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Zauberschiffe 06 - Herrscher der drei Reiche

Titel: Zauberschiffe 06 - Herrscher der drei Reiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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ging. Reyn war froh gewesen zu erfahren, dass sein Stiefvater und seine Halbschwester gesund in die Stadt zurückgekehrt waren. Bendir hatte Trehaug verlassen und war flussaufwärts gesegelt, um die Stelle in Augenschein zu nehmen, die Tintaglia auf der winzigen Flusskarte bezeichnet hatte, die sie mitgeschickt hatten. Er war sicher bereits dabei, eine Methode zu ersinnen, wie sie den Fluss am besten ausheben konnten. Gleichzeitig suchte er nach Anzeichen für eine versunkene Stadt. Tintaglia war zufrieden und hatte sich schließlich bereit erklärt, die Suche nach Malta zu beginnen. Es überraschte Reyn nicht, zu sehen, wie viele Leute sich versammelt hatten, um seinen Aufbruch zu verfolgen. Die meisten wahrscheinlich eher aus Neugier, denn aus ernster Sorge um seine Mission. Maltas Tod würde ihnen kaum nahe gehen.
    »Bist du bereit?«, fragte Tintaglia ihn gereizt. Durch ihre Verbindung sprach sie in seinem Kopf, sodass er ihre Verärgerung unmittelbar spüren konnte.
    Entschlossen trennte er ihre Gefühle von seinen.
    Bedauerlicherweise blieben ihm danach nur Nervosität und Furcht. Er machte einen Schritt auf die Drachenkönigin zu.
    »Ich bin bereit.«
    »Sehr gut«, antwortete sie. Sie verabschiedete sich mit einem Blick von den Versammelten. »Wenn ich zurückkehre, erwarte ich, Fortschritte zu sehen. Große Fortschritte.«
    Selden verließ plötzlich die Seite seiner Mutter und schob Reyn einen kleinen Lederbeutel in die Hand. Darin klapperte etwas. »Nimm die. Sie haben Malta gehört. Vielleicht helfen sie dir, zu ihr durchzudringen.«
    Ernst öffnete Reyn den Verschluss des kleinen Beutels. Er erwartete irgendwelche Juwelen, doch stattdessen fand er eine Handvoll gefärbter Honigbonbons. Er sah verwirrt von den Süßigkeiten hoch. Selden zuckte mit den Schultern.
    »Ich war gestern in unserem alten Haus und habe nachgesehen, was noch da war. Fast alles ist gestohlen oder zerstört worden. Also habe ich an den weniger offensichtlichen Stellen gesucht.« Selden grinste. »Ich habe immer gewusst, wo Malta ihre Süßigkeiten versteckt hat.« Das Lächeln wurde zärtlicher. »Sie liebt Honigbonbons. Vielleicht helfen sie dir gegen die Kälte. Ich glaube kaum, dass es Malta etwas ausmacht, wenn du sie isst.«
    Das war typisch Malta. Süßigkeiten für eine Ungewisse Zukunft zu horten. Reyn schob den Beutel in seine Tasche.
    »Danke«, sagte er ernst. Dann zog er einen wollenen Schleier über das Gesicht und steckte ihn in den Kragen seiner Jacke. Er würde sein Gesicht warm halten, wenn er auch seine Sicht etwas einschränkte.
    »Das ist klug«, bemerkte Selden aufmunternd. »Du veränderst dich sehr stark, weißt du. Als ich dich zuerst gesehen habe, dachte ich mir, dass es Malta nichts ausmachen würde. Aber du hast jetzt viel mehr Knubbel.« Der Junge hob unbewusst die Hand und strich sich über die Stirn. »Sie wird einen Anfall bekommen, wenn sie mich sieht«, meinte er unbekümmert.
    Die Drachenkönigin stellte sich auf die Hinterbeine. »Beeil dich!«, forderte sie Reyn barsch auf. Selden sprach sie sanfter an. »Geh zur Seite, kleiner Minnesänger, und schütze deine Augen. Ich möchte dich nicht mit dem Staub blenden, den meine Schwingen aufwirbeln.«
    »Ich danke dir, Große. Obwohl es kaum ein großer Verlust wäre, geblendet zu sein, wenn der letzte Anblick der von dir wäre, voll strahlendem Silber und Blau, wenn du dich erhebst. Solch eine Erinnerung würde mich bis ans Ende meiner Tage aufrechterhalten.«
    »Schmeichler!« Die Drachenkönigin verwarf seine Worte, aber sie gab sich keine Mühe, ihr Vergnügen darüber zu verbergen. Sobald Selden zur Seite getreten war, packte sie Reyn und hob ihn vom Boden hoch, als wäre er ein Spielzeug.
    Sie umfasste seine Brust, und seine Arme und Beine baumelten herunter.
    Sie schüttelte die Schwingen aus und hockte sich auf ihre mächtigen Hinterbeine. Zweimal schlug sie abschätzend mit den Flügeln. Reyn versuchte, ein Lebewohl zu rufen, bekam aber nicht genug Luft. Sie sprang so plötzlich hoch, dass ihm sein Kopf in den Nacken gerissen wurde. Die Abschiedsrufe gingen im Donnern ihrer Flügel unter. Er schloss die Augen gegen den kalten Wind. Als er sie wieder aufschlug, blickte er auf einen glitzernden Teppich von Blau und Grau, der sich in einem sanften Muster wellte. Das Meer befand sich weit unter ihm, sehr weit, das wurde ihm plötzlich klar. Unter ihm lag nichts anderes als tiefes, eiskaltes Wasser. Er schluckte die aufsteigende Angst

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