ZECKENALARM IM KARPFENLAND
Telefonnummer.
Die gleiche Botschaft hinterließ Kunigunde Holzmann bereits am Tag vorher auf dem Anrufbeantworter von Yvonne Sievers, ohne dass diese sich dazu meldete. Wie konnte sie auch? Zu diesem Zeitpunkt lag sie bereits, außer Gefecht gesetzt, auf dem Gästebett eines dreifachen Mörders.
„Do is was bassierd!“, gab sich die Kunni überzeugt, „dees habbi im Urin.“
„Geh zu“, widersprach die Retta, „die had ieberhabds ned verschdandn, was du dera auf iehr Delefon gschbrochn hasd. Do häsd diech hald scho a weng bemüha müssn, hochdeidsch zu redn.“
„Habbi doch“, widersprach die Kunni erregt. „Die hädd miech genau verschdandn, wenns iehr Delefon abghörd hädd. Iech soogs numal: Dera Fraa is was bassierd. Sunsd hädd die doch bei mier ogrufn, wenns scho um iehre dode Freindin gehd.“
„Vielleicht ist sie ein paar Tage verreist?“, wandte Dirk Loos ein.
„Wie solln dees geh? Die is doch Lehrerin“, schloss die Kunni aus. „Wenn si si bis zum Samsdooch ned gmeld had, dann schau mer numal beiera vorbei. Is widder ned daham, dann rufi den Gerald o. Der muss dann nachschaua. Ob er will odder ned.“
„Na, der werd di widder gscheid auslachn“, kommentierte die Retta.
Röttenbach, Samstag, 13. Oktober 2012
Herr Sievers war, von Peking kommend, nachmittags um vierzehn Uhr in Frankfurt gelandet. Sein Koffer war einer der ersten, der in der Gepäckausgabe auf Band sechsunddreißig ankam. Und obwohl er draußen schnell noch eine Zigarette rauchte, erreichte er den ICE nach Nürnberg.. Dort angekommen, wartete er nicht auf den Regionalexpress nach Erlangen, sondern bestieg vor dem Bahnhofsplatz ein Taxi, welches ihn direkt nach Röttenbach brachte. Um siebzehn Uhr vierzig öffnete er die Haustüre und stellte seinen Koffer in der Diele ab. Die Einzige, die ihn miauend begrüßte, war Walpurga . „Wo ist denn das Frauchen?“, wollte er von Walpurga wissen. Er nahm die Katze auf den Arm und graulte sie hinter den Ohren. Schnurrend schloss der Stubentiger seine Augen und genoss die Aufmerksamkeit des Hausherrn. Dann überstürzten sich die Ereignisse. Die Hausglocke schlug an. Es läutete Sturm. Leo Sievers eilte zur Haustür und öffnete. Draußen standen drei betagte Herrschaften. Zwei Frauen und ein Mann. Die kräftige der beiden Damen ergriff das Wort.
„Godd sei Dang, dass endlich aans dahamm is. Sen Sie der Herr Sievers?“
„Wenn Sie nichts dagegen haben, dann bin ich das.“
„Wu isn Iehr Fraa? Seid Middwoch wolln mier mid dera redn, abber die is ja nie dahamm. Hamm Sie a Ahnung wu die is?“
„Langsam, langsam“, entgegnete Leo Sievers, „wer sind Sie überhaupt, und warum wollen Sie mit meiner Frau sprechen?“
„Na, wecher dem Mord an der Riu-Krummbauer“, rief die Retta dazwischen.
„Welchen Mord?“ Herr Sievers war offensichtlich nicht auf dem Laufenden. „Jetzt kommen Sie doch erst mal ins Haus. Hier innen lässt es sich doch viel besser reden, und dann erzählen Sie mir von Anbeginn.“ Aus dem Erzählen wurde nichts. Schon wieder schlug die Hausglocke an.
„Einen Moment bitte.“ Herr Sievers entschuldigte sich und eilte erneut zur Tür. Draußen stand ein attraktiver Mann. Groß, schlank, kantiges Gesicht, grüne Augen.
„Sind Sie Herr Sievers?“
„Die Frage habe ich vor einer Minute schon einmal beantwortet. Wollen Sie auch mit meiner Frau sprechen? Gehören Sie zu den Herrschaften in meinem Haus?“
„Herrschaften?“, Gerald Fuchs verstand überhaupt nichts. Welche Herrschaften denn?“
„Jetzt kommen Sie schon rein!“
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Während sich im Hause Sievers die Ermittler (die privaten, wie auch die beruflichen) gegenseitig die Hände schüttelten, sich argwöhnisch belauerten und jeder mit Frau Sievers sprechen wollte, lag diese, mit einem Kissen erstickt, nackt und mausetot, eingeengt im Kofferraum eines Ford Focus, der mit einhundertdreißig Kilometer pro Stunde auf der Autobahn unterwegs war. Gott sei Dank war Frau Sievers im Leben ein zierliches Persönchen von gerade mal fünfundfünfzig Kilogramm, sodass sie ihr Mörder doch einigermaßen problemlos in dem engen Transportraum seines Pkw unterbringen konnte. In Embryohaltung hatte er sie feinsäuberlich in schwarze Plastikfolie verpackt, welche er fest verschnürt hatte. Als letzten Gruß hatte er ihr noch zwei Backsteine auf den nackten Bauch gelegt, welche er sich von einer nahen Baustelle stibitzt hatte. Gerade fuhr er auf der A1 im oberösterreichischen Salzkammergut am Mondsee
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