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Zauberschiffe 06 - Herrscher der drei Reiche

Titel: Zauberschiffe 06 - Herrscher der drei Reiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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landen… irgendeinen Strand und ein Feuer, an dem sie sich orientieren kann.«
    »Würde Schlamm auch genügen?«, fragte Sorcor. »Der ist zwar glitschig, aber weicher als Felsen.«
    »Die Stinke-Insel«, bestätigte Etta.
    »Sie ist nicht weit entfernt«, fügte Red hinzu. »Vermutlich überfliegt sie sie jedes Mal, wenn sie einen Kreis zieht. Allerdings ist es ein schlechter Platz für ein Schiff. Sehr flaches Wasser.«
    »Aber man kann mit einem Boot hinüberrudern.« Etta löste das Problem. »Und es gibt dort genug Treibholz für ein Feuer.«
    »Wir müssen dorthin. Sofort.« Reyn starrte besorgt in den Himmel. »Wenn wir uns nicht beeilen, wird der Ozean sie verschlingen. Sie ist am Ende ihrer Kräfte.«

20. Der Wille eines Drachen

    Das feuchte Treibholz wollte kein Feuer fangen. Während Reyn sich mit dem Kienspan abmühte, den der Wind immer wieder ausblies, zog Malta ihren Umhang aus und stopfte ihn in den Holzstoß. Reyn blickte hoch, als sie ihre Laterne auf den Stapel schleuderte. Sekunden später leckten die Flammen am Saum des Stoffes. Er fürchtete schon, dass das Feuer wieder verlöschen würde, aber nach einigen Augenblicken hörte er das sehnlich erwartete Knistern von Holz, das sich entzündet.
    Malta war schon längst in den Schutz seines Umhangs geflüchtet. Als ihr Bruder sie merkwürdig anblickte, hob sie das Kinn und erwiderte seinen Blick trotzig. Sie schmiegte ihren nassen und bebenden Körper eng an den von Reyn. In der schützenden Dunkelheit hielt er sie fest und roch den Duft ihres Haars. Kühn küsste er ihren Scheitel. Die feinen Schuppen ihres Kamms schabten an seiner Wange, und Malta erzitterte unwillkürlich. Er fühlte, wie ihr Körper plötzlich heiß wurde.
    Sie sah ihn an, und die Überraschung intensivierte noch den blassen Glanz ihrer Regenwildaugen.
    »Reyn«, hauchte sie. Sie schwankte offensichtlich zwischen Entzücken und Empörung. »Das solltest du nicht tun«, tadelte sie ihn sittsam.
    »Bist du sicher?«, fragte er dicht an ihrem Ohr.
    »Jedenfalls nicht, wenn mein Bruder zusieht«, erklärte sie atemlos.
    Der Scheiterhaufen brannte jetzt gut. Reyn blickte besorgt in den Himmel. Er hatte Tintaglia eine Weile nicht gehört, aber ihre Sorge war deutlich zu spüren und übertrug sich auf ihn.
    Sie kreiste immer noch irgendwo da oben. Er betrachtete die Menschen, die mit ihm an den Strand gekommen waren. Die Stinke-Insel machte ihrem Namen alle Ehre. Sie wateten bis zum Knie im Schlamm, und Red war zu seinem Entsetzen der Länge nach in das Zeug hineingefallen. Vermutlich bereute er es mittlerweile, dass er unbedingt einen Drachen aus der Nähe hatte sehen wollen.
    Ein zweiter Scheiterhaufen wurde mit brennenden Scheiten des ersten entzündet. Plötzlich schrieen die Schiffe auf und die Drachenkönigin antwortete aus einiger Entfernung. Reyn rief eine Warnung: »Aus dem Weg!«
    Tintaglia landete unter heftigem Flügelschlagen, während sie gegen den Regen und die peitschenden Windböen ankämpfte.
    Reyn hatte erwartet, dass sie ohne eine menschliche Last elegant landen würde. Aber wie Sorcor gesagt hatte, war der Schlamm glitschig. Die gepanzerten Füße der Drachenkönigin rutschten weg, und ihr heftig schlagender Schwanz und ihre Schwingen spritzten reichlich Schlamm in die Luft. Sie kam rutschend erst unmittelbar vor dem Scheiterhaufen zum Stehen.
    Tintaglias Augen blitzten wütend, weil ihre Würde kompromittiert war. Sie schüttelte ihre klatschnassen Flügel aus und bespritzte die Menschen mit noch mehr Schlamm.
    »Welcher Idiot hat diesen Strand ausgesucht?«, wollte sie wütend wissen. Mit dem nächsten Atemzug fuhr sie fort: »Ist keine Nahrung vorbereitet?«
    Sie beschwerte sich die ganze Zeit, während sie zwei gewaltige Fässer mit Pökelfleisch in sich hineinstopfte. »Das ist ekliges, klebriges Zeug und zu klein, um ordentlich zuzubeißen«, verkündete sie am Ende ihrer Mahlzeit, während sie zu einer nahe gelegenen Quelle stapfte.
    »Sie ist ungeheuerlich!«, rief Sorcor staunend.
    Reyn wurde klar, dass er sich schon an ihre Herrlichkeit gewöhnt hatte. Malta hatte die Erinnerungen aus der Traumdose, aber dies hier war die erste Gelegenheit für die anderen, einen Drachen nicht nur im Flug, sondern aus nächster Nähe zu betrachten.
    »Sie ist wirklich wunderschön, sowohl in ihrer Gestalt als auch von ihren Bewegungen«, flüsterte Amber. »Ich verstehe jetzt, was Paragon meinte. Nur ein geborener Drache ist ein richtiger Drache. Alles andere sind nur

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