Zebulon
so ein verdammtes
gringo cabrón
Arschloch mit einem ausgebrannten Silvesterkracher als Schwanz und keinem Herzen.«
Auf seine Erklärung, dass er in vernünftigem Rahmen bereit sei, ihre Wünsche zu erfüllen, erwiderte sie, darüber werde sie nachdenken, wenn er zuvor etwas Handfestes auf den Tisch des Hauses lege. Zum Beispiel Geld. Sein verkommenes, verlaustes Herz sei ihr egal. Mit dem Teil von ihm habe sie längst abgeschlossen.
Als er nicht antwortete, schlug sie ihm die Tür vor der Nase zu.
Er setzte sich auf eine Parkbank und dachte über alles nach. Abgesehen von seinem Pferd, seinem Colt-Revolver aus Armeebeständen und einer Barschaft, die noch für eine Woche reichte, nannte er nichts Wertvolles sein Eigen. Natürlich konnte er wieder zurückreiten und versuchen, das Familiengeschäft weiterzuführen. Er war im Pelzhandel weithin bekannt und angesehen. Doch er hatte diesem Leben endgültig und feierlich
adios
gesagt, und man konnte nicht zu etwas zurückkehren, was vorbei war. Natürlich blieb ihm immer noch eine Laufbahn als Gesetzloser. Mit seinen neuen Referenzen als gesuchter Verbrecher konnte er nach Arizona hinaufreiten, wo ein lokaler Krieg im Gange war. Oder er konnte bei allen möglichen Desperados anheuern. Oder er konnte sich in den Wilden Westen absetzen, sich ins Oregon Territory durchschlagen oder nach Alaska, wo noch niemand je von ihm gehört hatte. Und dann war da Miranda. Er konnte sie um eine zweite Chance anflehen, obwohl er wusste, dass sie ihm, sollte sie töricht genug sein, ihn zurückzunehmen, irgendwann mit einer Bratpfanne den Schädel einschlagen würde. Oder ihm noch Schlimmeres antun. Ganz zu schweigen davon, was er ihr antun konnte, mit oder ohne Herz.
Auf der anderen Seite des Parks spielte eine Mariachi-Kapelle bei der feudalen Geburtstagsfeier eines Lokalpolitikers. Weiter weg lehnten zwei texanische Söldner am Stamm einer Pappel und tranken abwechselnd aus einer Flasche Mescal. Er hatte sie ein paar Nächte zuvor in einem Saloon gesehen, wo sie mit ihren Kenntnissen über Sprengstoffe und Schusswaffen geprahlt und darüber schwadroniert hatten, wie gefragt ihre speziellen Dienstleistungen bei diversen gut betuchten Banditen und Revolutionären seien. Der ältere der beiden, der das Pseudonym »Salty Smith« hatte, war einem Gerücht zufolge aus einem Zuchthaus in Yuma ausgebrochen, hatte dabei zwei Wärter umgebracht und sich dann John Wesley Hardin angeschlossen, als dieser das letzte Mal in Texas gewütet hatte.
Die Söldner waren nicht erbaut, ihn zu sehen, weil sie gehört hatten, dass er steckbrieflich gesucht wurde und einer der Verrückten aus den Bergen war, die immer nur Ärger machten. Nachdem er einen Schluck Tequila aus ihrer Flasche getrunken hatte, fragte er sie, ob sie was für ihn zu tun hätten. »Irgendwas außer den Dreck in einem Saloon wegräumen und den Laufburschen für mexikanische Flittchen machen.«
Salty nickte, obwohl er kaum zugehört hatte, weil seine Aufmerksamkeit aufs andere Ende des Parks gerichtet war. Er winkte einem Kellner, der am Rand der Geburtstagsfeier stand. Von da an lief alles langsamer. Der Kellner zündete ein Streichholz an und barg es in den hohlen Händen wie ein heiliges Feuer, während ein zweiter Kellner vorsichtig eine große Holzkiste hochhob. Die beiden Söldner standen auf, klopften sich den Staub von den Hosen und ließen ihre Blicke über den Park und in die Seitenstraßen wandern. Langsam, gewollt lässig, verließen sie den Park, während hinter ihnen eine Bombe hochging und den Politiker und mehrere Geburtstagsgäste zerriss. Gleich nach der Explosion erschienen Männer auf einem Dach und schossen wahllos auf die schreiende und in alle Richtungen durcheinanderlaufende Menge.
Zebulon rannte eine gewundene Straße hinunter und bog in eine Gasse ab, als ein Trupp berittener Polizisten um eine Ecke kam. Er machte kehrt und stolperte auf eine belebte Straße voller Cafés und Bekleidungsgeschäfte hinaus. Ein paar Leute waren mitten auf der Straße stehengeblieben, um auf die Schüsse zu horchen, die aus der Ferne wie Silvesterkracher klangen. Er lief an ihnen vorbei zum Hafen hinunter. Plötzlich verstummten die Schüsse. Vögel zwitscherten in den Bäumen. Drei Jungen kickten ein Seilknäuel wie einen Ball gegen eine Lehmmauer. Nicht weit von ihnen stand ein Straßenverkäufer neben einem Karren und rief seine Fische und Krebse aus. Zebulon zwang sich, langsamer zu werden, und ging weiter, bis er den
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