Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Zauberschiffe 06 - Herrscher der drei Reiche

Titel: Zauberschiffe 06 - Herrscher der drei Reiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
Vom Netzwerk:
Stellten Piraten denn anderen Piraten nach? Malta wusste nicht, ob sie hoffen sollte, dass der Chalcedeaner den Piraten entkam oder von ihnen gekapert wurde. Was würde mit dem Satrapen und ihr geschehen, wenn sie gefangen genommen wurden und die anderen Schiffe Piratenboote waren? Sie ersann hastig einen Plan.
    Malta wartete auf eine passende Gelegenheit, stürzte dann aus der Kombüse und verschwand wie ein Mäuschen in der richtigen Luke. Der Lukendeckel schloss sich über ihr, und einen Moment war alles dunkel. Sie eilte durch das Schiff; die Mannschaftsquartiere waren verlassen. Im schwachen Licht einer Laterne raffte sie wahllos irgendwelche Seemannskleidung zusammen, bevor sie in die Kabine des Satrapen stürmte. Als sie hineinplatzte, öffnete er träge die Augen und betrachtete sie gereizt.
    »Dein Verhalten ist unschicklich«, erklärte er. »Wo ist mein Frühstück?«
    Trotz der kritischen Lage musste sie ihre Rolle weiterspielen.
    »Ich erbitte untertänigst Eure Verzeihung, edler Herr. Unser Schiff flieht vor zwei anderen Schiffen. Wenn sie uns erreichen, wird es einen Kampf geben. Und in diesem Fall, so fürchte ich, wird man uns überwältigen. Ich nehme an, dass es sich um Piraten der Pirateninseln handelt, die den Satrapen von Jamaillia weder besonders lieben noch respektieren. Also habe ich mir einige Kleidungsstücke geborgt, damit Ihr Euch verkleiden könnt. Als einfacher Seemann werdet Ihr vielleicht nicht auffallen. Genauso wenig wie ich.«
    Noch während sie redete, sortierte sie hastig die Kleidung aus. Für sich selbst wählte sie ein grobes Hemd und eine Hose und dazu noch eine Seemannsmütze, um ihre Stirn zu verbergen. Ein dicker und viel zu großer Pullover würde vielleicht helfen, dass sie als Junge durchging. Für den Satrapen hatte sie sauberere Kleidung ausgesucht. Damit näherte sie sich langsam dem Bett. Der Satrap starrte sie finster an und umklammerte seine Bettdecke fester.
    »Erhebt Euch, Glorreicher, und ich werde zunächst Euch beim Ankleiden helfen.« Am liebsten hätte sie ihn angeschrieen und es ihm befohlen wie einem halsstarrigen Kind, aber sie wusste, dass ihn das nur noch sturer machen würde.
    »Nein. Leg diese widerlichen Lumpen beiseite und hol ordentliche Kleidung für mich. Wenn ich schon vor dem Frühstück aufstehen und mich anziehen muss, will ich mich ankleiden, wie es sich für mich geziemt. Du tust unseren chalcedeanischen Seeleuten Unrecht, wenn du glaubst, dass sie so leicht eingeholt und geschlagen werden können. Ich habe es nicht nötig, mich hinter einer ordinären Verkleidung zu verstecken.« Er setzte sich hin und verschränkte entschlossen die Arme vor der Brust. »Bring mir ordentliche Kleidung und Schuhe. Ich werde hinaus an Deck gehen und zusehen, wie mein Patrouillenboot diese ordinären Piraten vertreibt.«
    Malta seufzte ergeben. Wenn er sich schon nicht verstecken wollte, dann würde sie wenigstens dafür sorgen, dass sein Wert im Tausch gegen Lösegeld offensichtlich war. Die Piraten behandelten wertvolle Gefangene bestimmt besser.
    Sie verneigte sich. »Ihr habt natürlich Recht, Erhabener. Ich bitte Euch, verzeiht die Narrheit einer einfachen Frau.« Sie warf die Seemannskleidung auf den Gang hinaus. Dann trat sie an die Truhe, wählte die prächtigsten Roben aus, die sie finden konnte, und brachte sie dem Satrapen.
    Ein plötzlicher Ruck ging durch das Schiff, und Malta stürzte gegen das Bett. Sie hielt den Atem an und lauschte. Die Geräusche an Deck hatten sich verändert. Man hörte laute Schritte und wütende Schreie. Waren sie gerammt worden?
    Wurden sie vielleicht gerade in diesem Moment geentert?
    Malta rang nach Luft. »Herr, ich glaube, wir sollten uns beeilen.«
    »Na gut.« Mit einem gequälten Seufzer schob er die Decken zurück und streckte die Arme aus. »Du darfst mich ankleiden.«

    Tintaglia schüttelte ihn. Reyn öffnete die Augen und sah das schwache Funkeln von dunklem Wasser weit unter sich. Er schrie entsetzt auf und umklammerte die Klauen, die ihn hielten.
    »So ist es besser«, verkündete die Drachenkönigin mitleidlos.
    »Ich dachte schon, du wärst tot. Ich habe vergessen, dass Menschen nicht so fest mit ihren Körpern verbunden sind wie Drachen.« Reyn klammerte sich an ihre Krallen. Ihm schwindelte, ihm war kalt, und er fühlte sich winzig, aber das war wohl nicht die Wirkung des Fluges. Vermutlich war er bewusstlos gewesen. Er starrte hinab, und plötzlich begriff er, was er da sah. »Sind das da drüben

Weitere Kostenlose Bücher