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Zauberschiffe 06 - Herrscher der drei Reiche

Titel: Zauberschiffe 06 - Herrscher der drei Reiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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Adligen wirkten bestürzt, als sie endlich das ganze Ausmaß des Betrugs ihrer chalcedeanischen Verbündeten begriffen. Etta hörte ruhig, aber aufmerksam zu. Amber starrte Wintrow beinahe unablässig grüblerisch an. Brashen an ihrer Seite war unnatürlich ruhig, und seine Hand, mit der er ihre hielt, war warm. Er meldete sich nur einmal zu Wort, und zwar, als Reyn begann, von dem Schaden zu berichten, den der Erdstoß in Trehaug angerichtet hatte. Brashen beugte sich vor, und seine Worte waren nur an Reyn gerichtet. »Werden die Angelegenheiten von Regenwildhändlern neuerdings so offen vor Außenstehenden besprochen?«, wollte er wissen.
    Reyn nahm ihm seine Worte nicht übel. Er senkte den Kopf zum Zeichen, dass er Brashens Besorgnis akzeptierte. »Wir haben festgestellt«, antwortete er jedoch, »dass wir entweder an der großen Welt teilhaben müssen oder untergehen. Ich sage hier nichts, was nicht bereits öffentlich bei einem Treffen des Stadtrats von Bingtown besprochen wurde. Die Zeit ist gekommen, da wir entweder unsere Geheimnisse offen legen oder mit ihnen zugrunde gehen.«
    »Verstehe«, erwiderte Brashen ernst und lehnte sich wieder zurück.
    Als Reyn fertig war, stand Wintrow auf und ergriff das Wort.
    Auf Althea wirkte er, als wäre er zu müde, um aufrecht stehen zu können. Und der Ton von resignierter Belustigung in seiner Stimme überraschte sie. »In Anbetracht dessen, was Reyn uns erzählt hat und aufgrund der Natur von Lebensschiffen müssen wir wohl Tintaglias Wünschen nachkommen.«
    »Wenn die Lebensschiffe mit ihr übereinstimmen, haben wir wohl kaum eine andere Wahl«, stimmte Althea ihm zu.
    Reyn richtete die Frage an Malta, aber alle konnten mithören.
    »Möchtest du lieber nach Hause nach Bingtown segeln oder nach Jamaillia?«
    Ihr Blick streifte kurz ihren Bruder und ihre Tante, und sie senkte nicht die Stimme, als sie schließlich seinen Blick erwiderte. »Ich gehe dahin, wo du hingehst.«
    Ein kurzes Schweigen folgte ihren Worten, doch sie löste die Verlegenheit kühn, indem sie sich an Lord Criath wandte.
    »Wie Ihr gehört habt, möchte die Drachenkönigin, dass wir wegen der Nahrungsmittel verhandeln, die in die Regenwildnis geschafft werden sollen. Jetzt wird sich herausstellen, wer vom Adel des Satrapen das Privileg erhält, uns helfen zu dürfen.«
    Criath runzelte verwirrt die Stirn. Malta sah ihn unverwandt an und wartete darauf, dass er endlich begriff, was sie ihm anbot. Schließlich räusperte sich der Lord. Er nickte seinen Gefährten zu, als vergewissere er sich ihrer Unterstützung, und erklärte: »Magnadon Satrap Cosgo, ich glaube, dass ich nicht allein stehe, wenn ich nunmehr die Weisheit unseres Paktes akzeptiere. Eigentlich«, er lächelte Malta an, »möchte ich gern den Vertretern der Drachenkönigin meine Unterstützung anbieten. Meine Besitzungen in Jamaillia schließen ausgedehnte Weizenfelder sowie einen großen Viehbestand ein. Ein gegenseitiger, gewinnbringender Handel mit dem Regenwildvolk könnte mich für meine Verluste entschädigen, die ich durch die Rückgabe meiner Bingtowner Landschenkungen erlitten habe.«
    Der größte Teil der Nacht verstrich mit zähem Feilschen.
    Althea schwieg, überwältigt von der Erkenntnis, dass sie der Neuordnung ihrer alten Welt beiwohnte. Tintaglia war klug beraten, ihre »Altvorderen« nach Jamaillia Stadt zu schicken, um für sie zu sprechen. Sie würden nicht nur Handelswege zwischen Jamaillia und der Regenwildnis öffnen – in Reyns schuppigem Gesicht konnten die Jamaillianer die kupferäugige Zukunft der Welt erkennen. Althea wurde schließlich von ihrer Erschöpfung übermannt. Ihre Wahrnehmung veränderte sich, und sie sah plötzlich eine gewaltige Gabelung hinter und eine reißende Strömung vor sich. Diese neue Welt von Menschen und Drachen würde eher durch Verhandlungen als durch Kriege geformt werden. Hier in diesem Raum schufen sie gerade den Präzedenzfall. Plötzlich begriff sie das. Sie suchte Ambers Blick, um ihr das zu signalisieren, aber die Schiffszimmerin hatte nur Augen für Wintrow, den sie wehmütig betrachtete.
    Die jamaillianischen Adligen witterten dagegen nur Profit und Macht. Sie feilschten bald heftig untereinander um Weizenpreise und versuchten tatsächlich erneut, ihre Rechte auf Bingtown geltend zu machen. Aber beide, Reyn und Malta, zogen in diesem Punkt eine klare Grenze. Althea war erleichtert, dass sie für ihre eigene Spezies genauso geschickt und klug verhandelten wie für die

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