Zauberschiffe 06 - Herrscher der drei Reiche
war fort, ertrunken in der kalten, dunklen See, und dieser Mund war nicht das, was sie wollte.
»Nein!«, jammerte sie plötzlich und stieß Kennit weg. Es gelang ihr, sich aufzurichten. Das Licht der Laterne hinter ihm blendete sie. Sie sah sein verschwommenes, doppeltes Gesicht mit zusammengekniffenen Augen an.
»Es ist nur ein Traum«, erklärte er beruhigend. »Es ist alles nur ein schlimmer Traum. Keine Angst, nur ein Traum. Nichts, was jetzt passiert, ist wichtig. Niemand wird es erfahren.«
Einen Moment sah sie den Mann ganz deutlich. Seine blassblauen Augen waren ihr fremd. Sie konnte nichts in ihrem Blick erkennen. Seine Worte wuschen ihre Sicherheit weg. Ein Traum? Sie träumte das? Sie schloss die Augen gegen das zu helle Licht.
Etwas drückte gegen ihre Schulter, und sie sank wieder zurück. Irgendwo zog jemand an ihrem Körper. Sie fühlte, wie Stoff an ihren Beinen entlang streifte. Nein. Sie öffnete ein Auge und versuchte, etwas zu erkennen. Sein Gesicht war nur wenige Zentimeter von ihrem entfernt, aber sie konnte seine Gesichtszüge nicht deutlich wahrnehmen. Dann fühlte sie, wie seine Hand ihren Schenkel emporstrich. Sie schrie protestierend auf, als seine Finger in sie eindrangen, und die Hand entfernte sich wieder. »Nur ein Traum«, sagte die Stimme wieder. Er zog die Decke hoch und wickelte sie darin ein. »Du bist jetzt in Sicherheit.«
»Danke«, sagte sie verwirrt.
Aber dann bückte er sich und küsste sie. Leidenschaftlich.
Und sein Körper presste sie in die Koje. Als er sie losließ, weinte sie. Um wen weinte sie? Um Brashen? Alles war so verwirrend. »Bitte«, bat sie ihn, aber er war fort.
Plötzlich war es dunkel. Hatte er das Licht gelöscht? War er wirklich verschwunden? Sie wartete, aber alles blieb ruhig und still. Es war ein Traum… Sie war jetzt sicher und auf ihrem Schiff. Sie fühlte, wie die Viviace sanft rollte, als sie die Wellen durchpflügte. Sie bewegte sich wie ein Walzer, so tröstend wie eine schaukelnde Wiege, und Althea hatte nie mit Brashen getanzt, und jetzt war er fort. Sie schluchzte, aber das erleichterte sie nicht. Ihr Weinen machte sie nur noch benommener. Nichts stimmte, und sie war zu krank, um daraus schlau zu werden. Brashen verließ sich darauf, dass sie stark war, aber sie hatte ihn im Stich gelassen. Und jetzt war er tot.
Tot und für immer fort, so wie ihr Vater tot und für immer fort war. Sie kniete wieder neben ihrem Vater auf dem Deck, und erneut fühlte sie, wie ihr die ganze Welt geraubt wurde.
»Warum?«, fragte sie in der Stille. »Warum?«
Das plötzliche Gewicht auf ihr presste ihr die Luft aus den Lungen. Eine Hand legte sich über ihren Mund. »Ruhig jetzt. Ganz ruhig«, warnte die dunkle Stimme in ihrem Ohr. »Am besten bist du ganz ruhig, damit niemand es jemals erfährt. Niemals, wenn du klug bist.«
Der alte Albtraum war sehr deutlich, und sie war krank. Sie versuchte ihn wegzustoßen und dachte schon, sie hätte Erfolg, aber als sie sich herumrollte, um wegzukrabbeln, hörte sie ihn leise lachen. Dann lag er auf ihrem Rücken und schob die Decke einfach beiseite. Sie war nackt. Wann hatte er sie ausgezogen? Ihre Muskeln hatten einfach keine Kraft mehr. Je mehr sie zu fliehen versuchte, desto weiter brach ihr Körper zusammen. Sie schrie, und im nächsten Moment legte sich eine Hand auf ihren Mund. Sie bedeckte auch ihre Nase und schob ihren Kopf weit zurück. Es tat weh. Sie konnte nicht atmen, und sie war nicht mehr sicher, wer sie war und was da passierte. Luft zu holen wurde wichtiger als alles andere. Sie packte das Handgelenk und stieß schwach dagegen. Sie sah Sterne, als er mit dem Knie ihre Beine auseinander zwang. Er tat ihr weh, als er ihren Kopf so weit in den Nacken bog, aber auch dieser Schmerz war nicht so wichtig wie das Bedürfnis zu atmen. Seine Hand rutschte herunter, bis sie nur noch ihren Mund bedeckte. Sie atmete durch die Nase ein, und dann drang er mit einem heftigen Stoß in sie ein. Sie schrie lautlos auf und wand sich unter ihm, aber sie konnte nicht entkommen.
Devon hatte sie so gehalten, sie so fest nach unten gepresst, dass sie kaum atmen konnte. Die unerwünschten Erinnerungen an dieses erste Mal stürmten auf sie ein. Der Albtraum vermischte sich mit ihnen, und sie kämpfte allein. Sie schrie nicht, weil sie fürchtete, dass jemand mit ansehen könnte, was ihr widerfuhr. Sie würde entehrt sein, ihr Vater würde es erfahren, und alles war ihre Schuld. Es war immer ihre Schuld.
Sie stand
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