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Zauberschiffe 06 - Herrscher der drei Reiche

Titel: Zauberschiffe 06 - Herrscher der drei Reiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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in dem Spiegel. Das Leben auf einem Schiff tat ihrer Haut nicht gut. Sie war viel zu blass, bis auf ihre geröteten Augen und Lippen, die vom Wind entzündet waren. »Ich sehe ziemlich ordinär aus«, sagte sie leise. »Wie eine schwer arbeitende Dienstmagd.«
    Entschlossen klappte sie den Deckel der Truhe zu. Ihre Haltung, nicht ihr Aussehen, hatte ihr den Respekt des Kapitäns und der Mannschaft eingebracht. Wenn sie sich jetzt gehen ließ, würde sie damit ihre Chance verspielen, mit ihnen zurechtzukommen. Zudem hegte sie massive Zweifel, dass Cosgo seine kleine Farce ohne ihre Hilfe weiterführen konnte.
    Nur ihre fortgesetzte Unterwürfigkeit ihm gegenüber befähigte ihn überhaupt, wie ein Satrap zu handeln. Es war ekelhaft, dass sie so viel Kraft damit verschwenden musste, Cosgos Glauben an seine Überlegenheit zu stärken. Schlimmer noch: Je mehr sie ihm schmeichelte, desto attraktiver fand er sie. Wenigstens war sie viel stärker als er. Seine gelegentlichen Bemühungen, sich ihr körperlich zu nähern, hatte sie mit Leichtigkeit abgewiesen, seine tatschenden Hände weggeschoben und ihn daran erinnert, dass sie seiner Aufmerksamkeiten nicht würdig war.
    Malta schlüpfte in weiche Lederslipper, ging dann zum Bett des Satrapen, räusperte sich vernehmlich und zog die Vorhänge zurück. Sie wollte ihn auf keinen Fall in irgendeiner unangenehmen Situation überraschen. »Edler Herr, ich störe nur ungern Eure Ruhe, aber ich möchte um Eure Erlaubnis nachsuchen, Euch das Frühstück zu holen.«
    Er öffnete ein Auge. »Es sei dir gestattet. Sorge dafür, dass es heiß ist und nicht lauwarm – wie gestern.«
    »Das werde ich, Herr«, versprach sie demütig. Sie konnte ihn schlecht daran erinnern, dass er gestern noch rauchend im Bett liegen geblieben war, lange nachdem sie ihm das Tablett hingestellt hatte. Nichts war jemals seine Schuld. Malta zog den Umhang fest um ihre Schultern und verließ leise die Kabine.
    Das war ihre eigene, gestohlene Zeit. Wenn der Satrap sie nicht sehen konnte, schritt sie forscher aus und genoss ihre Freiheit, die ihr jetzt niemand mehr streitig machte. Wenn sie Matrosen begegnete, starrten die auf ihre umwickelte Stirn und machten sich hinter ihrem Rücken über sie lustig. Aber sie ließen sie in Ruhe.
    Die Kombüse befand sich in einem kleinen Aufbau mittschiffs. Als Malta sie erreichte, stand die Schiebetür offen.
    Der Koch nickte ihr grüßend zu. Er war ein blasser, düsterer Mann. Das Tablett und die beiden Schüsseln waren bereits vorbereitet, und der Koch rührte mit einem Holzlöffel den Haferbrei um, die Morgenration für alle. Einige Dinge konnten nicht einmal die Beschwerden eines Satrapen ändern. Plötzlich schrie der Ausguck auf, und der Koch hastete zur Tür. Einen Augenblick später war an Deck die Hölle los. Die morgendliche Ruhe wurde durch wilde Schreie und polternde Schritte gestört. Befehle wurden gebrüllt. Trotz ihres begrenzten Chalcedeanisch merkte Malta, dass eine Menge Flüche ausgestoßen wurden. Der Koch stand immer noch an der Tür und würzte das allgemeine Gebrüll mit einigen deftigen Worten, warf dann die Kelle beiseite und befahl Malta streng, irgendetwas zu tun. Dann lief er los und schob die Tür hinter sich zu. Malta öffnete sie sofort wieder einen Spalt.
    An Deck herrschte zielstrebige Aktivität. Zog etwa ein Sturm auf? Bewundernd sah sie zu, wie Leinen gelockert, Segel gesetzt und die Leinen wieder festgezurrt wurden. Während sie zusah, blähte sich noch mehr Leinwand an den schon reichlich mit Segeln bestückten Masten des Schiffes auf. Malta fühlte, wie sich das Deck unter ihren Füßen neigte, als das Schiff Fahrt aufnahm.
    Die Ausguckposten riefen unablässig Berichte zum Deck hinunter. Malta trat zwei Schritte aus der Kombüse heraus und legte den Kopf in den Nacken. Sie sah die ausgestreckte Hand des Ausgucks und folgte mit den Augen der Richtung, in die sie zeigte.
    Segel. Es war ein anderes Schiff, und es näherte sich schnell.
    Nach einem weiteren Schrei von oben zog sie sich hastig in die Kombüse zurück und spähte durch das gegenüberliegende Bullauge. Noch ein Schiff. Mit geblähten Segeln kam es ihnen immer näher. Beide Schiffe führten eine merkwürdig zusammengestückelte Flagge am Mast, einen Raben mit weit ausgebreiteten Flügeln. Maltas Gedanken überschlugen sich.
    Das chalcedeanische Schiff floh vor diesen beiden anderen Schiffen. Bedeutete das, dass sie aus Bingtown kamen? Oder handelte es sich um Piraten?

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