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Zauberschiffe 06 - Herrscher der drei Reiche

Titel: Zauberschiffe 06 - Herrscher der drei Reiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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eine Sklavin aus dir gemacht«, bemerkte Malta bitter. »Die für alles andere blind ist.«
    »O nein. Ganz und gar nicht.« Althea suchte nach Worten.
    »In ihr liegt meine wahre Freiheit.« Aber stimmte das noch?
    Diese Worte waren einmal die Wahrheit gewesen, aber Viviace hatte sich verändert. Sie und das Schiff ergänzten sich nicht mehr. Sie erinnerte sich noch an ihren freien Tag mit Brashen in Divvytown. Hätte sie das auch gesagt, wenn er noch lebte?
    Klammerte sie sich so an Viviace, weil das Schiff alles war, was sie noch hatte?
    Das ganze Schiff erbebte plötzlich, als die Seeschlangen trompeteten. »Sie kommen«, flüsterte Malta.
    »Es ist am sichersten, wenn ihr alle hier bleibt«, schlug Wintrow vor. »Ich finde heraus, was los ist.«

    Kennit stand auf dem Vordeck. Er war erleichtert. Die Schlangen kamen. Er hatte vor den Gesandten der Flotte kühn gesprochen und fragte sich, ob die Schlangen ihm gehorchen würden. Als er den Jamaillianern Zeit gewährte, um sich zu beraten, stahl er sich heimlich selbst Zeit, damit Viviace die Seeschlangen überzeugen konnte. Als Viviace sie gerufen hatte, hatte das Wasser um das Schiff herum vor Seeschlangen nur so gekocht. Aber dann waren sie plötzlich verschwunden, und eine Weile fürchtete er schon, dass sie ihn im Stich gelassen hatten. Das jamaillianische Schiff hatte sich wieder in die Flotte eingereiht, und Boote von den anderen Schiffen ruderten dorthin. Die Zeit zog sich für Kennit in die Länge.
    Dort hinten auf dem Meer diskutierten Männer eine Strategie, wie sie ihn am besten vernichten konnten, während er gehorsam auf seinem Vordeck in dem schneidenden Wind wartete.
    Nach einer Weile kehrten die Boote zu den Schiffen zurück.
    Er wagte nicht, Viviace zu fragen, was passierte. Seine Mannschaft war kampfbereit. Die Erwartung an Bord des Schiffes war beinahe körperlich spürbar. Kennit wusste, dass alle Piraten darauf warteten, dass die Seeschlangen auf die Flotte zustürmten. In der Ferne sah er zahlreiche Schlangen und hörte ihre gedämpften Schreie. Aber sie kamen nicht näher. Er musste sich bald entscheiden. Hier bleiben und sich der jamaillianischen Flotte stellen oder fliehen. Wenn er floh, würde die Flotte ihn sicherlich verfolgen. Selbst wenn sie nicht glaubten, dass er den Satrapen in der Gewalt hatte, standen seine Chancen so schlecht, dass die Jamaillianer einem Angriff schwerlich würden widerstehen können. Seine Piraterie und die Zerstörung des Sklavenhandels ärgerten sie alle.
    Dann tauchte plötzlich ein Wald von Seeschlangen um den Bug der Viviace auf, und seine Männer schrien voller Freude.
    Die Schlangen sprachen zu dem Schiff, und es antwortete in ihrer Sprache. Nach einer Weile sah es ihn an. Kennit trat näher, um ihre geflüsterten Worte zu hören.
    »Sie sind gespalten«, warnte Viviace ihn ruhig. »Einige sagen, dass sie zu müde seien. Sie wollen sich ihre Kraft für sich selbst aufsparen. Andere wollen dir ein letztes Mal helfen. Aber wenn wir sie morgen nicht nach Norden geleiten, dann werden sie ohne uns aufbrechen. Und wenn ich mein Wort nicht halte…« Sie hielt kurz inne, bevor sie weitersprach.
    »Einige drohen, mich zu töten, bevor sie wegschwimmen. Sie wollen mich vernichten und mein Hexenholz verzehren, weil meine Erinnerungen ihnen vielleicht hilfreich sind.«
    Es war ihm niemals in den Sinn gekommen, dass sich die Seeschlangen gegen die Viviace wenden könnten. Wenn sie das taten, dann konnte er sie nicht retten. Er würde auf der Marietta fliehen müssen und hoffen, dass die Seeschlangen sie nicht verfolgten.
    »Wir bringen sie morgen nach Norden«, versicherte er ihr.
    Sie murmelte etwas, das wie Zustimmung klang.
    Kennit dachte nur kurz nach. Morgen würde diese Waffe vielleicht nicht mehr in seiner Hand sein. Also wollte er sie noch ein letztes Mal schwingen, auf eine Art, die Stoff für Legenden schuf. Er würde Jamaillias Seemacht brechen, so lange er noch die Kraft dazu hatte. »Vernichte sie«, befahl er leise. »Zeige keine Gnade, bis ich einen anderen Befehl gebe.«
    Er spürte ihr leichtes Zögern, doch dann hob Viviace die Arme und sang mit dieser unirdischen Stimme zu den Seeschlangen. Die bemannten Häupter drehten sich zu der Flotte um und starrten hin. Und als es still wurde, stürmten die Schlangen vor, wie Pfeile, die auf ihre Zielscheiben zuschießen.
    Die Schlangen blitzten und funkelten, während sie auf die näher kommenden Schiffe zuschossen. Aber nur ein Drittel von ihnen griff an.

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