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Zauberschiffe 06 - Herrscher der drei Reiche

Titel: Zauberschiffe 06 - Herrscher der drei Reiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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Wissen stellte er die nächste Frage: »Habt Ihr es Kennit schon erzählt?«
    Sie starrte ihn an, als hätte er etwas Obszönes gesagt, und verschränkte die Arme beinahe beschützend über ihrem Bauch.
    »Der richtige Moment war noch nicht da«, meinte sie förmlich.
    Bedeutete das, dass Kennit nicht mehr bei ihr schlief? Wenn ja, wo schlief er dann? Wintrow übernachtete, wo gerade Platz war. Kennit verschwendete nicht den geringsten Gedanken daran, dass er Althea Wintrows Kabine gegeben hatte.
    Wintrow hatte ihn sogar wiederholt darum bitten müssen, ihm seine Kleidung zu bringen, bevor er daran dachte. Der Kapitän war in letzter Zeit nicht mehr ganz bei sich. Selbst die Mannschaft bemerkte das, wenn auch keiner mutig genug war, um darüber zu reden.
    »Und diese Jek?«, fragte Etta beißend. Er überlegte kurz, ob er lügen sollte, aber vermutlich wusste Etta schon, dass er bei ihr gewesen war. »Sie wollte nicht mit mir reden.«
    Kennit hatte befohlen, Jek in einem der Kettenschränke einzusperren. Wintrow hatte es geschafft, ihr einen Besuch abzustatten. Sie hatte ihn mit Fragen nach Althea bestürmt. Als er keine von ihnen beantworten konnte, spuckte sie ihn an und weigerte sich, auch nur auf eine einzige seiner Fragen zu antworten. Sie war zwar angekettet, aber nicht brutal gefesselt.
    Sie konnte sitzen, stehen und sich bewegen. Wintrow konnte es Kennit auch nicht verdenken. Jek war eine große und starke Frau. Sie hatte eine Decke, bekam regelmäßig zu essen, und die Verätzungen durch das Schlangengift heilten gut. Ihr Schicksal unterschied sich nur wenig von seinem, als er zuerst auf das Schiff gebracht worden war. Sie war sogar in denselben Schrank gesperrt worden. Es frustrierte ihn, dass sie nicht mit ihm sprechen wollte. Er wollte, dass sie ihm sagte, was aus dem Paragon geworden war. Denn was er von der Mannschaft gehört hatte, passte nicht ganz zu dem, was Kennit ihm erzählte. Das Schiff redete nicht mit ihm darüber. Blitz verspottete ihn nur, wenn er versuchte, mit ihr zu sprechen.
    »Ich habe auch versucht, mit der Galionsfigur über sie zu reden«, sagte er. Etta sah ihn missbilligend, aber auch neugierig an. »Blitz war noch unfreundlicher zu mir als sonst. Sie sagte geradeheraus, dass sie Althea nicht an Bord dulden will. Sie beschimpft sie, bedroht sie, als wäre sie…« Er hielt inne und schüttelte den Kopf. Hoffentlich wollte Etta nicht, dass er fortfuhr. Das Schiff sprach von Althea, als wäre sie eine verhasste Rivalin. Natürlich nicht, was Wintrow anging. An Wintrow hatte Blitz sowieso kein Interesse mehr.
    Er seufzte.
    »Du jammerst schon wieder wegen deines Schiffes«, beschuldigte Etta ihn.
    »Das stimmt«, gab er sofort zu. »Ich vermisse Viviace. Mit Blitz zu reden ist eher eine Anstrengung denn ein Vergnügen. Und da Ihr im Moment ziemlich beschäftigt seid, bin ich oft einsam.«
    »Ich und beschäftigt? Du hast aufgehört, mit mir zu reden.«
    Er hatte schon angenommen, dass ihr Zorn momentan allein für Kennit reserviert wäre. Doch jetzt bekam er ebenfalls seine Portion ab. »Das wollte ich nicht«, sagte er vorsichtig. »Ich wollte Euch nur nicht stören. Ich dachte, Ihr wolltet… ehm…«
    Er brach ab. Alles, was er angenommen hatte, kam ihm plötzlich albern vor.
    »Du dachtest, dass ich so damit beschäftigt wäre, schwanger zu sein, dass ich weder denken noch sprechen könnte«, beendete Etta den Satz für ihn. Sie streckte den Bauch heraus und tätschelte ihn mit einem albernen, gezierten Lächeln. Dann sah sie Wintrow an, und ihr Blick verfinsterte sich.
    »So ähnlich«, gab er zu. Er rieb sich das Kinn und wappnete sich gegen ihren Wutanfall.
    Stattdessen hörte er sie lachen. »Ach Wintrow, du bist vielleicht ein Kerl!«, rief sie. Sie sagte das so liebevoll, dass er unwillkürlich hochblickte. »Ja, du!«, bestätigte sie. »Du warst schon fast grün vor Eifersucht, als ich es dir gesagt habe, fast, als wäre ich deine Mutter, die dich für ein neues Baby aufgibt.«
    Sie schüttelte den Kopf. Plötzlich fragte er sich, ob ihr seine Eifersucht nicht vielleicht sogar gefiel. »Manchmal habt ihr euch, Kennit und du, wie richtig typische Männer benommen. Er mit seiner Steifheit und Reserviertheit und dem männlichen Zögern, auch nur das kleinste Bedürfnis zuzugeben, und du mit deinen großen treuen Augen, mit denen du um jeden Moment Aufmerksamkeit bettelst, den ich dir gewähren kann. Ich habe gar nicht gemerkt, wie sehr mir das geschmeichelt hat, bis du damit

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