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Zauberschiffe 06 - Herrscher der drei Reiche

Titel: Zauberschiffe 06 - Herrscher der drei Reiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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ihnen denn gar nichts erzählt? Du hattest den ganzen Tag Zeit dafür!«
    »Vielleicht hast du vergessen, dass du mich mitten in eine Seeschlacht geworfen hast?«, fragte Reyn aufgebracht. »Wir haben den ganzen Tag darum gekämpft, zu überleben.«
    »Ich erinnere mich noch sehr genau, dass meine Schlangen für bloße menschliche Zwecke in Gefahr gebracht worden sind. Menschen streiten und töten sich immer.« Sie starrte alle finster an. »Das wird nicht länger toleriert. Ihr werdet diese Dinge beiseite schieben, bis ihr meinen Zwecken gedient habt, oder ihr fordert meinen Zorn heraus.« Sie hob den Kopf und breitete ihre Flügel halb aus. »Dafür werden meine Altvorderen ebenfalls sorgen. Kein Schiff darf mit einer Schlange kämpfen! Und kein armseliger Krieg wird geduldet, der den Nachschub in die Regenwildnis gefährden könnte! Ihr werdet nicht…!«
    Wintrow hielt es nicht mehr aus. »Was für ein ungehobeltes Geschöpf bist du, dass du versuchst, unser Leben mit Gewalt zu organisieren? Zählen unsere Träume, unsere Pläne und unsere Absichten in deiner größeren Sicht der Dinge gar nichts?«
    Die Drachenkönigin hielt inne und drehte den Kopf, als denke sie ernsthaft über seine Frage nach. Dann senkte sie ihren großen Schädel so dicht zu ihm hinunter, dass ihr Atem seine Kleidung bewegte. »Ich bin ein Drache, Mensch. In dem größeren Zusammenhang der Dinge zählen Eure Träume, Pläne und Absichten so gut wie nichts. Weil ihr einfach nicht lange genug lebt, um eine Rolle zu spielen.« Sie hielt inne, und als sie weitersprach, merkte Reyn, dass sie versuchte, ihre Stimme freundlicher klingen zu lassen. »Es sei denn, natürlich, ihr helft den Drachen. Wenn Ihr diese Aufgabe erfüllt habt, wird meine Spezies sich Eurer Dienste für Generationen erinnern. Können Menschen auf eine größere Ehre hoffen?«
    »Vielleicht hoffen wir einfach nur, unser unbedeutendes Leben so zu führen, wie es uns gefällt«, konterte Wintrow widerspenstig. Er wich nicht vor der Drachenkönigin zurück.
    Reyn erkannte die straffen Schultern und seinen zusammengepressten Mund. Wintrow teilte anscheinend den Eigensinn seiner Schwester Malta. Die Brust der Drachenkönigin schwoll an.
    Malta trat rasch zwischen ihren Bruder und Tintaglia.
    Furchtlos sah sie von einem zum anderen. »Wir sind alle sehr müde, viel zu müde, um heute gut zu verhandeln.«
    »Verhandeln!« Die Drachenkönigin schnaubte verächtlich.
    »O nein, nicht schon wieder! Ihr Menschlein und Euer ewiges Verhandeln!«
    »Es ist sicher viel einfacher, jeden zu fressen, der nicht mit dir übereinstimmt, hm?«, erkundigte sich Wintrow bissig.
    Malta legte ihm beschwichtigend die Hand auf den Arm.
    »Wir müssen schlafen. Wir alle!«, sagte sie nachdrücklich.
    »Selbst du, Tintaglia, brauchst Ruhe. Morgen, wenn wir geschlafen haben, kann jeder erklären, was er braucht. Es ist die einzige Möglichkeit, dieses Problem zu lösen.«
    Die Drachenkönigin ist die einzige, die Schlaf bekommt, dachte Althea. Die Menschen versammelten sich wieder, diesmal an Bord der Motley. Kapitän Red hatte damit geprahlt, dass er Kaffee an Bord hätte und außerdem sein Kartenzimmer etwas größer wäre als das der Viviace. Althea musste widerwillig eingestehen, dass sie Maltas Verhandlungsgeschick bewunderte. Ihre Nichte hatte anscheinend eine Menge von Ronica gelernt, aber es lag auch an ihrem angeborenen Charme. Ihr erster Schachzug war, dass die jamaillianischen Adligen jetzt mit ihnen am Tisch saßen. Althea belauschte einige Worte aus Maltas geflüsterter Unterhaltung mit dem beleidigten Satrapen. »… bindet sie durch ihr eigenes Interesse an Eure Dienste. Wenn Ihr sie zu stark demütigt, werden sie wie verräterische Hunde hinter Euch herschleichen. Doch wenn Ihr klug seid, sorgt Ihr dafür, dass sie den Vertrag nicht später widerrufen«, sagte sie hitzig.
    Wundersamerweise akzeptierte der Satrap dieses Mal ihre Forderungen. Ihr zweiter Geniestreich war, Essen für alle zu organisieren, bevor sie verhandelten. Als sie sich schließlich um Kapitän Reds Kartentisch versammelten, waren alle entspannter. Malta und Reyn hatten offenbar ebenfalls miteinander beratschlagt, denn Malta stand auf und verkündete, dass sie erst dann weiterverhandeln würden, wenn sie alle ausführlicher über die Ereignisse in Bingtown informiert hatten. Trotz ihres eigenen Interesses an Maltas Geschichte beobachtete Althea unwillkürlich die Gesichter der anderen Anwesenden. Die jamaillianischen

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