Zauberschiffe 06 - Herrscher der drei Reiche
Die Zahl derer, die zurückblieben, war sehr beeindruckend. Kennit fand, dass sie die Viviace wie eine Ehrenwache umringten. Er merkte, dass Wintrow hinter ihm stand.
»Ich habe diesmal nicht so viele ausgeschickt«, sagte Kennit hastig. »Es ist sinnlos, dass sie die Schiffe versenken, wie sie es mit dem Paragon getan haben.«
»Und auch sicherer für die Schlangen«, erwiderte Wintrow.
»So haben sie mehr Abstand zueinander und sind schwerer zu treffen.«
Das war Kennit noch gar nicht aufgefallen. Er beobachtete die Phalanx der angreifenden Schlangen. Vielleicht fiel es ja keinem anderen Menschen auf, dass sie sich nicht so schnell bewegten wie sonst und auch nicht so kraftvoll schwammen.
Selbst ihre Farben glänzten weniger. Die Seeschlangen bauten tatsächlich ab. Diejenigen, die sein Schiff umringten, verstärkten seine Befürchtung noch. Die einstmals glänzenden falschen Augen und Schuppen waren matt. Einer braunen Schlange hing ein Hautfetzen vom Hals herunter, als hätte sie versucht, sich zu häuten, war aber gescheitert. Das spielt keine Rolle mehr, sagte sich Kennit. Wenn sie mir bei diesem letzten Kampf helfen, habe ich keine Verwendung mehr für sie. Er war als Pirat schon erfolgreich gewesen, bevor die Schlangen ihm geholfen hatten. Das konnte er auch wieder sein.
Auf den Decks der jamaillianischen Schiffe herrschte hektische Betriebsamkeit, als die Kriegsmaschinen gegen die Kreaturen gerichtet wurden. Menschliche Schreie mischten sich mit den Rufen der Schlangen. Von den kleineren Schiffen flog eine Wolke aus Pfeilen auf die Schlangen zu. Steine segelten über das glitzernde Wasser und versanken in silbrigen Fontänen, als die größeren Schiffe ihre Katapulte abfeuerten.
Durch pures Glück traf ein Stein der ersten Salve eine Schlange. Lautes Triumphgeschrei ertönte von dem Schiff. Die verletzte Kreatur war eine dünne, grüne Schlange. Sie trompetete schrill vor Schmerz. Die anderen Schlangen scharten sich zusammen. Ihr langer Körper wand sich auf der Wasseroberfläche, und Gischt spritzte hoch auf, als sie dagegen schlug.
»Das Rückgrat ist gebrochen!«, flüsterte Wintrow heiser.
Seine Augen waren voller Mitgefühl.
Die Galionsfigur stöhnte auf und schlug die Hände vors Gesicht. »Meine Schuld«, flüsterte sie. »Er hat so lange gelebt und ist so weit gekommen und muss jetzt so untergehen! Meine Schuld! Oh, Tellur, es tut mir so Leid!«
Noch bevor die grüne Schlange unterging, verließen die anderen Schlangen die Viviace. In einer einzigen großen Angriffswelle glitten sie durch das Wasser auf die Schiffe zu.
An Bord der Schiffe arbeiteten die Menschen hastig und luden die Katapulte neu. Die Schlangen brüllten nicht mehr. Jetzt drangen die Schreie der verängstigten Menschen deutlich über das Wasser. Kennit hörte, wie Wintrow die Luft einsog. Ein tiefes Murmeln schwoll hinter ihm an. Kennit blickte über die Schulter zurück. Seine Mannschaft hatte aufgehört zu arbeiten, und die Männer erwarteten gebannt das Chaos, das sich gleich ereignen würde.
Sie wurden nicht enttäuscht.
Die Schlangen kreisten das Schilf ein, das den erfolgreichen Schuss abgefeuert hatte. Die schlanken Hälse der Geschöpfe erinnerten Kennit an die Fangarme von Seeanemonen. Jetzt brüllten sie und besprühten das Schiff mit ihrem Gift. Die Leinwand schmolz von den Masten, und dann stürzte die Takelage auf Deck wie ein Arm voll Feuerholz. Die schrillen Schreie der Mannschaft begleiteten das Brüllen der Schlangen nur kurz. Dann warfen sich die größeren Schlangen wie lebende Fangleinen auf das Deck. Ihr Gewicht und ihre peitschenden Schwänze drückten das Schiff unter Wasser, wo es rasch zerbrach.
Kennit hörte die ehrfürchtigen Rufe seiner Mannschaft. Er konnte sich sehr gut ausmalen, wie die Viviace von diesen Bestien zerlegt würde.
Während die jamaillianischen Schiffe sich von dem Opfer der Seeschlangen zurückzogen, feuerten sie einen unablässigen Steinhagel ab. Die Schlangen fraßen die ertrinkenden Matrosen und stürzten sich dann auf die anderen Schiffe. Einige wollten fliehen, aber dafür war es zu spät. Die Schlangen schwammen durch die Flotte hindurch, allumfassend wie ein Algenbett. Die Attacken der Kreaturen waren höchst erfolgreich. Schlangen kreisten Schiffe ein und versprühten Gift. Einige der größeren Schlangen rammten weiter gegen die Schiffshüllen. Ein Schiff verlor alle Segel. Eine weitere Seeschlange wurde getroffen.
Sie schrie wild auf und stürzte sich auf das
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