Zauberschiffe 06 - Herrscher der drei Reiche
oder waren zerfetzt worden. Sie hatte die Tür geschlossen und einfach jeden Gedanken daran verdrängt, bis die Haupträume des Hauses wieder bewohnbar gemacht worden waren. Dann war sie hierher zurückgekommen. Sie wusste nicht, wie sie das Zimmer möblieren sollte. Andere, tiefere Betrachtungen hatten sie ebenfalls beschäftigt, während sie diese monotone Knochenarbeit des Schrubbens erledigte.
Keffria setzte sich auf den Boden vor den Kamin und sah sich in dem Zimmer um. Es war leer, sauber und noch etwas kühl.
Genauso wie ihr Leben. Sie lehnte sich an die Steine des Kamins. Diesen Raum und ihr Leben neu zu füllen kam ihr plötzlich sinnlos vor. Vielleicht war es das Beste, beide so zu lassen, wie sie waren. Leer und einfach.
Ihre Mutter streckte den Kopf in Keffrias Raum »Da bist du ja!«, rief Ronica. »Weißt du, was Selden macht?«
»Er packt«, antwortete Keffria. »Er wird nicht lange brauchen, weil er nicht viel zu packen hat.«
Ronica runzelte die Stirn. »Und du lässt ihn einfach gehen?«
»Er will es so«, erwiderte sie schlicht. »Jani Khuprus hat gesagt, dass er willkommen wäre und bei ihrer Familie bleiben könnte.«
»Und wenn er bei seiner eigenen Familie bleiben würde?«, fragte Ronica bissig.
Keffria warf ihrer Mutter einen erschöpften Blick zu. »Hast du mit ihm geredet? Ich schon. Ich bin sicher, dass er dir dasselbe sagen wird. Er ist mittlerweile mehr Regenwildmann als Bingtowner, und er verändert sich jeden Tag deutlicher. Er muss nach Trehaug gehen. Sein Herz ruft ihn auf, der Drachenkönigin bei der Rettung der Seeschlangen zu helfen.«
Ronica trat ein und hob die Säume, damit sie nicht über den noch feuchten Boden schleiften. Es war ein alter Reflex. Ihr verschlissenes Kleid hatte eine solch sorgfältige Behandlung schwerlich verdient. »Keffria, er ist noch ein Kind und viel zu jung, um eine derartige Entscheidung selbst zu treffen.«
»Nicht, Mutter. Ich lasse ihn gehen. Es war schon schwer genug, diese Entscheidung zu fällen, auch ohne dass du sie in Frage stellst«, erwiderte Keffria leise.
»Glaubst du denn wirklich, dass dies das Beste für ihn ist?«
Ronica konnte es nicht fassen.
»Ja, weil ich ihm nichts Besseres bieten kann.« Keffria stand mit einem müden Seufzer auf. »Womit sollte Bingtown ihn denn schon halten können?« Sie sah sich in dem leeren Raum um. »Gehen wir in die Küche«, schlug sie vor. »Dort ist es wärmer.«
»Aber da sind wir nicht ungestört«, konterte ihre Mutter.
»Ekke ist da und nimmt die Fische aus. Unser Abendessen.«
»Was für eine Überraschung«, meinte Keffria ironisch. Sie war froh, das Thema wechseln zu können.
»Sicher ist es ein bisschen eintönig, aber immer noch besser als gar nichts zum Essen«, erwiderte ihre Mutter. Dann schüttelte sie den Kopf. »Ich würde lieber hier reden. Das Haus mag zwar groß sein, aber ich fühle mich schon bei dem Gedanken an all die Fremden eingeengt, die es mit uns teilen. Ich hätte niemals gedacht, dass wir einmal Mieter aufnehmen müssten, und dann auch noch nur gegen die Mahlzeiten, die sie mit uns teilen.«
»Sie fühlen sich bestimmt genauso unwohl«, sagte Keffria, »Das Bingtown-Konzil muss rasch reagieren und den Drei-Schiffe-Immigranten Land zuweisen. Ekke und Sparse würden schon morgen anfangen zu bauen, wenn man ihnen ein eigenes Stück Land geben würde.«
»Es sind immer wieder die Neuen Händler«, erwiderte Ronica und schüttelte den Kopf. »Sie verzögern den Heilungsprozess. Ohne ihre Sklaven können sie unmöglich diese riesigen Besitzungen bestellen, aber sie beanspruchen sie nach wie vor.«
»Ich glaube, sie versuchen nur, sie als Verhandlungsmasse in die Waagschale zu werfen«, sagte Keffria nachdenklich.
»Niemand sonst erkennt ihre Forderungen an. Gefährtin Serilla hat ihnen verdeutlicht, dass die Bingtown-Charta ganz ausdrücklich solche Landschenkungen verbietet. Und jetzt jammern sie herum, dass Jamaillia-Stadt sie für das Land entschädigen muss, das sie verlieren. Aber da man ihnen dieses Land als ›Schenkungen‹ vermacht hat, meint Gefährtin Serilla, dass Jamaillia ihnen nichts schulde. Und Devouchet hat die Geduld verloren, als sie versuchten, darüber zu debattieren. Er hat sie angeschrieen, sie sollten nach Jamaillia zurückgehen, wenn sie glaubten, dass Jamaillia ihnen Geld schulde, und es gefälligst dort eintreiben. Dessen ungeachtet beschweren sich die Neuen Händler nach wie vor hartnäckig bei jeder Sitzung des Konzils. Aber sie
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