Zauberschiffe 06 - Herrscher der drei Reiche
schon aus keinem anderen«, schlug sie vor. »Vielleicht würde der Erhabene es genießen…«
»Hör damit auf!«, knurrte er in einem Ton, den sie noch nie zuvor gehört hatte.
»Magnadon Satrap?«
»Hör auf, mich zu verhöhnen. Erhabener dies und Mächtiger das. Ich bin nichts dergleichen, nicht mehr. Und du verachtest mich. Also hör auf, mir etwas anderes vorzuspielen. Es entehrt uns beide.«
»So klingt Ihr wie ein Mann!« Die Worte waren heraus, bevor sie es verhindern konnte.
Er sah sie böse an. »Wie sollte ich wohl sonst klingen?«
»Ich habe geredet, ohne vorher nachzudenken, mein Herr«, log sie.
»Das tust du häufig. Und ich auch. Das ist eines der wenigen Dinge, die mir an dir gefallen«, erwiderte er.
Sie schaffte es weiterzulächeln, weil sie sich ins Gedächtnis rief, dass er ihr ausgeliefert war. Cosgo rutschte auf seinem Bett herum und schwang dann die Beine aus dem Bett. »Also gut«, verkündete er unvermittelt. »Ich gehe hinaus.«
Malta überspielte ihre Überraschung, indem sie ihr Lächeln noch verstärkte. Rasch suchte sie einen Umhang und legte ihn dem Satrapen um. Das Kleidungsstück schlotterte beklagenswert um seinen schmalen Körper. Sie öffnete die Tür, und er ging voraus. Mit einer Hand hielt er sich an der Wand fest, und mit der anderen nahm er zu Maltas Überraschung ihren Arm. Er ging wie ein Invalide, mit kurzen, zögernden Schritten, aber sie unterdrückte den Impuls, ihn anzutreiben.
Stattdessen öffnete sie ihm die äußere Tür. Der kalte Wind schlug ihnen ins Gesicht. Der Satrap schnappte nach Luft und blieb stehen.
Sie glaubte schon, er würde umkehren, aber er ging hartnäckig weiter. Auf dem offenen Deck zog er den Umhang noch fester um sich, als wäre es viel kälter, als es wirklich war.
Er sah sich um und blickte auch nach oben, bevor er von dem Schiffsaufbau wegtrat. In seinem Altmännergang schlurfte er zur Reling und starrte auf das Meer und den Nachthimmel, als wäre es eine fremde Landschaft. Malta blieb neben ihm stehen und sagte nichts. Er keuchte, als hätte er gerade ein Rennen absolviert. Nach einer Weile bemerkte er: »Die Welt ist ein großer, wilder Ort. Das habe ich nie ganz begriffen, bis ich Jamaillia verlassen habe.«
»Magnadon Satrap, ich bin sicher, dass der Adel und Euer Vater den Erben des Perlenthrons beschützen wollten.«
»Früher einmal«, sagte er zögernd und runzelte dann die Stirn. »Es ist, als erinnerte ich mich an ein anderes Leben. Als ich ein Junge war, ritt ich und jagte mit dem Falken. Einmal, ich war etwa acht Jahre alt, habe ich einen wahren Aufruhr verursacht, als ich an den Sommerrennen teilnahm. Ich trat gegen die anderen vornehmen und jungen Männer aus ganz Jamaillia an. Ich gewann zwar nicht, aber mein Vater lobte mich trotzdem. Ich war am Boden zerstört. Weißt du, ich war nicht darauf vorbereitet gewesen, dass ich auch verlieren könnte…« Er verstummte, aber Malta konnte beinahe sehen, wie er angestrengt nachdachte. »Man hat vergessen, mich das zu lehren, weißt du. Ich hätte es lernen können, als ich noch jünger war. Aber man hat mir einfach alles weggenommen, worin ich keinen Erfolg hatte, und hat jeden Erfolg, den ich errang, wie ein kleines Wunder gepriesen. Alle meine Lehrer und Ratgeber versicherten mir, dass ich ein wahres Wunder an Klugheit wäre, und ich glaubte ihnen. Aber ich sah die wachsende Enttäuschung im Blick meines Vaters. Mit elf lernte ich die Freuden der Männlichkeit kennen. Gute Weine, geschickt gemischte Rauchkräuter und erfahrene Frauen waren Geschenke, die mir der Adel und ausländische Würdenträger machten, und ich kostete sie alle. Ah, und was für Erfolge ich bei ihnen feierte. Das richtige Kraut, der richtige Wein und die richtige Frau können jeden Mann brillant erscheinen lassen. Wusstest du das? Ich wusste es nicht. Ich dachte, ich wäre es tatsächlich. Ich glaubte, ich würde wie das große Juwel von Ganz-Jamaillia glänzen.« Er drehte sich unvermittelt um.
»Bring mich wieder zurück. Du hattest Unrecht. Es ist kalt und unangenehm hier draußen.«
»Selbstverständlich, Magnadon Satrap«, murmelte Malta. Sie reichte ihm den Arm, und er nahm ihn. Cosgo zitterte vor Kälte und stützte sich den ganzen Weg zurück zu seiner Kabine auf sie.
Dort angekommen, ließ er den Umhang auf den Boden fallen.
Er kletterte ins Bett und zog seine Decke fest um sich. »Ich wünschte, Kekki wäre hier«, sagte er zitternd. »Sie konnte mich immer erwärmen. Selbst wenn
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