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Zaubersommer in Friday Harbor

Zaubersommer in Friday Harbor

Titel: Zaubersommer in Friday Harbor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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überkochende Glut abrupt. Lucy
erstarrte, sämtliche Nervenfasern protestierten gegen diesen Klang. Sam fuhr
fort, sie zu küssen und zu streicheln, so vertieft in die blinde Lust des
Augenblicks, dass er das Geräusch gar nicht wahrnahm. Aber die Glocke
schrillte erneut; Lucy holte keuchend Luft und schob Sam von sich.
    Mit einem
unterdrückten Fluch löste er sich von ihr. Er tastete nach dem Duschtuch und
bedeckte Lucy damit. Halb sitzend, halb gegen die Bettkante gelehnt, rang er
nach Atem, er zitterte am ganzen Körper.
    „Wahrscheinlich
einer meiner Leute”, hörte sie ihn murmeln. „Kannst du ...”
    „Nein.”
    Er stieß
sich vom Bett ab und ging ins Bad. Sie hörte Wasser laufen. Bis er zurückkam,
hatte sie es geschafft, sich die Bettdecke über den Körper zu ziehen. Sein
Gesicht wirkte hart, seine Kiefermuskeln angespannt. „Ich bin in einer Minute
zurück.”
    Lucy biss
sich auf die Unterlippe, bevor sie fragte: „Bist du wütend, weil du das
angefangen hast oder weil du es nicht zu Ende gebracht hast?”
    Nachdenklich
musterte er sie. „Beides”, sagte er dann und verließ das Zimmer.
    Als Sam
nach unten ging,
empfand er den grausamen Schmerz seiner Erregung als harmlos, verglichen mit
dem Aufruhr seiner Gefühle. Wut, Frust, heftiges Unbehagen. So nah war er daran
gewesen, viel zu nah, mit Lucy zu schlafen. Er hatte gewusst, dass es falsch
war, und es war ihm gleichgültig gewesen. Warum hatte Lucy nichts unternommen,
um ihn aufzuhalten? Wenn er nicht sofort die Kontrolle über die Situation
zurückerlangte, dann würde er einen ernsten Fehler begehen.
    An der
Vordertür angelangt, öffnete er und sah sich Lucys Schwester gegenüber.
Ungläubig runzelte er die Stirn, bedachte sie mit einem prüfenden Blick und
überließ sich einen Moment der Wunschvorstellung, sie mit einem Tritt in den
Hintern von seiner Haustür
zu verjagen.
    Alice stand
unsicher auf ihren unpraktischen hochhackigen Schuhen und starrte ihn kalt an.
Ihre nussbraunen Augen, mit einem dicken Strich violetten Glitzer-Eyeliners
umrahmt, wirkten so riesig, dass sie nicht in ihr schmales Gesicht zu passen
schienen. Ihre Lippen waren ebenfalls stark geschminkt, mit knallrosa
Konturenstift und Lippenstift. Selbst unter den besten Umständen wäre sie Sam
auf die Nerven gegangen. Jetzt, wo sie ihn praktisch aus Lucys Armen und aus
dem Bett gerissen hatte und sein Körper noch förmlich danach schrie, zurückzugehen
und die Sache zu Ende zu bringen, fand Sam es unmöglich, auch nur ein Minimum
an Höflichkeit aufzubringen.
    „Besucher
ohne Voranmeldung sind hier unerwünscht”, sagte er.
    „Ich bin
gekommen, um meine Schwester zu besuchen.”
    „Es geht
ihr gut.”
    „Davon
möchte ich mich selbst überzeugen.”
    „Sie
ruht.” Sam lehnte sich mit einer Hand gegen den Türrahmen und versperrte
ihr den Weg.
    „Ich gehe
nicht, bevor Sie ihr gesagt haben, dass ich da bin.”
    „Lucy hat eine
Gehirnerschütterung.” Voller Selbstironie fügte er hinzu: „Sie kann
keinerlei Stress gebrauchen.”
    Alice
presste ihre Lippen zu einem schmalen Strich zusammen. „Glauben Sie etwa, ich
würde ihr schaden?”
    „Das haben
Sie schon”, gab Sam schroff zurück. „Es sollte Ihnen nicht schwerfallen zu
begreifen, dass Ihnen nicht gerade Sympathie einträgt, Lucy den Freund
ausgespannt zu haben und zu ihm gezogen zu sein.”
    „Es steht
Ihnen nicht an, über mich oder meine persönlichen Entscheidungen zu urteilen.”
    Wohl wahr.
Aber wenn man bedachte, dass Alices Affäre mit Kevin zu der Kettenreaktion
geführt hatte, die mit Lucys Aufenthalt in Sams Haus endete, hatte er seiner
Meinung nach sehr wohl ein Mitspracherecht.
    „Solange
Lucy unter meinem Dach weilt”, erklärte er, „ist es meine Aufgabe, mich um
sie zu kümmern. Und Ihre persönlichen Entscheidungen machen auf mich nicht den
Eindruck, als wären sie besonders gut für Lucy.”
    „Ich gehe
nicht, bevor ich nicht mit ihr sprechen konnte.” Alice hob die Stimme und
rief in den Flur hinein: „Lucy? Kannst du mich hören? Lucy!”
    „Es ist mir
egal, ob Sie den ganzen Tag auf meiner Veranda stehen und rumgrölen ...”
Sam stockte, als er Lucy von oben rufen hörte. Er warf Alice einen unheilvollen
Blick zu. „Ich sehe nach ihr. Sie bleiben hier.”
    „Kann ich
drinnen warten?”, wagte sie zu fragen.
    „Nein.”
Damit knallte er ihr die Tür vor der Nase zu.
    Bis Sam
wieder im
Schlafzimmer angelangt war, hatte Lucy sich bereits ein Paar Kakishorts und ein
T-Shirt

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