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Zauberschiffe 06 - Herrscher der drei Reiche

Titel: Zauberschiffe 06 - Herrscher der drei Reiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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eines dieser fetten, lammfrommen Geschöpfe heranzuschleichen und es zur Strecke zu bringen? Ein einziger Speerstoß durch den Hals würde genug frisches Fleisch für sie beide liefern. Als er mit seinem improvisierten Speer zufrieden war und noch einen zweiten Ast als Reserve angespitzt hatte, schlich er sich in einem Bogen durch den Wald zur anderen Seite des Strandes.
    Als er zwischen den Bäumen hinaustrat, duckte er sich und rannte los, um den Seeelefanten ihren Fluchtweg ins Wasser abzuschneiden.
    Reyn hatte erwartet, dass sein Anblick sie beunruhigen würde. Zwei der Kreaturen wandten auch prompt ihre Schädel, um ihn zu begutachten, aber der Großteil der Herde döste ungerührt weiter und sonnte sich. Selbst das nervöse Tier, das vorhin bei dem Duft des Drachen aufgeregt geblafft hatte, ignorierte ihn. Das ermutigte Reyn, und er suchte sich ein Opfer am Rand der Herde. Es war ein fetter, von einem langen Leben mit Narben übersäter Bulle. Möglicherweise hatte er kein besonders zartes Fleisch, dafür aber eine ganze Menge, und Reyn vermutete, dass Tintaglia die Menge wichtiger war als die Qualität.
    Sein pirschender Gang war reine Zeitverschwendung. Der Seeelefant öffnete nicht einmal ein Auge, bis Reyn auf Speerlänge herangeschlichen war. Reyn schämte sich beinahe dafür, eine so träge Beute zu töten, und holte aus. Die faltige Haut des Geschöpfs wirkte ziemlich dick. Er wollte ihm einen schnellen Tod gewähren. Reyn holte tief Luft und legte sein ganzes Gewicht in den Stoß.
    Doch einen Moment, bevor die Spitze die Haut durchbohrte, wälzte sich der Seeelefant mit einem lauten Brüllen auf die Füße. Reyn wurde schlagartig klar, dass er das Temperament dieser Lebewesen gründlich unterschätzt hatte. Der Speer drang unterhalb der Schulter des Bullen ein, obwohl er eigentlich auf den Hals des Tieres gezielt hatte. Augenblicklich rann Blut aus den Nüstern des Geschöpfs. Anscheinend hatte der Stoß die Lunge seiner Beute durchbohrt. Reyn hielt sich hartnäckig an seinem Speer fest und versuchte, ihn noch tiefer hineinzurammen, als die Herde plötzlich erwachte.
    Mit einem lauten Brüllen wirbelte das Tier herum und griff ihn an. Reyn wurde mitsamt seinem Speer herumgeschleudert, und seine Füße schleiften im Sand. Er schaffte es kaum, die angespitzte Holzstange festzuhalten. Sie wirkte jetzt so wirkungsvoll wie ein Strauß Gänseblümchen, aber es war die einzige Waffe, die er hatte. Für einen kurzen Schritt bekam er seine Füße unter seinen Körper. Er nutzte die Gelegenheit, um den Speer noch tiefer in den Leib des Tieres zu rammen. Jetzt lief dem Seeelefanten das Blut auch aus dem Maul. Reyn würde gewinnen, und er spürte durch den Schaft des Speeres, wie die Kraft des Tieres nachließ.
    Dann erwischte ein anderes Vieh einen Zipfel seines Mantels und riss ihn von den Füßen. Er musste den Speer loslassen. Als er zu Boden rollte, griff das verwundete Tier ihn an. Seine großen, stumpfen Hauer wirkten plötzlich scharf und gefährlich, als es sich mit weit aufgerissenem Maul auf Reyn stürzte. Er konnte dem Angriff zwar ausweichen, aber durch diese Bewegung wickelte sich sein Mantel um ihn. Er versuchte, seinen angespitzten Stock zu befreien, und riss gleichzeitig seinen Fuß vor dem zuschnappenden Maul weg.
    Dann versuchte er aufzustehen, aber das andere Tier hatte immer noch seinen Umhang im Maul. Es warf den Kopf nach rechts und links und zwang Reyn damit auf die Knie. Die anderen Seeelefanten kamen schnell näher. Reyn versuchte, seinen Umhang loszureißen und zu fliehen, aber die Knoten hinderten ihn daran. Irgendwie hatte er seinen Ersatzspeer verloren. Ein Tier rammte ihn und schleuderte ihn gegen den Seeelefanten, der immer noch seinen Umhang im Maul hielt.
    Ein kurzer Seitenblick sagte ihm, dass seine Beute mittlerweile tot auf dem Strand lag. Das nützte ihm im Augenblick aber ganz und gar nichts.
    Tintaglias schrilles Ki-i-i drang durch die Luft. Der Seeelefant, der Reyns Mantel im Maul hatte, hob den Kopf, ohne den Stoff loszulassen. Einen Augenblick später galoppierte die ganze Herde schwerfällig zum Wasser. Reyn wurde mitgeschleift, weil sein Umhang sich in den Hauern des Bullen verfangen hatte.
    Als der Drache den Seeelefanten packte, hatte Reyn das Gefühl, dass ihm das Genick brach. Sie rutschten zusammen durch den Sand, und der Seeelefant quiekte überraschend schrill, als sich Tintaglias Klauen um seinen Hals schlossen.
    Mit einem einzigen Biss trennte sie ihm beinahe

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