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Zaubersommer in Friday Harbor

Zaubersommer in Friday Harbor

Titel: Zaubersommer in Friday Harbor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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zu glauben
das auch zu sein scheint – jemand hat mich tatsächlich dir vorgezogen.”
    Lucy hob
abwehrend die Hand und versuchte, ihre Gedanken trotz ihrer Wut zu ordnen. Es
drohte zwischen ihnen zum Streit zu kommen, und sie wusste, dass sie damit
jetzt nicht fertigwürde. Allein schon die Konfrontation mit Alice reichte, um
ihr Kopfschmerzen zu bescheren. „Lassen wir die Vergangenheit ruhen. Versuchen
wir lieber, uns darüber klar zu werden, wie es weitergehen soll.”
    „Was gibt
es da zu überlegen? Ich werde heiraten. Unser Leben geht weiter. Das sollte
deines auch.”
    „Das Ganze
ist ein bisschen komplizierter”, erwiderte Lucy. „Wir leben nicht in einer
Vorabendfernsehserie, in der die Leute einfach die Vergangenheit vergessen und
sich auf wundersame Weise alles zum Guten wendet.” Als sie sah, wie Alice
sich versteifte, fiel Lucy zu spät ein, dass sie ihren Job als Drehbuchschreiberin
für Nur das Herz kennt die Wahrheit verloren hatte. „Entschuldige”,
murmelte sie. „Ich wollte dich nicht daran erinnern.”
    „Wolltest
du doch”, gab Alice beleidigt zurück.
    Einen
Moment schwiegen sie beide. „Suchst du nach einer neuen Arbeit?”, wagte
Lucy dann zu fragen.
    „Das ist
meine Sache. Mach dir darüber keine Sorgen.”
    „Ich mache
mir keine Sorgen, ich ...” Lucy seufzte frustriert auf. „Eine Unterhaltung
mit dir ist wie ein Gang über ein Minenfeld.”
    „Ich habe
nicht an allem Schuld. Ich kann nichts dafür, dass Kevin mich lieber mag als
dich. Er wollte dich sowieso verlassen. Was hätte ich also tun sollen? Ich
wollte nur glücklich sein.”
    Begriff
Alice eigentlich wirklich nicht, welche Stolperfallen es mit sich brachte, wenn
man versuchte, auf Kosten anderer glücklich zu werden? Hatte sie irgendwelche
Ziele darüber hinaus? Ironischerweise hatte Alice nie weniger zufrieden ausgesehen
als jetzt. Dem Glück nachzujagen war nun mal problematisch, denn das Glück war
kein erreichbares Ziel, sondern etwas, das einfach geschah. Und was Alice
zurzeit tat – nach jedem erreichbaren Vergnügen greifen, alle Skrupel in den
Wind schlagen und tun, was immer ihr gerade in den Sinn kam –, war geradezu der
Garant dafür, dass sie am Schluss sehr unglücklich sein würde.
    Aber Lucy
sagte nur: „Ich will auch, dass du glücklich bist.”
    Alice
schnaubte ungläubig, und Lucy verübelte es ihr nicht, denn sie wusste, dass
Alice nicht verstand, was sie meinte.
    Einen
Moment lang war es so still, dass sie das Ticken der Kaminuhr hören konnten.
Gut eine halbe Minute verging, bevor Alice etwas sagte. „Ich werde dich zur
Hochzeit einladen. Es liegt an dir, ob du kommst oder nicht. Es liegt auch an
dir, ob du eine Beziehung zu mir aufrechterhalten willst. Ich hätte es gern,
dass alles wieder seinen normalen Gang geht. Was dir geschehen ist, tut mir
leid, aber ich bin nicht schuld daran – an nichts davon. Und ich bin nicht
bereit, für den Rest meines Lebens dafür zu bezahlen.”
    Deshalb,
fuhr es Lucy durch den Kopf, war ihre Schwester also gekommen. Um ihr das zu
sagen.
    Alice stand
auf. „Ich muss jetzt gehen. Übrigens möchten Mom und Dad Sam kennenlernen. Sie
wollen morgen Abend mit euch essen gehen. Oder etwas kommen lassen.”
    „Oh,
fein”, erwiderte Lucy erschöpft. „Sam wird das gefallen.” Sie ließ
den Kopf gegen die Rückenlehne des Sofas sinken. „Möchtest du, dass er dich an
die Tür bringt? Ich rufe ihn”, fragte sie schließlich.
    „Spar dir
die Mühe”, gab Alice zurück und ging. Ihre Absätze
klackten laut über den Holzboden.
    Ein paar
Minuten blieb Lucy still und schweigend sitzen. Erst allmählich wurde ihr
bewusst, dass Sam mit ausdrucksloser Miene neben ihr stand.
    „Wie viel
hast du gehört?”, fragte sie stumpf.
    „Genug, um
zu wissen, dass sie ein selbstverliebtes Aas ist.”
    „In erster Linie ist
sie unglücklich”, murmelte Lucy.
    „Sie hat
bekommen, was sie wollte.”
    „Wie immer.
Aber es macht sie nie glücklich.” Seufzend rieb Lucy sich den schmerzenden
Nacken. „Meine Eltern kommen morgen.”
    „Habe ich
gehört.”
    „Du musst
nicht mit uns essen gehen. Sie können mich abholen, mit mir irgendwohin
fahren, und du hast endlich mal ein bisschen Ruhe.”
    „Ich komme
mit. Ich möchte es.”
    „Das ist
mehr, als ich behaupten könnte. Ich bin mir ziemlich sicher, dass sie Druck
ausüben werden, damit ich mich mit Alice aussöhne. Und sie wollen, dass ich zur
Hochzeit komme. Wenn ich das tue, wird es furchtbar. Wenn ich mich

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