mein Schiff nach Bingtown in See gestochen ist. Von denen, die sich verschworen haben, mich auf diese unselige Reise zu schicken. Ich bin nicht dumm, Malta. Die Bingtown-Händler hatten Recht. Es gab eine Verschwörung, und an ihr müssen sich der Adel, chalcedeanische Diplomaten und sogar Neue Händler beteiligt haben. Sie haben die Hand gebissen, die sie gefüttert hat, denn jeder glaubte, den Löwenanteil des Fleisches zu bekommen, wenn sich diese Hand erst einmal zurückzog.«
»Dann werden sie sich schon jetzt über die Aufteilung der Beute streiten«, vermutete Malta. »Es geht letztlich um einen Handel. Großmutter sagte immer: ›Achte darauf, wer am meisten profitiert.‹« Sie runzelte die Stirn, ohne darauf zu achten, wie sich die
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