Zauberschiffe 06 - Herrscher der drei Reiche
chalcedeanische Galeonen? Was machen sie? Wohin segeln sie?« Es waren sieben Schiffe.
Sie segelten in V-Formation und waren offensichtlich nach Süden unterwegs.
»Wie soll ich das wissen? Oder warum sollte es mich kümmern?« Tintaglia warf einen beinahe gelangweilten Blick in die Tiefe. »Ich habe viele solcher Schiffe durch diese Gewässer nach Süden segeln sehen. Ich habe sie aus Bingtown verjagt, wie ich es versprochen hatte. Aber es sind viel zu viele, als dass ein Drache allein sie vertreiben könnte.« Es schien sie zu verstimmen, das zugeben zu müssen, und sie wechselte rasch das Thema. »Ich dachte, deine Sorge gelte nur Malta.«
»Allerdings«, erwiderte er schwach. »Aber diese Schiffe…«
Er verstummte. Jetzt begriff er, was ihm schon längst hätte klar sein sollen. Chalceds Kampf richtete sich nicht nur gegen die Regenwildnis und Bingtown. Chalced hatte bereits mit den Neuen Händlern gegen den Satrapen geputscht. Dass sie sich anschließend gegen die Neuen Händler gewendet hatten, bewies nur, dass Chalced seine Verbündeten so behandelte wie immer. Jetzt jedoch richtete sich Chalceds geballte Kraft gegen Jamaillia. Bingtown war nur ein kurzer Zwischenstopp gewesen, um die Stadt zu zerschlagen und zu besetzen, damit Chalced keinen Feind im Rücken hatte, während sie sich auf die Jagd nach größerer Beute machten. Viele Schiffe wie diese, hatte Tintaglia gesagt. Jamaillias Seemacht war seit einem Jahrzehnt ständig schwächer geworden. Reyn wusste nicht, ob Jamaillia einen solchen Kampf gegen Chalced wagen, geschweige denn gewinnen konnte. Würde Bingtown die Handelseinbußen überleben, die ein solcher Krieg unzweifelhaft nach sich zog? Sein Gedanken überschlugen sich.
Tintaglia war verärgert. »Also, hast du deine Partnerin gefunden? Konntest du erkennen, wo sie war?«
Er schluckte. »Ein bisschen.« Noch während er diese Antwort gab, spürte er Tintaglias Ungeduld. »Einen Augenblick«, bat er. Er atmete tief die eiskalte Luft ein, während er versuchte, aus den Bruchstücken der Traumerinnerungen einen Sinn zu gewinnen. »Sie war auf einem Schiff«, sagte er der Drachenkönigin. »Nach den Bewegungen zu urteilen war es ein dickbauchiges Schiff, keine Galeone. Aber sie sagte, es wäre ein Chalcedeaner.« Er runzelte die Stirn. »Hast du das nicht auch gespürt?«
»Ich bin dem nicht so aufmerksam gefolgt«, erwiderte die Drachenkönigin gleichgültig. »Also ein chalcedeanisches Schiff. Ein großes Schiff. Davon gibt es viele. Wohin segelt es?«
»In Richtung Jamaillia.«
»Wie hilfreich.«
»Flieg nach Süden. Flieg südlich über die Innere Passage.«
»Wenn wir das Schiff überfliegen, dann wirst du es einfach so erkennen?« Sie klang skeptisch. »Und was dann?«
Reyn starrte auf die Wogen. »Dann wirst du mir irgendwie helfen, sie zu retten. Und sie mit uns nach Hause nehmen.«
Die Drachenkönigin brummte missbilligend. »Ein närrisches und unmögliches Unterfangen. Wir verschwenden nur Zeit, Reyn. Wir sollten jetzt sofort zurückkehren.«
»Nein. Nicht ohne Malta«, widersprach er heftig. Er schürte ihren kochenden Ärger noch, als er fortfuhr: »Was du von mir verlangst, ist genauso närrisch und unmöglich. Du erwartest, dass ich durch die Sümpfe des Regenwildwaldes stapfe und irgendwie eine Stadt finde, die seit unzähligen Jahren unter der Erde liegt, und dass ich dann auch noch alle Drachenkokons rette, die tief darin eingeschlossen liegen mögen.«
»Willst du behaupten, dass du das nicht vermagst?«, fragte die Drachenkönigin drohend.
Er lachte schallend. »Eine unmögliche Aufgabe nach der anderen, einverstanden? Du kommst zuerst.«
»Ich werde mein Wort halten«, versprach sie mürrisch.
Reyn bedauerte es, sie verärgert zu haben. So würde er sie kaum dazu bringen, sich nach Kräften anzustrengen. »Ich weiß, dass du dein Wort halten wirst«, versicherte er ihr und holte tief Luft. »Ich habe deine Seele berührt, Tintaglia. Du bist viel zu edel, als dass du von deinem Versprechen zurücktreten würdest.«
Sie antwortete nicht, aber er spürte, dass sich ihr Zorn legte.
Reyn hatte keine Ahnung, warum sie Schmeicheleien so genoss, aber es war ein geringer Preis, den er gern zahlte. Sie trug ihn weiter, und ihre mächtigen Schwingen schlugen regelmäßig durch die Luft. Und er wurde gewahr, wie ihre mächtigen Herzen in ihrer Brust arbeiteten. Dort, wo sie ihn an sich drückte, wurde ihm warm. Ein zuversichtliches Gefühl durchströmte sie beide. Sie
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