Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Zauberschiffe 06 - Herrscher der drei Reiche

Titel: Zauberschiffe 06 - Herrscher der drei Reiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
Vom Netzwerk:
würden Malta finden, und sie würden sie sicher nach Hause bringen. Er klammerte sich mit beiden Händen an Tintaglias Krallen fest und ignorierte die Schmerzen in seinen pendelnden Beinen.

    Malta zitterten die Hände, als sie die Jacke glatt zog. Ein gequälter Schrei ertönte über ihnen an Deck. Sie biss die Zähne zusammen und redete sich ein, dass die Chalcedeaner gewannen. Irgendwie zog sie plötzlich die bekannte Gefahr der unbekannten vor. Sanft strich sie den Kragen des Satrapen zurecht. So. Der Satrap von Ganz-Jamaillia, Erbe des Perlenthrons, der Magnadon Satrap Cosgo, war jetzt präsentabel. Der Satrap betrachtete sich in dem kleinen Spiegel, den sie ihm hinhielt. Unbeeindruckt von den Kampfgeräuschen strich er sich seinen schmalen Schnurrbart glatt. Über ihnen auf Deck stürzte etwas schwer zu Boden. »Ich werde jetzt hinaufgehen«, verkündete er.
    »Ich glaube nicht, dass das klug wäre. Dort oben wird gekämpft, hört Ihr das nicht?« Sie hatte zu hastig gesprochen.
    Er schob eigensinnig das Kinn vor.
    »Ich bin kein Feigling«, erklärte er.
    Nein, nur ein Idiot! »Herr, Ihr dürft Euch nicht in Gefahr begeben!«, flehte sie ihn an. »Ich weiß, dass Ihr um Euch selbst nicht fürchtet, aber denkt an Jamaillia, das verwaist und hilflos sein würde, wie ein ruderloses Schiff, wenn Euch etwas zustoßen sollte.«
    »Du bist eine Närrin«, erklärte der Satrap ihr nachsichtig.
    »Wer würde es schon wagen, den Satrapen von Jamaillia tätlich anzugreifen? Diese Piratenhunde mögen vielleicht meine Herrschaft in Frage stellen, aber nur von einer sicheren Entfernung aus. Wenn sie mir ins Gesicht blicken, werden sie sich vor Scham auf den Boden werfen.«
    Er glaubte das tatsächlich. Malta sah ihn erstaunt an, als er zur Tür ging. Er blieb stehen und wartete darauf, dass sie ihm die Tür aufmachte. Vielleicht war das ja die Lösung. Wenn sie die Tür nicht öffnete, würde er vielleicht einfach in der Kabine bleiben. Doch nach einem langen Moment runzelte er die Stirn, sah sie an und verkündete: »Anscheinend muss ich wirklich alles selbst machen.« Mit diesen Worten öffnete er die Tür.
    Malta folgte ihm, nervös und gleichzeitig fasziniert.
    Als sie am Fuß der Treppe ankam, die auf Deck führte, überlegte sie, ob der Lukendeckel ihn vielleicht retten mochte.
    Er war sehr schwer zu heben und zu verschieben, und möglicherweise schaffte der Satrap das nicht. Aber dann wurde die Luke plötzlich geöffnet, und ein Sonnenstrahl fiel auf sie.
    Ein Mann mit freiem Oberkörper starrte auf sie herab. Die Rabentätowierung auf seiner Brust war mit frischem Blut besudelt, ganz offenkundig nicht seines. Sklaventätowierungen bedeckten sein Gesicht und seinen Hals. Von der Klinge in seiner Hand tropfte Blut. Dann veränderte sich sein staunender Blick, und er stieß einen Jubelschrei aus.
    »He, Käpt'n! Kommt und seht, was für hübsche Vögelchen ich da unten gefunden habe!« Dann bellte er den Satrapen und Malta an: »Kommt hoch und beeilt euch gefälligst!«
    Als der Satrap aus der Luke auftauchte, packte der Pirat ihn am Arm und zerrte ihn an Deck. Der Satrap fluchte und schlug nach dem Mann, der ihn mit einem beiläufigen Stoß zu Boden schickte. Als er Malta packte, biss sie die Zähne zusammen.
    Sie würde nicht schreien. Stattdessen starrte sie ihn finster an, als er sie an einem Arm hochhob und auf das Deck schwang.
    Sie landete neben dem Satrapen auf den Füßen. Ohne den Blick von dem grinsenden Piraten abzuwenden, bückte sie sich, fasste den Satrapen am Arm und half ihm auf.
    Das Deck war ein Trümmerhaufen. Eine Gruppe von entwaffneten Chalcedeanern war an einem Ende zusammengetrieben worden und wurde von drei höhnischen Enterern bewacht. Andere Piraten sprangen in die Laderäume hinunter, um zu kontrollieren, welche Fracht sie erbeutet hatten. Dann hörte Malta ein lautes Platschen und drehte sich um. Sie sah gerade noch, wie einige Männer einen Leichnam über Bord warfen.
    »Dafür werdet ihr sterben! Ihr werdet sterben!« Der Satrap schnaufte vor Wut. Seine blassen Wangen waren rot angelaufen. Er musterte die Männer der Reihe nach. »Wo ist der Kapitän? Ich will sofort den Kapitän sprechen!«
    »Bitte seid ruhig!«, flehte Malta ihn mit gedämpfter Stimme an.
    Aber er hörte nicht auf sie, sondern versetzte ihr einen Stoß, als wäre das alles ihre Schuld. »Still!«, fauchte er sie an.
    »Dummes Weib! Du schreibst mir nicht vor, was ich zu tun habe!« Seine Augen funkelten vor Wut, aber

Weitere Kostenlose Bücher