Zauberschiffe 06 - Herrscher der drei Reiche
um und zwinkerte Amber zu. »Dass mich jemand neu schnitzen und mir mein Augenlicht wiedergeben könnte, darauf ist er nicht gekommen. Ich auch nicht, damals jedenfalls. Trotzdem bin ich jetzt hier. Der einzige Überlebende einer blutrünstigen Mannschaft. Der Schatz gehört mir. Und daher euch.« Ein verblüfftes Schweigen folgte seinen Worten. Niemand sprach oder rührte sich.
Die Galionsfigur hob fragend die Augenbrauen. »Möchte ihn denn niemand für uns bergen?«, fragte er ironisch.
Einen Blick darauf zu werfen war einfach. Aber Bohlen und Flaschenzüge in den Ästen einzurichten, um das ganze Zeug auf Paragons Deck zu transportieren, war der zeitaufwendige Teil. Trotz der anstrengenden Arbeit beschwerte sich niemand.
»Was Clef angeht, könnte man glauben, dass Paragon das extra seinetwegen so geplant hat, um ihn von seinen Unterrichtsstunden zu erlösen«, beschwerte sich Brashen. Clef war der geschickteste Kletterer auf dem Paragon und daher während dieser Arbeit vom Unterricht befreit.
»Wenn er noch mehr grinst, dann fallen ihm irgendwann die Zähne raus«, stimmte Althea ihm zu und beobachtete Clef. Ein schwerer Sack hüpfte auf seinem Rücken, als er wieder zum Schiff zurückging. Weder Schlangen noch Insektenschwärme hatten die Begeisterung des Jungen für seine Hochseilakte zwischen dem Schiff und der Plattform schmälern können.
»Ich wünschte, er wäre etwas vorsichtiger«, sagte sie.
Althea, Brashen und einige Matrosen standen auf einer Plattform aus Bohlen. Die Lianen hatten die alte Struktur während der Jahre noch verstärkt und sie sogar in ihr eigenes System aus Luftwurzeln und Ranken integriert. Den Kisten und Fässern dagegen, die Igrots Schatz enthielten, war es nicht so gut ergangen. Ein großer Teil der Arbeit bestand darin, den verstreuten Reichtum in leere Fässer und Kisten umzupacken.
Die Vielfalt des Schatzes erstaunte sie. Sie hatten jamaillianische Münzen und Silber gefunden, ein sicheres Zeichen dafür, dass Igrot mehr als nur den Regenwildschatz hier versteckt hatte. Einiges von seiner Beute hatte die Zeit nicht überdauert. Es gab Gobelins, die schon lange vermodert waren, und Haufen von eisernen Ringen auf verrottetem Leder, die einmal Kampfrüstungen gewesen waren. Was jedoch überdauert hatte, überwog den Verlust bei weitem. Brashen hatte Becher mit Juwelen gesehen, beeindruckende Schwerter, die immer noch scharf waren und glänzten, als er sie aus ihrer ziselierten Scheide zog, Halsketten und Kronen, Statuen und Vasen, Spielbretter aus Elfenbein und Marmor mit glitzernden Kristallfiguren und andere Dinge, die er nicht einmal identifizieren konnte. Es gab auch bescheidenere Beutestücke, Serviertabletts und kostbare Teetassen, geschnitzte Haarkämme und juwelengeschmückte Haarnadeln. Unter den Regenwildgütern befanden sich zwei wunderbar geschnitzte Drachen, deren Schuppen aus feingeschliffenen Edelsteinen bestanden, und eine Puppenfamilie mit schuppigen Gesichtern.
Diese letzten Gegenstände packte Brashen gerade vorsichtig in den Zwiebelkorb aus Paragons Kombüse.
»Ich glaube, das sind Musikinstrumente oder vielmehr das, was von ihnen übrig ist«, vermutete Althea.
Er drehte sich um und streckte sich, um zu sehen, was sie tat.
Sie kniete vor einer Kiste, deren Ränder aufgeplatzt waren, und räumte sie leer. Sie hob aneinander gekettete Kristalle hoch, die wunderschön klangen, nachdem Althea sie entwirrt hatte.
Sie hatte vergessen, dass auf ihrem Haar ein Netz aus juwelenbesetzten Ketten lag. Wenn sie sich bewegte, glitzerte das Sonnenlicht in ihrem Haar. Sie verwirrte ihn, und die Liebe zu ihr ließ sein Herz anschwellen.
»Brashen?«, beschwerte sie sich einen Augenblick später. Er begriff, dass er sie immer noch anstarrte. Schweigend stand er auf und ging zu ihr. Er zog sie hoch und küsste sie, ohne auf das verständnisvolle Grinsen der beiden Seeleute zu achten, die gerade verstreute Münzen in schwere Segeltuchsäcke schaufelten. Er hielt sie fest, immer noch etwas verblüfft darüber, dass er das einfach tun konnte. »Verlass mich nie wieder«, sagte er erstickt, während er seinen Mund in ihr Haar drückte.
Sie sah grinsend zu ihm hoch. »Warum sollte ich wohl einen reichen Mann wie dich verlassen?«, verspottete sie ihn. Sie legte ihre Hände auf seine Brust und schob ihn liebevoll von sich weg.
»Wusste ich's doch, dass du nur hinter meinem Vermögen her bist«, erwiderte er und ließ sie los. Er unterdrückte einen Seufzer. Sie wollte
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