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ZECKENALARM IM KARPFENLAND

ZECKENALARM IM KARPFENLAND

Titel: ZECKENALARM IM KARPFENLAND Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Rosenzweig
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Sievers hald bei uns is.“
    „Kennsd du die eigendlich näher?“
    „Achgodderla, wos hasd dees scho, näher ?“
    „Iech maan brivad“, ließ die Kunni nicht locker.
    „Also, bis aufs Singa habbi mid dera nix zu du. Die is ned su mei Fall. A Breiß, waßd scho. Düchdich scheinds scho zu sei, do kammer, glaabi, nix soogn. Die is ja Lehrerin in Höchschdadd am Gymnasium. Musigg und Religion underrichds, sachd mer. Do bei uns in Röttenbach had die ka richdiche Bekanndschafd. Under Frangn verkehrd die ned. Die verschdehd uns ja ned amol! Iehr Mo ärwärd beim Siemens. Scheind a weng was Höhers zu sei. Is ofd verreisd. In Kiena, glaabi, dreibder si öfders rum, bei die Schlidzaugn.“
    „Do bassder hie!“, entgegnete die Kunni lauthals lachend. „Und sunsd?“
    „Waß ned su rechd. A Freindin hads in Erlang. Aa a sua Breißnzibfl. Die woar scho mal do bei uns und had beim Broobn zugschaud. A weng a Dussi hald, had ganz rod lackierde lange Gralln. Die ganz Zeid hads die BUNDE glesn, dees Revolverbladd, wu immer was Neis ieber die Köniche und Fürsdn und den Lodar Maddäus drin schdehd.“
    „Su a Grischberla wie die Retta?“, erkundigte sich die Kunni, „und an schwarzn Dudd auf iehrm Breißnschädl?“
    „Ja, genau, kennsd du die wohl aa?“
    „Ned su genau, mid solche Dibbn habbis aa ned.“
    „Soll a Sozialbädagogin sei und ärwärd bei der Schdadd in Erlang“, ergänzte Gerda Wahl noch.
    „Ärwärn?“, wiederholte die Kunni, „du maansd, die hoggd do iehr Zeid ab?“
    Die anregende Unterhaltung der Damen wurde durch einen gewaltigen Trommelwirbel von Appendix unterbrochen, und der Sänger der Band trat kurz darauf ans Mikrofon. „So meine Damen und Herrn, Ladies and Gentlemen, Missis und Mississippis, es is mal widder suweit. Die Röttenbacher Kerwa schdehd widder ins Haus. Der Röttenbacher Burchermasder schdehd aa scho bereid und had den Bierschlegl in der Händ. Na Ludwich, wieviel Schläch brauchmern heier? Driffsd du den Zabfhahn ieberhabd nu, odder miss mer dier dabei helfn? Also Leid vorsichdich, der Ludwich schdichd edz gleich dees Fässla o. Gehd auf Seidn.“
    Ludwig Gast hielt den kräftigen, hölzernen Bierschlegel fest umklammert in der rechten Hand, holte aus, und nach genauem Maßnehmen schlug er kräftig zu. Er musste sich wohl etwas verschätzt haben. Der Zapfhahn stand verquer vom Fass ab, und das herrlich süffige Festbier der Brauerei Sauer schoss in einer weiten, schaumigen Fontäne auf die schmutzigen Pflastersteine am Boden. Die umstehende Menge tobte. „Ludwich, brauchsd a wenga Zielwasser? Hasd zwaa linge Händ heid? Ludwich, soll mer der helfn?“ Irgendwie schaffte es der Bürgermeister dann doch noch, den Zapfhahn gerade ins Fass zu schlagen. Auch die Krönung der neuen Röttenbacher Bierkönigin ging glatt über die Bühne. Dann schlug die Stunde von Günther Sapper, dem Dirigenten und ersten Vorsitzenden der Röttenbacher Blaskapelle: „Unser Burchermasder, der Ludwich, had mi vor aner Weil gfrochd ‚Günther kennersd du ned amol a Röttenbacher Karbfnlied erfinna?’ Dann habbi lange Zeid nachdengd, bis mer was eigfalln is. Im Urlaub habbi dann den Ludwich ogrufn und hab nern gsachd ‚Ludwich, schdell der na vor, dees Röttenbacher Karbfnlied is ferdich.’“
    „Auf der Toilette war er gesessen, der Günther“, rief der Bürgermeister dazwischen, „als ihm das Lied eingefallen ist, früh um halb vier. Und jetzt, liebe Röttenbacher, gibt es die Welturaufführung. Günther, ich kann zwar nicht singen, aber ich unterstütze dich trotzdem. Gib deinen Leuten den Einsatz. Wir singen jetzt gemeinsam das Röttenbacher Karpfenlied.“
    Günther Sapper hob seinen Taktstock, wartete noch einige Sekunden, bis er die volle Aufmerksamkeit seiner Bläser hatte, und ließ den Taktstock niedersausen:
    à
Wer will mal gute Karpfn essen,
    Muss auf Röttenbach im Aischtalgrund,
    Des werd er niemals mehr vergessen,
    Denn schmeggn dens und sen a gsund.
    Denn die Karbfn sen gud,
    Ja die Karbfn sen gud, …
Röttenbach, Martin-Luther-Weg, Montag, 24. September 2012
    Der letzte Tag der Röttenbacher Kirchweih war angebrochen. Julia Fuchs leerte soeben ihren Briefkasten aus. „Werbung, Werbung, nix als Werbung“, lamentierte sie. Sonderaktion Ihres XXXL-Möbelhauses , las sie, nur noch bis Ende September 2012 . Der Winter kommt, denken Sie an Ihren Heizöltank! Willst du schnell noch Heizöl tanken – ruf Firma Heinz in Mittelfranken . „Brauch mer ned, mier ham

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