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Zauberschiffe 06 - Herrscher der drei Reiche

Titel: Zauberschiffe 06 - Herrscher der drei Reiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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hergekommen?«, fragte ihre Tante.
    Malta wollte nicht selbst Fragen beantworten, so lange sie nicht nach ihrem Vater gefragt hatte. Sie wich vor Wintrow zurück und stellte überrascht fest, wie sehr ihr Bruder gewachsen war. »Und Papa?«, fragte sie ihn atemlos.
    Die tiefe Qual in seinem Blick war Antwort genug. »Er ist nicht da«, sagte er leise, und sie war klug genug, nicht zu fragen, wo er denn war. Er war fort, für immer fort, und sie hatte alles auf sich genommen, so viel riskiert – für nichts. Ihr Vater war tot.
    Dann sprach das Schiff, und in Viviaces Stimme schwang ein Unterton mit, den sie schon einmal gehört hatte. Als Tintaglia durch die Traumdose mit ihr gesprochen hatte. Malta erkannte das schreckliche Gefühl der Verwandtschaft, das sie durchströmte, als das Schiff sie begrüßte: »Freundschaft und Willkommen, Freund der Drachen.«

14. Verhandlungsmasse

    Alle Blicke richteten sich auf die Galionsfigur. Malta befreite sich aus Wintrows Umarmung. Niemand außer ihr selbst schien zu begreifen, dass das Schiff sie angesprochen hatte.
    Stattdessen blickten alle zum Satrapen und wieder zurück zum Schiff. Cosgo starrte die sprechende und sich bewegende Galionsfigur erstaunt an, aber Maltas Blick ging an ihm vorbei.
    Neben dem Satrapen stand ein großer, dunkelhaariger Mann mit einem Holzbein. Er sah gut aus, wirkte selbstbewusst und etwas verärgert. Kapitän Red stand neben ihm. Seine Miene hatte ihren zuversichtlichen Ausdruck verloren. Der Mann hasste es, in den Hintergrund gedrängt zu werden. Dann blickte er den großen Mann an, und Malta wusste plötzlich, wer das war. Kapitän Kennit, König der Pirateninseln. Sie nutzte die allgemeine Verwirrung, um ihn genauer zu betrachten. Ihre Reaktion war spontan: Sie fühlte sich von ihm angezogen und misstraute ihm gleichzeitig. Er strahlte Gefahr aus, wie Roed Caern in Bingtown. Früher einmal hätte sie ihn gewiss geheimnisvoll und verführerisch gefunden, doch mittlerweile war sie klüger geworden. Gefährliche Männer waren weder romantisch noch exotisch: Es waren nur Männer, die eine Frau verletzen konnten. Und dieser Mann hier war mit Sicherheit nicht so leicht zu manipulieren und zu überzeugen, wie Kapitän Red es gewesen war.
    »Bist du zu schüchtern, um mit mir zu sprechen?«, fragte das Schiff sie herzlich.
    Malta warf der Galionsfigur einen verzweifelten, flehentlichen Blick zu. Sie wollte nicht, dass der Mann mit dem Holzbein sie als besonders wichtig ansah. Sie durfte nur die Ratgeberin des Satrapen sein. Nahm sie da ein verstehendes Funkeln in den Augen von Viviace wahr?
    Den Satrapen schienen die auffordernden Worte des Schiffes zu irritieren. Er glaubte offensichtlich, dass sie ihm galten. »Sei gegrüßt, Lebensschiff!«, erwiderte er förmlich. Sein kurzes Staunen bei ihrem Anblick war bereits verflogen. Vermutlich kommt das daher, dachte Malta, dass er sein Leben lang mit neuen und überraschenden Geschenken überschüttet wurde.
    Kein Wunder konnte ihn da lange verblüffen. Und ebenso kurz war offenbar seine Dankbarkeit. Wenigstens schien er sich an ihren Rat zu erinnern: Benehmt Euch weder wie ein Gefangener noch wie ein Bittsteller.
    Er wandte sich an Kennit und machte sich nicht die Mühe, ihn förmlich zu begrüßen. »Kapitän Kennit«, sprach er ihn an, ohne zu lächeln. Seine offizielle Anerkennung von Kennit als König der Pirateninseln war schließlich noch ein Verhandlungspunkt.
    Kennit betrachtete ihn mit kühler Belustigung. »Satrap Cosgo«, erwiderte er vertraulich und beanspruchte damit bereits Gleichheit zwischen ihnen. Der Blick des Satrapen wurde frostig. »Hier entlang.« Kennit winkte mit der Hand und blickte die Vestrits stirnrunzelnd an. »Wintrow, komm mit.«
    Malta kam es so vor, als behandle er ihren Bruder wie einen Hund oder einen Diener.
    »Malta!« Die kalte Stimme des Satrapen erinnerte sie streng an ihre Pflichten.
    Sie musste die Fassade aufrechterhalten. Sie durfte jetzt weder Wintrows Schwester sein noch Altheas Nichte. »Fragt jetzt nichts!«, zischte sie ihren Verwandten leise zu. »Wir unterhalten uns später. Bitte, vertraut mir. Und mischt euch nicht in das ein, was ich tue.« Sie trat zur Seite, und sie ließen sie gehen, aber Altheas Augen waren schwarz wie Feuerstein.
    Wintrow beeilte sich derweil, dem Befehl seines Kapitäns zu folgen.
    »Wie kommt sie hierher?«, fragte Althea laut, nachdem die anderen das Vordeck verlassen hatten. »Was hat das zu bedeuten?«
    »Das ist deine

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