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Zauberschiffe 06 - Herrscher der drei Reiche

Titel: Zauberschiffe 06 - Herrscher der drei Reiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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den Kopf vom Hals. Der Schädel mit Reyns Umhang im Maul sank an der Seite des Bullen herunter. Benommen kroch Reyn darauf zu und riss seinen Umhang aus den Hauern.
    »Mein!«, brüllte Tintaglia und streckte drohend ihren Kopf vor. »Meine Beute! Mein Fressen! Geh weg!«
    Als er hastig zur Seite stolperte, senkte sie ihren Kopf über den Bauch des Bullen. Ein Biss, und dann hob sie den Kopf, um die Eingeweide zu verschlingen. Der scharfe Gestank von Innereien drang Reyn in die Nase. Sie schluckte. »Mein Fleisch!«, wiederholte sie drohend und senkte den Kopf erneut.
    »Da drüben liegt noch einer. Den kannst du auch fressen«, erklärte Reyn. Er deutete mit der Hand auf den Seeelefanten, aus dem immer noch der Speer ragte. Dann ließ er sich zu Boden fallen und löste endlich den Knoten seines Umhangs.
    Angewidert warf er ihn zur Seite. Wie war er nur auf die Idee gekommen, den Jäger zu spielen? Er war ein Gräber, ein Denker, ein Forscher. Kein Jäger.
    Tintaglia hielt mitten im Fressen inne, während die Eingeweide des Seeelefanten tropfend in ihren Fängen baumelten. Sie starrte Reyn an, und ihre silbrigen Augen glitzerten. Dann warf sie den Kopf zurück, verschlang ihre Beute und fragte. »Ich kann deine Beute fressen? Hast du das gesagt?«
    »Ich habe ihn für dich erlegt. Glaubst du, ich könnte ein Tier von dieser Größe verspeisen?«
    Sie betrachtete ihn, als hätte sie so etwas noch nie gesehen.
    »Ich war ehrlich gesagt überrascht, dass du ihn überhaupt töten konntest. Ich dachte, du müsstest sehr hungrig sein, um es zu versuchen.«
    »Nein. Es ist für dich. Du sagtest, du wärst sehr hungrig. Aber vielleicht könnte ich ein bisschen von dem Fleisch für morgen mitnehmen.« Vielleicht ekelten ihn dann ihr Anblick beim Fressen und der Gestank von Blut nicht mehr so an.
    Sie neigte den Kopf und trennte den größten Teil des Halses ihres Beutetiers mit einem Ruck ab. Dann kaute sie zweimal und schluckte. »Es war für mich bestimmt? Als du es getötet hast?«
    »Ja.«
    »Und was willst du von mir dafür?«, fragte sie vorsichtig.
    »Nur das, was wir sowieso schon tun: Hilf mir, Malta zu finden. Ich habe gesehen, dass du hier nicht viel Wild finden würdest. Wir reisen aber besser, wenn du gut gefressen hast. Mehr habe ich nicht gedacht.«
    »Wirklich.«
    Er wurde aus ihrem Tonfall nicht schlau. Er humpelte zu dem Tier, das er getötet hatte, und schaffte es im dritten Versuch, den Speer herauszuziehen. Dann nahm er das Messer ab, säuberte es und steckte es wieder in die Scheide.
    Tintaglia ließ von ihrer Beute nur einen Haufen Knochen übrig und widmete sich dann dem anderen Tier. Reyn sah ihr fasziniert zu. Er hätte nicht gedacht, dass ihr Bauch so viel aufnehmen konnte. Als sie die Hälfte des anderen Bullen gefressen hatte, wurde sie langsamer. Sie packte das Tier und schleppte es den Strand hinauf, außerhalb der Reichweite der steigenden Flut und neben Reyns Feuer. Ohne ein Wort zu sagen, rollte sie sich besitzergreifend darum zusammen und schlief auf der Stelle ein.

    Reyn wachte zitternd auf. Es war stockdunkel, und ihm war trotz seines zerfetzten Umhangs kalt. Das Feuer war nur noch glühende Holzkohle. Er fachte es wieder an und stellte fest, dass er ziemlich hungrig war. Vorsichtig schlich er um Tintaglias Schwanz herum zu dem Kadaver des Tieres.
    Während er noch nach einer Stelle suchte, die nicht von den Zähnen und dem Speichel des Drachen besudelt war, öffnete die Drachenkönigin eines ihrer großen Augen. Sie betrachtete ihn ohne das geringste Anzeichen von Überraschung. »Ich habe dir beide Vorderflossen übrig gelassen«, sagte sie und schloss das Auge wieder.
    Vermutlich war das der am wenigsten appetitliche Teil des Seeelefanten, aber er schnitt die beiden flachen Gliedmaßen ab.
    Die fetten, rosa, haarlosen Flossen mit ihren stumpfen schwarzen Klauen wirkten nicht gerade sonderlich appetitlich, aber er spießte eine auf und hielt sie über das Feuer. Nach kurzer Zeit erfüllte der Duft von gebratenem, fettem Fleisch die Luft. Als es gar war, knurrte sein Magen bereits vor Hunger.
    Das Fett war knusprig und tropfte, und das etwas geschrumpfte Fleisch schmeckte so gut wie jedes andere, das er gegessen hatte. Er steckte die andere Flosse auf den Spieß, noch bevor er die erste aufgegessen hatte.
    Tintaglia wachte auf und schnüffelte, als Reyn gerade die zweite Flosse vom Feuer nahm. »Möchtest du etwas?«, fragte er zögernd.
    »Wohl kaum!«, erwiderte sie amüsiert. Während

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