ZECKENALARM IM KARPFENLAND
Untersuchung bestätigten den Anfangsverdacht: Es handelte sich um einen Fall von Krim-Kongo-Fieber.“
„Das müssen Sie uns genauer erklären, Herr Doktor“, forderte Gerald Fuchs den Mediziner auf.
„Nun, das Krim-Kongo-Fieber ist eine für den Menschen sehr gefährliche Infektionskrankheit mit einer hohen Sterblichkeitsrate. Wirklich wirksame Mittel dagegen gibt es bis heute noch nicht. Die Infektion wird normalerweise durch eine besondere Zeckenart übertragen. Die Hyalomma-Zecke. Aber nun kommt es: Diese Tiere leben nicht bei uns in Deutschland, sondern in Süd-Osteuropa, im Nahen Osten, in Gebieten Asiens und in Afrika. Das stellt uns vor ein riesiges Rätsel, da der Verstorbene nachweislich von Hyalomma-Zecken gestochen wurde. Nun fragen wir uns, wie das möglich gewesen sein soll? Wie und wo hat er sich infiziert beziehungsweise wurde er gestochen?“
„Wieso kommen Sie mit diesen Fragen zu uns?“, wollte der Kommissar erneut wissen.
„Weil wir diese Quelle finden müssen, um eine weitere Verbreitung der ansteckenden Krankheit zu vermeiden. Krim-Kongo-Fieber-Viren sind sehr gefährlich und könnten theoretisch sogar als biologisches Kampfmittel eingesetzt werden.“
„Wollen Sie damit sagen, jemand benutzt diese Insekten als Tötungsmaschinen? Bei einem Obdachlosen? Das ist doch lächerlich!“, merkte Sandra Millberger an.
„Das wollte ich damit auch gar nicht zum Ausdruck bringen“, erklärte Dr. Niethammer, „aber erinnern Sie sich an den EHEC-Virus vom Sommer letzten Jahres? Ich möchte nur darauf hinweisen, dass diese Viren extrem gefährlich sind. Vor allem müssen wir unbedingt den Infektionsherd finden. Die Inkubationszeit spielt sich in einem Zeitraum von einem bis zu dreizehn Tage ab. Vielleicht laufen da draußen bereits etliche Infizierte herum. Weiß der Teufel, wo sich diese Zecken eingenistet haben. Im Moment tappen wir völlig im Dunkeln. Deshalb wäre es hilfreich zu wissen, wo sich der Tote überall herumgetrieben hat.“
„Okay“, ergriff nun Hauptkommissar Kraemer das Wort, „Gerald, Sandra, so verrückt die Sache mit den Killerinsekten klingt, wir werden den Kollegen von der Medizin helfen. Die ganze Angelegenheit ist viel zu ernst. Ihr habt derzeit keinen akuten Fall, also hört und seht euch mal unter den Obdachlosen Erlangens um. Durchleuchtet das Leben des Toten. Fragt, wo er sich aufgehalten, welche Plätze er vorwiegend besucht hat. Vielleicht finden wir dort auch die verdammten Zecken. Wie war doch sein Name?“
„Kuno Seitz“, antwortete Dr. Niethammer. „Auf diesen Namen lautet jedenfalls der Personalausweis, den der Verstorbene mit sich geführt hat.“
Gerald Fuchs und Sandra Millberger sahen sich an und zogen die Augenbrauen hoch. „Na gut, dann spielen wir eben Kammerjäger“, meinte die Polizistin. „Und ich wollte demnächst meinen Resturlaub vom letzten Jahr abbauen“, jammerte der Kommissar, „vom Mörderjäger zum Zeckenjäger degradiert!“
Nordbayerisches Tageblatt vom 14./15. Juli 2012, (Wochenendausgabe)
Mörderzecken in Mittelfranken?
Erlangen, 13.07.2012 – Panikmache oder Realität?
Erinnern wir uns: Vor etwa einem Jahr wütete in Deutschland der sogenannte EHEC-Virus. Menschen starben. Wochenlang suchten die Behörden nach dem Virus und zogen sich dabei den Zorn der spanischen Gurkenbauern zu. Der Verzehr von Salat und Gemüse ging damals drastisch zurück.
Heute, ein Jahr später, haben wir wieder einen tödlichen, ansteckenden Krankheitsfall. Wie das Gesundheitsamt in Erlangen informierte, wurde ein Obdachloser gestern in den frühen Morgenstunden tot aufgefunden. Er war mit dem gefährlichen Krim-Kongo-Fieber-Virus infiziert. Da kommt die Frage auf: Sensation im Sommerloch oder tödliche Gefahr für ganz Mitteleuropa?
Was ist geschehen? Ein obdachloser Stadtstreicher wurde gestern am frühen Morgen von einem Jogger unter der Kanalbrücke, nahe dem Langen Johann, tot aufgefunden. Der hinzugezogene Notarzt stellte ein verdächtiges, äußerliches Krankheitsbild des Verstorbenen fest und ordnete eine Obduktion an. „Mir war klar, dass irgendetwas nicht stimmte“, wird der Arzt zitiert. Er sollte recht behalten. In der Uniklinik Erlangen stellte sich heraus, dass der Mann an dem infektionellem Krim-Kongo-Fieber verstorben war, welches in der Regel von Hyalomma-Zecken übertragen wird. Diese Zeckenart kommt aber in unserer Region nicht vor, sondern ist hauptsächlich in Süd-Osteuropa, im Nahen Osten und anderen warmen
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