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Zauberschiffe 06 - Herrscher der drei Reiche

Titel: Zauberschiffe 06 - Herrscher der drei Reiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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Bäumen schwebten dicke Wolken. »Alle von uns haben ein Recht zu leben. Aber was ist, wenn wir aus Mangel an Führung den falschen Weg gewählt haben? Nimm zum Beispiel Wintrow. Wenn er jetzt ein anderes Leben hätte führen sollen? Wenn er zum Beispiel durch etwas, was ich nicht gesagt oder getan habe, König der Pirateninseln geworden ist, obwohl er doch ein Mann hätte werden sollen, der sein Leben dem Studium und der Versenkung widmet? Ein Mann, dessen Schicksal vorhersah, dass er ein abgeschiedenes Leben hinter Klostermauern führte, wird stattdessen ein König. Seine tiefen spirituellen Meditationen werden sich niemals ereignen, und ihre Ergebnisse niemals der Welt mitgeteilt werden.«
    Paragon schüttelte den Kopf. »Du machst dir zu viel Sorgen.«
    Mit seinem Blick verfolgte er eine Motte. Sie flatterte vorbei und war anscheinend fest entschlossen, sich in der Laterne zu verbrennen. »Menschen haben ein so kurzes Leben. Ich glaube, dass sie nur wenig Einfluss auf die Welt haben. Gut, Wintrow ist kein Priester. Vermutlich ist das nicht bedeutsamer als ein Mann, der eigentlich König werden sollte und stattdessen ein weltfremder Gelehrter wurde.«
    Er fühlte, wie ein Schauer durch ihren Körper lief. »Ach Schiff«, tadelte sie ihn leise. »Sollte das ein Trost sein?«
    Vorsichtig tätschelte er sie, wie ein Vater sein Kind trösten würde. »Lass dich davon trösten, Amber. Du bist nur eine kleine, kurzlebige Kreatur. Du wärst eine Närrin, wenn du glaubst, den Lauf der ganzen Welt ändern zu können.«
    Sie schwieg, bis sie schließlich zittrig lachte. »Ach, Paragon, in diesem Punkt hast du mehr recht, als du ahnst, mein Freund.«
    »Sei mit deinem Leben zufrieden, meine Freundin, und lebe es gut. Lass die anderen selbst entscheiden, welchem Pfad sie folgen wollen.«
    Sie sah ihn stirnrunzelnd an. »Selbst wenn du siehst, mit absoluter Klarheit erkennst, dass es der Falsche ist? Dass sie sich selbst wehtun?«
    »Vielleicht haben die Menschen ein Recht auf ihre Schmerzen«, erwiderte er. Zögernd fügte er hinzu. »Vielleicht brauchen sie sie sogar.«
    »Vielleicht«, stimmte sie ihm unglücklich zu. »Bitte, setz mich oben ab. Ich muss ins Bett gehen und über das schlafen, was du mir erzählt hast. Bevor der Regen und die Moskitos mich finden.«
    Althea erstickte in ihrem Albtraum. Es nützte ihr nichts, dass sie wusste, dass sie träumte. Sie konnte ihm nicht entkommen.
    Sie konnte nicht atmen, und er lag auf ihrem Rücken, und tat ihr weh. Tat ihr ständig weh. Sie wollte schreien und konnte es nicht. Wenn sie nur schreien könnte, dann könnte sie aufwachen, aber sie wusste nicht, wie sie das schaffen sollte.
    Ihre Schreie waren in ihr eingeschlossen.
    Der Traum veränderte sich plötzlich.
    Paragon stand über ihr. Er war ein Mann, ein großer, dunkelhaariger Mann, und sah ernst aus. Er sah sie mit Kennits Augen an. Sie duckte sich vor ihm weg. Seine Stimme klang verletzt, als er sprach. »Althea, das genügt. Keiner von uns kann es länger ertragen. Komm zu mir«, befahl er ihr. »Leise, und sofort.«
    »Nein.« Sie fühlte, wie er sie zog, und weigerte sich. Der wissende Blick seiner Augen bedrohte sie. Niemand sollte ganz verstehen, was sie fühlte.
    »Doch«, sagte er, als sie sich weigerte. »Ich weiß, was ich tue. Komm zu mir.«
    Sie konnte nicht atmen und sich nicht bewegen. Er war zu groß und zu stark. Aber sie kämpfte immer noch. Wenn sie kämpfte und sich wehrte, wie konnte es dann ihre Schuld sein?
    »Es war nicht deine Schuld. Komm weg von dieser Erinnerung, es passiert nicht jetzt. Das ist vorbei und erledigt. Lass zu, dass du es bewältigst. Sei ruhig, Althea, sei ruhig. Wenn du schreist, weckst du dich auf. Schlimmer noch, du weckst die ganze Mannschaft.«
    Dann würden alle von ihrer Schande erfahren.
    »Nein, nein, nein. Darum geht es überhaupt nicht. Komm einfach zu mir. Du hast etwas, das mir gehört.«
    Plötzlich war die Hand vor ihrem Mund weg, das Gewicht von ihrem Körper verschwunden, aber sie war immer noch in sich selbst gefangen. Unvermittelt riss sie sich frei. Sie war irgendwo anders, wo es kalt, windig und dunkel war. Es war ein sehr einsamer Ort. Jede Gesellschaft war besser als diese Isolation. »Wo bist du?«, rief sie, aber es war nur ein Flüstern.
    »Hier. Mach deine Augen auf.«
    Sie stand mitten in einem nächtlichen Sturm auf dem Vordeck. Der Wind schüttelte die Bäume über ihrem Kopf, und kleine Äste und Zweige fielen die ganze Zeit herunter. Paragon

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