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Zauberschiffe 06 - Herrscher der drei Reiche

Titel: Zauberschiffe 06 - Herrscher der drei Reiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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sich immer von ihm befreien, bevor er bereit war, sie loszulassen. Vermutlich ist das ihr unabhängiges Wesen, dachte er. Er wollte sich keine Sorgen machen, ob sie seiner vielleicht überdrüssig wurde. Aber sie war nicht sonderlich verärgert gewesen, als er es nicht geschafft hatte, ihre Hochzeit in der Halle der Händler zu arrangieren.
    Vielleicht wollte sie gar nicht so dauerhaft an ihn gebunden sein. Dann tadelte er sich selbst für seine Zweifel und seine Unzufriedenheit. Althea war immer noch bei ihm. Das war mehr, als er jemals in seinem Leben gehabt hatte, und es war ihm mehr wert als selbst dieser unbegreiflich gewaltige Schatz.
    Er sah sich auf der Plattform um und hob dann den Blick zu den beiden ähnlichen Strukturen in den beiden angrenzenden Räumen. »Diese Beute wird die Frachträume von Paragon bis zum Rand füllen. Igrot hat ihn voller Beute hierher gesegelt, und genauso werden wir auch hier wegsegeln. Ich versuche mir vorzustellen, wie das die Dinge für uns verändert, aber es will mir nicht gelingen. Ich bin einfach von jedem einzelnen Stück fasziniert.«
    Althea nickte. »Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass es uns gehört. Ich denke meistens daran, wie es die anderen beeinflussen wird. Meine Familie. Ich kann Mutter helfen, unser Heim wiederaufzubauen. Und Keffria muss sich jetzt nicht mehr um die Finanzen der Familie sorgen.«
    Brashen grinste. »Ich denke hauptsächlich an Paragon. Er bekommt ein neues Fenster und eine neue Takelage. Wir werden die Dienste eines ausgezeichneten Segelmachers in Anspruch nehmen. Wir könnten nach Süden segeln, zu den Gewürzinseln, ein genüsslicher Törn, eine Forschungsreise, ohne Terminplan und ohne Gewinn machen zu müssen. Ich würde gern die Häfen besuchen, die wir nicht mehr gesehen haben, seit dein Vater Kapitän auf der Viviace war.« Er beobachtete aufmerksam ihr Gesicht, als er hinzufügte: »Wir könnten uns sogar mit Wintrow und Viviace treffen. Und sehen, wie sie zurechtkommen.«
    Er beobachtete, wie sie darüber nachdachte. Für Althea wäre ein Besuch auf den südlichsten Handelsinseln eine Rückkehr zu den Häfen ihrer Kindheit. Vielleicht würde sie ja dort etwas von der Melancholie verlieren, die sie überschattete. Und vielleicht würden auch einige Geister der Vergangenheit Ruhe finden, wenn sie Wintrow und Viviace wiedersah. Würde es die Last von ihrer Seele nehmen, wenn sie begriff, dass sich ihr Schiff in guten Händen befand? Er weigerte sich, diese Begegnung zu fürchten. Auch wenn es ihn schmerzte, es zuzugeben, aber wenn er nicht bald diese Traurigkeit von ihr nehmen konnte, war es vielleicht besser, Althea ziehen zu lassen. Nicht, dass sie nicht lächelte oder sogar lachte. Das tat sie. Aber ihr Lächeln und ihr Lachen mündeten immer viel zu schnell in ein Schweigen, das ihn ausschloss.
    »Das würde mir gefallen«, sagte sie und riss ihn wieder in die Gegenwart zurück. »Wenn wir Paragon überreden können. Wir könnten ja auch gleichzeitig nach Tintaglias Schlangen suchen.«
    »Großartig«, sagte er mit gespielter Begeisterung. »Dann machen wir das.« Er holte tief Luft und blickte in den Himmel.
    Der kurze Frühlingstag neigte sich dem Ende zu. Durch das Blätterdach konnte er Sturmwolken sehen. Der Winter würde vielleicht noch einmal kurz zurückkehren. »Am besten gehen wir alle auf das Schiff und machen für heute Schluss«, erklärte er. »Es wird schnell dunkel, und ich sehe keinen Sinn darin, Männer oder den Schatz zu riskieren, wenn wir ihn in der Nacht heruntertragen.«
    Althea nickte. »Ich wollte sowieso kontrollieren, wie sie ihn verstauen.« Sie drehte sich zu den anderen um. »Die letzte Ladung, Männer. Morgen ist noch Zeit genug, das hier zu beenden.«
    Sie kam in der Dunkelheit an Deck und hatte eine Laterne in der Hand. Paragon musste sich nicht umdrehen, um zu sehen, wer es war. Er erkannte den leisen Schritt von Ambers nackten Füßen. Sie kam oft des Nachts zu ihm. Sie hatten schon viele nächtliche Gespräche geführt. Und waren auch oft einfach nur zusammengewesen, hatten den Geräuschen der Nachtvögel gelauscht und dem Gurgeln des Flusses. Normalerweise strahlten ihre Hände auf seiner Reling Frieden aus. Heute jedoch hängte sie die Laterne an einen Haken und legte etwas auf das Deck, bevor sie sich an die Reling lehnte.
    »Eine wunderbare Nacht, hm?«
    »Ja. Aber für dich wird sie nicht lange dauern. Die Laterne wird jedes Insekt anlocken, das Flügel hat. Vor einem Sturm gibt es immer

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