Zebulon
niemand getan hätte. War ihm zu Willen, wenn er zu voll war, um sich zu erinnern, dass ich keine von den Huren aus San Francisco war. Wie man’s auch dreht und wendet, er hat’s bei mir besser gehabt, als es irgendwer verdient hätte.«
Sie warf die Hühnerknochen hinter sich und wischte sich den Mund am Ärmel der Direktorjacke ab.
»Ich sag dir was, Mister Shook. Du reitest am besten allein weiter nach Sutter’s Fort, außer es ist dir lieber, wir reiten nach Oregon rauf, nur wir zwei. Ich mein, ich als deine Partnerin, nicht deine
esposa
, obwohl sich das auch ändern könnte. Wir wären ein Team. Aber was Sutter’s Fort angeht, da muss ich passen, das ist ausgelutscht. Überrannt und untergepflügt. Tausend Goldgräber da oben, die auf seinem Land kampieren, das kann ich dir garantieren. Eine Stampede. Zeit ist Geld. Das wirst du da oben hören … Früher hat der Mann ein Reich sein Eigen genannt, das größte und beste Stück Land von den Sierras bis zum Pazifik: Obstbäume, Viehweiden wie Billardtische, tausend Pferde. Der Mann hat mit jedem gehandelt – Russkis, Spaniern, Mormonen, Pilgern aller Art. Hat ihnen gegeben, was sie wollten, und von ihnen bekommen, was er brauchte. Das größte Sägewerk in Kalifornien. Die größten Umzüge. Die größten Grillfeste. Die größten Fandangos. Die schicksten Frauen. Hat seine Indianer Uniformen tragen und eine Blaskapelle gründen lassen. Er war der größte Kikeriki von Mexiko bis zum Nordpol. Und schau ihn dir jetzt an. Ein Jammer.«
Sie stand auf. »Also, wie sieht’s aus, Mister Shook? Bist du bereit, mit mir zusammen eine Furche bis nach Oregon rauf zu pflügen?«
Zebulon schüttelte den Kopf. »Ich geh meinen eigenen Weg.«
»Na ja, ist doch klar«, sagte sie, eher erleichtert als enttäuscht. »Ein berühmter Gesetzloser wie du. Ganz zu schweigen von der ausländischen Hure, auf die du’s abgesehen hast, die, von der alle so begeistert sind.«
Sie stieg auf ihr Pferd. »Schau mich nicht so an. Man hört so Einiges. Ich war weiß Gott lange genug auf der Schattenseite der Scheune, um es zu merken, wenn sich einer am Schwanz rumführen lässt.«
»Nenn es, wie du willst«, sagte er.
Sie überlegte. »Also gut, ich reite mit dir zu Sutter, weil ich dir vielleicht verpflichtet bin, weil du mich aus diesem Schiff befreit hast. Aber dann bist du auf dich allein gestellt.«
Sie ritten weiter, und auf einer Anhöhe zügelte Large Marge ihr Pferd. Mit verschränkten Armen sah sie auf Sutter’s Fort hinab, das sich wie eine zerstörte Kreuzritterburg vor den Granitgipfeln der Sierra abzeichnete.
»Ich denk nicht dran, meine Fracht zu diesem Steinhaufen zu befördern. Egal, was wir beide am Laufen haben.«
Sie saß ab, legte sich ins hohe Gras und sah einer Kolonne schwarzer Wolken nach, die über den Himmel zog. »Ich schaff meinen
precioso
Kadaver nach Sonoma rüber. Da gibt’s einen Saloonbesitzer, der mir einen Gefallen schuldet – genug für eine Fahrkarte dorthin, wo ich hergekommen bin.«
Sie sah zu ihm hinüber: »Wenn du schlau wärst, würdest du mitkommen. Sonoma ist ein hübsches kleines Städtchen. Und im Moment am Aufblühen.«
Als er nicht antwortete, saß sie auf.
»Du weißt nicht, was dir entgeht, Mister Shook. Dir ist da was zu Kopf gestiegen, vielleicht, dass du gesucht wirst und so viel über dich geredet wird. Aber ich weiß es besser. Ich weiß, wer du bist und wer du nicht bist. Und du bist nicht der letzte Dreck. Egal, was diese wilde Hexe sagt oder was für Lügen die Zeitungsschmierer ständig über dich verbreiten.«
Sie schnaubte einmal, winkte und ritt Richtung Sonoma davon.
Er war noch nicht weit gekommen, als sie im Galopp neben ihm auftauchte. »Mir ist wieder eingefallen, wie das mit diesem Saloon in Sonoma war. Den schmierigen Mistkerl, der ihn betreibt, deckt höchstwahrscheinlich der grüne Rasen, der füttert längst die Würmer. Oder wenn nicht, dann sollte es so sein. Aber nicht nur das, in Wirklichkeit hab ich Schulden bei ihm, und ich hab keine Lust, die zu begleichen. In Anbetracht meiner Umstände. Vielleicht ist es doch Zeit für Sutter. Nicht dass er mir nicht was schuldig wäre, nach allem, was ich für ihn getan hab.«
Eine halbe Stunde später überlegte sie es sich erneut anders und entschied sich für Hangtown, wo der Bruder eines ehemaligen Liebhabers von ihr eine Futtermittelhandlung hatte. »Da oben kann ich was Größeres aufziehen. Wenn nicht mit dem, dann mit wem anderen. Tu mich mit
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