Zauberschiffe 06 - Herrscher der drei Reiche
nervös die Schultern. »Dann ist es sinnlos. Er hat alles, was er sich wünschen könnte.« Sie lächelte freudlos. »Außer Althea.«
Eine eisige Stille folgte ihren Worten.
Wenn Etta einmal nützlich sein könnte, ist sie nicht da!, dachte Kennit verärgert. Er musste sich um alles selbst kümmern, weil Wintrow anscheinend vollkommen von der Gegenwart seiner Schwester gelähmt war. »Schaff Stühle und einen Tisch in das Kartenzimmer. Und hol Essen und etwas zu trinken«, instruierte er ihn hastig.
»Ich helfe ihm«, erklärte Sorcor gutmütig und schlurfte hinter Wintrow her. Gut. Sorcor und seine Familie hatten unter den Daumenschrauben der Steuereintreiber und Sklavenhändler des Satrapen viel erleiden müssen. Früher hatte er oft verkündet, was genau er tun würde, wenn er Cosgo jemals in die Finger bekäme. Es war vielleicht besser, ihm nicht zu viel Gelegenheit zu geben, jetzt darüber nachzudenken.
Kennit folgte den beiden gemächlicher, um ihnen Gelegenheit zu geben, den Raum vorzubereiten. Er sah, wie die junge Frau seinen Stumpf und sein Holzbein betrachtete. Malta Vestrit ähnelte ihrem Vater. Kyle Havens Arroganz fand sich in ihren sorgfältig beherrschten Zügen und den zusammengekniffenen Augen. Er blieb plötzlich stehen und schwang sein Holzbein provozierend zu ihr herum. »Eine Seeschlange hat es abgebissen«, erklärte er beiläufig. »Eine der Gefahren des Lebens auf See.«
Der Satrap zuckte zurück. Er wirkte erheblich entsetzter als seine junge Gefährtin. Kennit lächelte unmerklich. Aha. Er hatte vergessen, wie widerlich vornehme Jamaillianer Verunstaltungen fanden. Konnte er das vielleicht zu seinem Vorteil nutzen? Kapitän Red hatte bereits einige Einzelheiten des Angebots des Satrapen aufgeführt. Ein wirklich bemerkenswertes Angebot, dachte Kennit fröhlich, und dabei ist es bloß das erste.
Er führte die Gruppe in das Kartenzimmer. Die Vorbereitungen waren angemessen. Wintrow hatte ein schweres Damasttuch über den Tisch geworfen und silberne Kerzenleuchter darauf gestellt. Auf dem Silbertablett in seiner Hand standen verschiedene Flaschen und einige Glaskrüge mit einem Südland-Schnaps. Gläser und Trinkbecher für die verschiedenen Getränke waren ebenfalls aufgebaut worden. Es war eine höchst stilvolle Darbietung von Wohlstand ohne jede Extravaganz. Kennit war erfreut. Er deutete auf den Tisch.
»Bitte, bitte, kommt herein. Wintrow, serviere uns die Getränke, sei ein guter Junge.«
Malta Vestrit sah sich in dem Raum um. Kennit konnte nicht widerstehen. »Zweifellos hat sich diese Kabine verändert, seit Ihr sie das letzte Mal gesehen habt, Gefährtin. Aber bitte, fühlt Euch wie zu Hause, als würde Euer Vater sie noch benutzen.«
Seine Worte provozierten eine unerwartete Reaktion. »Malta Vestrit ist nicht meine Gefährtin. Ihr könnt sie als Ratgeberin ansprechen«, informierte der Satrap ihn überheblich.
Doch noch interessanter fand Kennit Maltas Erblassen. Sie bemühte sich, den Ausdruck von Angst aus ihrem Gesicht zu verbannen.
Schwäche lud förmlich dazu ein, dass man sie ausnutzte.
Kapitän Red hatte ihn vorgewarnt, dass Malta eine sehr gerissene Unterhändlerin war. Eine kleine Erschütterung würde ihrem Geist vielleicht die Schärfe nehmen. Kennit neigte den Kopf und zuckte leicht mit den Schultern. »Schade, dass sich Kapitän Haven dem Sklavenhandel verschrieben hatte. Wenn er sich nicht so entschieden hätte, würde ihm das Schiff vielleicht immer noch gehören. Ich bin sicher, dass Ihr mein Versprechen an mein Volk kennt. Ich werde die Pirateninseln von den Sklavenhändlern befreien. Die Kaperung der Viviace war nur der erste Schritt.« Er lächelte sie an.
Ihre Lippen bewegten sich gequält, aber die Frage, die sie stellen wollte, blieb unausgesprochen.
»Wir sind hier, um über meine Wiedereinsetzung als Herrscher in Jamaillia-Stadt zu verhandeln«, bemerkte der Satrap bissig. Er hatte sich bereits an den Verhandlungstisch gesetzt. Die anderen hatten sich ebenfalls Plätze gesucht, standen aber noch hinter den Stühlen, während sie auf Kennit warteten.
»Natürlich.« Kennit lächelte strahlend. Er humpelte an den Kopf der Tafel. »Wintrow«, sagte er leise. Gehorsam zog der Junge den Stuhl zurück und nahm Kennit die Krücke ab, nachdem dieser sich gesetzt hatte. »Bitte, macht es euch bequem«, forderte Kennit die anderen auf.
Sorcor saß zu seiner Rechten, Kapitän Red daneben. Wintrow ließ sich zu Kennits Linken nieder. Der Satrap und
Weitere Kostenlose Bücher