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Zehn Dinge, die wir lieber nicht getan haetten

Zehn Dinge, die wir lieber nicht getan haetten

Titel: Zehn Dinge, die wir lieber nicht getan haetten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Mlynowski
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muss sie getreten haben«, meinte ich, meine Stimme vor Tränen ganz zittrig.
    »Ohmeingott. Ist sie ...«
    Vorsichtig hob ich sie auf. »Sie muss sofort zum Tierarzt.«
    SCHLIMME DINGE PASSIEREN IMMER MITTEN IN DER NACHT
    Es geschah um etwa ein Uhr nachts.
    Mein Dad war gerade auf Geschäftsreise in L.A. Mein Bruder lag im Bett. Ich lag im Bett. Meine Mom lag im Bett. Ich konnte nicht schlafen. Ich hatte am nächsten Morgen einen Mathetest. Das Mathepensum in der siebten Klasse war nicht gerade mein Ding. Ich hörte die Stimme meiner
Mutter. Ich ging davon aus, dass sie mit meinem Dad telefonierte. Ich nahm den Hörer ab.
    Keine Ahnung, warum sie das Klicken nicht hörten. Jedenfalls bekamen die beiden nichts mit. Ich wollte Hallo sagen, aber sie schienen gerade mitten in ein Gespräch vertieft. Also wartete ich. Und hörte zu.
    »Sag mir doch, was du mit mir vorhast«, sagte meine Mom gerade.
    »Ich sag’s dir«, erwiderte eine Stimme. »Ich möchte deinen Körper von oben bis unten mit Küssen bedecken.«
    Mein erster Gedanke war – wie widerlich. Mein zweiter ... dass das nicht die Stimme meines Vaters war. Das ist nicht die Stimme meines Vaters.
    Sie sprachen weiter. Ziemlich schmutzige Sachen. Es war ekelhaft. Denn das da war meine Mutter, die so schrecklich schmutzige Dinge zu einem schrecklichen Menschen sagte, der nicht mein Vater war.
    Mein Gesicht brannte, aber ich konnte auch nicht auflegen, weil ich wie erstarrt war. Alle möglichen Gefühle überkamen mich, während ich unter meiner Bettdecke saß und das Telefon umklammert hielt. Übelkeit. Furcht. Verrat. Hass. Wie konnte sie das nur tun? Wie konnte sie das meinem Dad antun? Uns? Ich hielt das Telefon weiter fest und sagte kein Wort. Ich machte nicht das leiseste Geräusch. Vielleicht träumte ich ja. Doch da waren immer mehr Worte. Bis ich nicht mehr zuhören konnte. Ich wollte nicht auflegen, weil sie es sonst vielleicht gehört hätten, und dann wüssten sie, dass ich es wusste. Also steckte ich stattdessen das Telefon aus.
    Bitte schön. Jetzt war es tot. Ich fühlte mich tot. Ich versteckte mich unter der Bettdecke. Meine Gedanken rasten.
Ich hätte am liebsten geheult, aber es ging nicht. Ich fing am ganzen Leib zu zittern an.
    Ich kauerte mich unter die Decke und zitterte bis zum nächsten Morgen.
    HOLPRIGE FAHRT
    Vi fuhr den Wagen, während ich Donut festhielt und schnurrte: »Donut, Donut, alles wird wieder gut, nicht wahr?«
    Ich rief beim Tierarzt an, aber der Anrufbeantworter gab eine Notfallpraxis an, die nachts und am Wochenende geöffnet war. Lucy wies Vi den Weg dorthin, während ich weiter Donut streichelte. Sie bewegte sich nicht. Ihre Augen gingen alle paar Minuten flatternd auf, dann schlossen sie sich wieder.
    »Ich kann’s nicht fassen, wir haben unsere Katze umgebracht«, sagte Vi.
    Ich blinzelte die Tränen zurück. »Vi! Wir haben sie nicht umgebracht. Sie wird wieder gesund. Wir müssen positiv denken. Stimmt’s, Donut?«
    »Das ist alles so schrecklich. Atmet sie noch?«
    »Ja!« Sie atmete nicht nur. Mein Bein fühlte sich warm an. Gelbliche Katzenpisse hatte meine Pyjamahose durchnässt.
    Als wir bei der Tierarztpraxis ankamen, waren wir die Einzigen dort. Mit hängenden Schultern hielt ich Donut ganz, ganz vorsichtig vor mir hoch. Sie hob das Köpfchen. Ich brach in Tränen aus. »Sie ist überfahren worden. Es ist
meine Schuld, ich habe die Tür nicht zugemacht. Wird sie wieder gesund?«
    Eine Assistentin in einem weißen Kittel kam zu uns. »Hallo, mein kleiner Freund«, gurrte sie. »Du siehst aber gar nicht gut aus, dann kümmern wir uns mal um dich. Gehen wir doch alle gemeinsam ins Untersuchungszimmer.«
    Vi und ich folgten ihr, während Lucy bei der Rezeption wartete. »Viel Glück«, rief sie uns hinterher, als wir den Flur runtergingen.
    An die Untersuchung selbst erinnere ich mich nur noch vage. Donut versuchte sich aufzurichten, fing aber an zu keuchen. Die Ärztin befühlte ihren Unterbauch und hörte sie mit einem Stethoskop ab. Donut schrie vor Schmerz.
    Ich glaub fast, ich auch.
    »Wir müssen ein paar Röntgenaufnahmen machen«, meinte die Tierärztin.
    Ich nickte nur, dann rollte sie Donut raus.
    EINE KOMPLIZIERTE SITUATION
    »Ich muss euch leider mitteilen, dass es ein paar Probleme gibt«, meinte die Tierärztin, als sie zurückkam. Ich sprang auf die Beine. Sie hielt einen Computerausdruck hoch. »Erstens, sie hat eine Beckenfraktur.«
    »Okay«, sagte ich. »Was kann man dagegen

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