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Zauberschiffe 06 - Herrscher der drei Reiche

Titel: Zauberschiffe 06 - Herrscher der drei Reiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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laufen!«, rief Brashen entsetzt. Semoy hatte den Befehl des Schiffes sofort befolgt. Das Schiff steuerte plötzlich auf die hohen Bäume zu.
    »Es ist Schlammboden«, erwiderte Paragon ruhig. »Du kannst mich ganz leicht wieder freibekommen, falls das nötig wird.«
    Althea hielt sich an der Reling fest, doch statt auf Grund zu laufen, drang Paragon in einen tiefen, wenn auch schmalen Kanal mit beinahe stehendem Wasser ein. Vielleicht war das in der Regenzeit einer der vielen Wasserzuläufe, die den Regenwildfluss speisten. Jetzt war es nur ein schmaler, gewundener Kanal, der zwischen den Bäumen verschwand. Sie ließen den Hauptarm des Regenwildflusses hinter sich zurück.
    Aber sie kamen nicht weit, weil sich Paragons Takelage in den überhängenden Ästen verfing.
    »Du machst dir deine Takelung kaputt«, warnte Brashen ihn, aber das Schiff glitt noch tiefer in den Dschungel hinein.
    Althea wechselte einen besorgten Blick mit Brashen. Er schüttelte den Kopf und schwieg. Paragon war selbstständig. Er hatte das Recht, anzuordnen, wo sein Körper hinging. Die neue Herausforderung, dieses Lebensschiff zu steuern, bestand darin, seinen Willen zu respektieren und ihm ein eigenes Urteilsvermögen zuzutrauen. Selbst wenn das bedeutete, ihn in einer Lagune auf Grund zu setzen.
    Einige Matrosen riefen ihnen verwirrte Fragen zu, aber Semoy am Ruder blieb ganz ruhig. Blätter und Zweige regneten auf sie herab, und erschreckte Vögel kreischten und flatterten auf. Das Schiff wurde langsamer und kam schließlich zum Stehen.
    »Wir sind da«, verkündete Paragon aufgeregt.
    »Das sind wir allerdings«, bemerkte Brashen säuerlich und starrte auf das Durcheinander über ihnen.
    »Igrots Hort«, erklärte Amber leise.
    Althea und Brashen schauten sie verblüfft an. Sie war mit dem Blick der ausgestreckten Hand von Paragon gefolgt.
    Althea sah nur eine dunkle Masse über ihren Köpfen, in der gewaltigen Gabelung irgendwelcher uralten Bäume. Die Galionsfigur drehte sich um und grinste sie triumphierend an.
    »Sie hat es zuerst erraten, und sie hat Recht«, verkündete er, als würden sie ein Spiel spielen.
    Der größte Teil ihrer reduzierten Mannschaft stand an Deck und starrte auf die Stelle in den Bäumen, auf die Paragon gedeutet hatte. Igrots berüchtigter Stern war tief in die Rinde des nächstgelegenen Baumes eingebrannt worden. Die Zeit hatte das Zeichen immer breiter gemacht.
    »Igrots größter Raubzug«, erinnerte Paragon die anderen, »war die Eroberung einer Schiffsladung, die eigentlich für den Satrapen von Ganz-Jamaillia bestimmt war. Das war zu der Zeit, als der Satrap einmal im Jahr ein Tributschiff ausschickte, um einzusammeln, was ihm von seinen Provinzen zustand. Bingtown hatte Regenwildgüter zusammengestellt, und zwar eine gewaltige Menge. Aber auf dem Weg nach Jamaillia ging die Barke verloren. Und auch von ihrer Ladung wurde niemals etwas wiedergesehen.«
    »Das war noch vor meiner Zeit, aber ich habe davon gehört«, erklärte Brashen. »Die Leute munkelten, dass es die wertvollste Ladung wäre, die Trehaug jemals verlassen hätte. Einige Schatzkammern waren ausgegraben worden. Und alles war verloren.«
    »Versteckt«, verbesserte ihn Paragon. Er sah wieder zu den Bäumen hinauf. Althea betrachtete die dunkle Masse genauer.
    Sie war mit Efeu und wildem Wein zugewachsen und thronte hoch oben auf den Bäumen. Sie überspannte die Äste mehrerer Bäume.
    Paragons Stimme klang triumphierend. »Habt ihr euch niemals gefragt, warum Igrot ein Lebensschiff wollte? Nur weil er damit einen Platz erreichen konnte, an dem er seine Schätze aufbewahrte, einen Ort, an den ihm kein gewöhnlicher Pirat folgen konnte. Selbst wenn ein Mitglied seiner Mannschaft ausgeplaudert hätte, wo sich der Schatz befand, hätten Räuber ein Lebensschiff gebraucht, um ihn zu erreichen. Er hat ihn hier versteckt, und seine Herzchen sind von meiner Takelung in die Zweige geklettert. Dort oben haben sie eine Plattform gebaut und den Schatz hinaufgeschleppt. Er dachte, dass er dort für immer sicher wäre.«
    Brashen knurrte wütend. »Hat er dich geblendet, bevor oder nachdem er diesen Ort ausgesucht hat?«
    Die Galionsfigur ließ sich von der Frage nicht schockieren.
    »Danach«, sagte er ruhig. »Er hat mir nie getraut. Dafür hatte er auch allen Grund. Ich weiß nicht mehr, wie oft ich versucht habe, ihn umzubringen. Er hat mich geblendet, damit ich ohne ihn niemals hierher zurückfinde.« Er drehte sich zu der staunenden Mannschaft

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