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Zauberschiffe 06 - Herrscher der drei Reiche

Titel: Zauberschiffe 06 - Herrscher der drei Reiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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denn alle?«, fragte Jek.
    »Sie fühlt zu viel. Angst, Sorge und Trauer. Die Schlangen gehen?«
    »Sie verschwinden irgendwohin«, antwortete Jek. Sie schnaubte ungeduldig und drehte sich vom Bullauge weg.
    »Warum bleiben wir hier? Gehen wir an Deck und sehen nach!«
    »Von mir aus«, erwiderte Althea grimmig.
    »Wintrow sagte, wir wären hier sicherer«, erinnerte Malta sie.
    Sie hob die Hände abrupt an ihren Kopf, als bereitete ihr schon der Gedanke daran, freiwillig an Deck zu gehen, Schmerzen.
    »Ich glaube nicht, dass er erwartet hat, dass so etwas passiert«, erwiderte Althea beruhigend. »Wir sollten herausfinden, was da oben eigentlich vorgeht.«
    »Ich verlange, dass Ihr alle hier bleibt!«, schrie der Satrap plötzlich. Er setzte sich auf, und sein Gesicht war vor Wut verzerrt. »Ich werde nicht dulden, dass man mich zurücklässt! Als meine Untertanen schuldet Ihr mir Loyalität! Bleibt hier und beschützt mich, wie es notwendig ist.«
    Jek grinste. »Tut mir Leid, Kleiner. Ich bin nicht deine Untertanin, und selbst wenn, ich würde trotzdem an Deck gehen. Aber wenn du mitkommen willst, halte ich dir gern den Rücken frei.«
    Malta ließ die Hände von ihrem Gesicht sinken, holte tief Luft und verkündete: »Wir müssen an Deck gehen! Sofort! Tintaglia kommt! Die Drachenkönigin ruft die Seeschlangen!«
    »Was? Ein Drache?«, fragte Althea ungläubig.
    »Ich kann sie fühlen.« Staunen schwang in Maltas Stimme mit. Sie sprang auf die Füße, und ihre dunklen Augen wurden noch größer. »Ich kann die Drachenkönigin fühlen. Und hören kann ich sie auch! So wie du die Dinge durch das Schiff erfährst. Glaub mir, Althea, es ist wahr!«
    Dann erbleichte sie, und ihr Staunen schlug in Verzweiflung um. »Und Reyn ist bei ihr. Er kommt, den ganzen Weg hierher, um mich zu suchen. Mich!« Sie schlug zitternd die Hand vor den Mund.
    »Hab keine Angst«, sagte Althea liebevoll.
    Das Mädchen sank auf einen Stuhl. Mit den Fingerspitzen betastete sie die Narbe auf ihrer Stirn, ließ dann die Hände sinken, als hätte sie sich verbrannt, und starrte anschließend auf ihre klauenartigen Finger. »Nein«, flüsterte sie. »Nein, das ist nicht fair.«
    »Was hat sie denn?«, fragte der Satrap verächtlich. »Ist sie krank? Wenn sie krank ist, soll sie sofort weggebracht werden!«
    Althea kniete sich neben ihre Nichte. »Malta!« Was quälte das Mädchen bloß? »Hör auf!« Das Wort war halb Befehl, halb Bitte. Malta rappelte sich mühsam hoch. Sie bewegte sich, als bestünde sie aus verschiedenen Stücken, von denen keines besonders gut zu den anderen passte. Ihre Augen waren ausdruckslos. Sie nahm ihren Turban vom Tisch und ließ ihn dann aus den Fingern gleiten.
    »Es spielt keine Rolle.« Ihre Stimme klang tonlos und unbeteiligt. »Das bin ich jetzt. Aber…« Sie brach abrupt ab. Dann ging sie zur Tür, als wäre sie vollkommen allein. Jek hielt sie ihr auf, und Malta schritt hindurch. Die Frau aus den Sechs Herzogtümern warf Althea einen fragenden Blick zu. »Kommst du?«
    »Natürlich«, murmelte Althea. Ihr wurde klar, wie sich ihre Mutter all die Jahre gefühlt haben musste. Sie wollte immer nur das Beste für ihre Töchter und war dabei so machtlos, dafür zu sorgen, dass es ihnen gut ging. Das Gefühl machte einen ganz krank.
    »Halt! Was ist mit mir? Ihr könnt mich nicht einfach hier allein lassen, ganz unbeaufsichtigt!«, protestierte der Satrap wütend.
    »Na dann, husch, husch, Kleiner, oder bleib da«, erwiderte Jek. Aber Althea fiel auf, dass sie ihm die Tür aufhielt.

    Kennit starrte in den Himmel. Aus den Augenwinkeln sah er, dass Viviace ebenfalls hinaufblickte und ihre Hände an ihre Brust drückte, als bete sie. Neben ihm betete Wintrow ebenfalls; es war kein Gebet um Gnade, wie Kennit es vielleicht erwartet hätte, sondern ein freudiger Fluss von Worten, mit denen er die Wunder Sas feierte. Der Junge klang, als sänge er in Trance. »Das Wunder, der Ruhm ist dein, Schöpfer Sa…« Er konnte nicht sagen, ob Wintrow einfach nur bekannte Worte sang oder ihn die Großartigkeit der Kreatur über ihnen zu einer spontanen Anbetung verleitete.
    Die Drachenkönigin kreiste über ihnen. Die blauen Schuppen an ihren Flanken glitzerten silbrig im Winterlicht. Erneut stieß sie einen Schrei aus. Als die Drachenkönigin sprach, fühlte Kennit Viviaces Antwort. Ein schreckliches Verlangen durchlief das Schiff. Viviace sehnte sich danach, ebenso frei durch den Himmel zu gleiten, aufzusteigen und zu sinken

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