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ZECKENALARM IM KARPFENLAND

ZECKENALARM IM KARPFENLAND

Titel: ZECKENALARM IM KARPFENLAND Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Rosenzweig
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passieren. Alles war glatt verlaufen. Wenig Verkehr auf den Straßen, bis auf die vielen Militärfahrzeuge des Österreichischen Bundesheeres. Was die wohl um diese Nachtzeit vorhatten? Die Wolkendecke war dicht, so dass der bleiche Halbmond keine Chance hatte, seinen fahlen Schein auf die spiegelglatten Gewässer des Sees zu werfen. Es war ein schweres Stück Arbeit, bis er die tote Sievers aus dem Kofferraum seines Pkw gehievt und an das felsige Ufer des Sees gezogen hatte. Immer wieder hatte er in die Nacht gelauscht, um sich zu vergewissern, dass niemand in der Nähe war. Es dauerte eine halbe Stunde, bis er exakt die Stelle fand, an der die Wassermassen des Sees senkrecht in die Tiefe stürzten. Er nahm sein Schweizer Offiziersmesser und stach mehr als fünfzehn Löcher rundum in die Plastikfolie. „Vermeide jeden Auftrieb“, spukte es in seinen Gedanken herum. Als er fertig war, rollte er den Leichensack auf dem felsigen Untergrund direkt ans steil abfallende Seeufer. Fünfzig Zentimeter tiefer klatschten fein auslaufende Wellen sachte an das harte Gestein. Mit einem „Gute Reise“, stieß er mit dem rechten Fuß das Folienpaket über den felsigen Uferrand. Das dunkle Wasser warf ein schmatzendes Geräusch zu ihm herauf. Zunächst trieb der eingepackte Leichnam auf der Wasseroberfläche, als sträubte er sich in sein nasses, tiefes Grab abzutauchen. Dann gurgelte und gluckerte es aus dem Innern des Folienpaketes. Die unvermeidbaren Luftblasen im Innern der Folie liefen voll. Endlich, nach einer zähen halben Minute, senkte sich – Füße voran – der Foliensack nach unten. Mit einem letzten Gluckern und ein paar widerspenstigen Luftbläschen verschwand er schließlich in den Tiefen des Attersees.
    Er hatte seine Sache gut gemacht. Perfekt. Davon war der Mörder überzeugt. Der Aufwand hatte sich gelohnt. Er zog nochmals Resümee: Der Erlanger Obdachlose und Johannes Sapper waren infolge von Zeckenstichen gestorben. Rätselhaft zwar, aber niemand zweifelte daran. Beatrice Riu-Krummbauer, die ihm gefährlich hätte werden können, hatte er, ohne Spuren zu hinterlassen, gerade noch rechtzeitig eliminiert. Die Polizei tappte im Dunkeln. Da war er sich absolut sicher. Ihre Mitwisserin und Busenfreundin, Yvonne Sievers, hatte er gerade elegant und ohne Zeugen im Attersee verschwinden lassen. Nichts, aber auch gar nichts deutete darauf hin, dass er vier Menschenleben auf dem Gewissen hatte. Lediglich seine letzte Tat, sein Meisterstück, stand noch aus, und es wurde allmählich Zeit, es anzugehen.
    In nahezu all seinen Annahmen täuschte sich der Mörder. In einer aber ganz besonders: Es gab einen Zeugen, der ihn bei seinem nächtlichen Tun am Attersee beobachtet hatte: der Gefreite des Österreichischen Bundesheeres, Alois Hirnbichl. Die erste, zweite und dritte Jägerkompanie des Jägerbataillons 23, welches in den Garnisonen Bludeschi und Landeck stationiert war, hielten unter dem Manövernamen Pomali eine Hochgebirgsübung ab, welche sich auf das Gebiet des gesamten Höllengebirges erstreckte. Vom 13. bis zum 16. Oktober 2012 sollten Märsche im Gebirge, Abseilen und Übernachten in Behelfsunterkünften sowie die Zusammenarbeit mit Hubschrauberverbänden trainiert werden. Die wilden, abgelegenen, vegetationslosen Fluren des Höllengebirges waren dazu wie geschaffen. Sechzehn Kilometer erstreckte sich das verkarstete Plateau zwischen dem Attersee im Westen und dem Traunsee im Osten dahin. Das Weißenbachtal südlich des Höllengebirges verbindet Bad Ischl mit Weißenbach am Attersee. Genau hier hatte die Manöverleitung unter der Führung von Oberst Martin Jelinek beschlossen, die Kommandozentrale aufzubauen. Ein kleines Kastenwäldchen, welches bis an das Seeufer reichte, bot sich idealerweise dafür an. Während die Mannschaften ihre Befehle erhielten, den Kommandostand nach den Angaben der Manöverleitung aufzubauen, wurden acht Soldaten zum Wachtdienst eingeteilt, darunter die Gefreiten Alois Hirnbichl und Basti Unterleitner. Gemeinsam hatten sie einen Beobachtungspunkt am westlichen Rand des kleinen Waldes, ganz in der Nähe des Seeufers bezogen. Während Basti Unterleitner eine Marlboro rauchte, die er in der hohlen Hand verborgen hielt, und an seinem Gösser Bier zuzelte, spähte Alois Hirnbichl angestrengt durch sein modernes Nachtsichtgerät. Er sah hinab zum Steilufer des Sees, welches er in einem gleichmäßigen Grün wahrnahm. Alles war ruhig, keine Bewegung war zu erkennen. Nur Basti Unterleitner

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