Zehn Dinge, die wir lieber nicht getan haetten
knarrte, als ich nach oben stieg. Oben angekommen, öffnete ich die Tür und sah mich im Wohnzimmer um. Keine Donut. Ich sah unter der Couch nach. In der Küche. Vielleicht wusste Vi ja, wo sie war? »Vi?«, fragte ich leise. »Bist du noch wach?«
»Ja«, antwortete sie. »Was ist denn los?«
»Hast du Donut gesehen?«, fragte ich.
»Schläft sie nicht bei dir unten?«
»Normal schon«, erklärte ich. »Aber ich finde sie nirgends. Ich hab sie nicht mehr gesehen seit ...«
Tja, wann war eigentlich das letzte Mal, dass ich sie gesehen hatte? Als sie Noahs Handy gefunden hatte. Dann war sie nach oben gerannt.
Und ich hatte die Hintertür offen gelassen.
Ich spürte eine Kälte im Nacken. »Glaubst du, sie ist nach draußen abgehauen?«, flüsterte ich.
»Ich hab sie nicht rausgelassen«, meinte Vi.
»Ich hab die Tür offen gelassen. Erinnerst du dich?«
»Scheiße.«
Ich rannte zur Hintertür und riss sie auf. Ein Schwall eisiger
Luft traf auf mein Gesicht. Vi stellte das Licht draußen an. »Donut?«
Keine Donut.
Ich sah raus auf die Meerenge, und mir wurde flau im Magen. Das Wasser sah kalt, dunkel und bedrohlich aus.
»Glaubst du, sie ist vielleicht ...« Sie brach mitten im Satz ab.
»Oh Gott, ich hoffe nicht. Können Katzen denn schwimmen? Ich glaube schon.«
»Nicht, wenn das Wasser eiskalt ist.«
Ich rannte raus in Richtung Strand.
»April! Du hast keine Schuhe an! Und keine Jacke! Außerdem ist dein Haar nass ...«
Ich beachtete sie nicht und rannte die Verandatreppe runter. Mir war arschkalt. Aber Donut! Wenn sie im Wasser war, dann war ihr ganz bestimmt noch kälter als mir. Ich konnte echt nicht fassen, dass ich die Tür offen gelassen hatte. Wie blöd war ich eigentlich? Wie unverantwortlich! Was war nur mit mir los?
Als ich unten angekommen war, blieb ich im Schnee stehen. Klar, barfuß durch den Schnee zu rennen war echt eine sensationelle Idee. Frostbeulen würden mich bei meiner Suche nicht unbedingt weiterbringen. Zum Glück kam Vi mir mit meinen Uggs und einer Jacke hinterhergeeilt. Ich steckte die Füße in die Stiefel, schlüpfte in die Ärmel und rannte runter an den felsigen Sandstrand.
Die Lichter von der anderen Seite erhellten das Wasser.
»Du willst doch da jetzt nicht reinspringen, oder?«, fragte Vi. »Der Hula ist ja gut und schön, aber das hier – das wäre einfach verrückt.«
»Ich schätze nicht«, meinte ich und sah raus aufs Wasser. Ein schweres Gewicht lastete auf meiner Brust. »Glaubst du, sie ist da drinnen?«
»Keine Ahnung«, meinte sie mit zittriger Stimme.
»Donut!«, rief ich. »Komm her, Donut!« Ich rannte runter zum Schwimmdock und sah wieder raus, wobei ich die ganze Zeit ihren Namen rief.
»Ich wette, sie ist gar nicht im Wasser«, sagte Vi. »Die ist doch nicht doof. Sie hat schließlich auch rausgefunden, wie man die Fernbedienung benutzt, oder nicht?«
»Stimmt.« Ich sah mich am Strand um. Wir hatten gerade Ebbe. »Glaubst du, sie ist vielleicht irgendwie durch den Zaun gelangt und raus auf die Straße?«
»Was, du denkst, sie ist abgehauen? Dass sie sich zu fein für uns ist?« Vi lachte, und es klang piepsig, gar nicht nach ihr.
»Vielleicht war sie ja auf Entdeckungsreise und hat sich verlaufen.«
»Oder sie hat noch nicht mal das Haus verlassen«, schlug Vi vor. »Möglicherweise versteckt sie sich in diesem Moment unter meinem Bett. Oder sie hat rausgefunden, wie man den Ofen öffnet. Sie liebt diesen Ofen.«
»Du siehst drinnen nach«, meinte ich. »Und ich schau vor dem Haus.«
»Okay.«
Die Tür im Zaun stand offen. Nicht weit, aber weit genug, dass etwas von Donuts Größe sich durchquetschen konnte. Oh-oh. Ich zwängte mich durch und stand dann links von der Einfahrt.
»April?«, hörte ich jemanden rufen. Lucy stand auf ihrer Terrasse. »Ist alles in Ordnung?«
»Nein«, sagte ich. »Donut ist verschwunden.« Ich ging an meinem Auto vorbei und sah auf die Straße.
»Donut?«, rief ich. »Bist du da? Dooooonut! Do...«
Da sah ich sie.
Sie lag zusammengerollt auf der Straße, neben dem Gehsteig. »Donut!«, schrie ich.
Sie rührte sich nicht.
Ich rannte rüber zu ihr und kauerte mich mitten auf der Straße hin. Sie sah zu mir auf und blinzelte. In ihren Augen stand die nackte Angst. Sie zitterte.
»Hol Vi«, rief ich Lucy zu.
Ich streichelte Donut am Hinterkopf. Arme, arme Donut. Es tut mir so leid, Donut. In meinen Augen sammelten sich Tränen. Ein paar Sekunden später waren Vi und Lucy bei mir.
»Jemand
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