Zehn Dinge, die wir lieber nicht getan haetten
sie.
»Komm rein«, sagte ich sofort und schlang meine Arme um sie. »Was ist passiert?«
»Kann ich bei euch einziehen?«
NACH DER AFFÄRE MEINER MUTTER
»April, bleibst du zum Essen?«, hatte Dana, Marissas Mutter, mich gefragt.
Es war Mittwochnachmittag, siebte Klasse, der Tag nach dem Fiasko mit dem belauschten Telefonsex.
Ich nickte. Ich saß gerade am Küchentisch und tat so, als würde ich meine Hausaufgaben machen. Marissa schenkte uns soeben ein Glas Saft ein. Ihre kleine Schwester hockte auf dem Boden und arbeitete an einem Kunstprojekt. Ihre ältere Schwester laberte am Telefon, und die zwei jüngeren Brüder rauften auf dem Teppichboden im Flur.
»Wie geht es deinen Eltern?«, erkundigte sich Dana.
Ich wollte schon den Mund aufmachen, um was zu erwidern, da entfuhr mir ein lauter Schluchzer.
»Och, meine Süße«, sagte sie, setzte sich neben mich und umarmte mich ganz fest. »Was ist denn los? Möchtest du, dass ich deine Mom anrufe?«
»Nein«, erwiderte ich. »Ich bin nur ... sie ist nur ...« Wieder fing ich an zu heulen.
Marissa kam angerannt und umarmte mich von hinten. »Ist deine Mom krank?«, wollte Marissa wissen.
Ja, dachte ich. Doch dann schüttelte ich den Kopf. »Nein, das ist es nicht ... es geht um Mom und Dad ... sie ... es läuft nicht so gut zwischen ihnen.«
Dana wirkte überrascht, nickte aber. Dann zog sie mich wieder in ihre Arme. Sie roch nach frisch gewaschener Wäsche.
»Mom, kann April heute Nacht hierbleiben?«, fragte Marissa.
Dana wich ein Stück zurück und rieb mir über den Arm. »Möchtest du das denn?«
Ja. Ja. Bitte schickt mich nicht nach Hause. Bitte macht, dass ich nicht mit ihr reden muss. An diesem Morgen im
Auto hatte ich ihr nicht in die Augen sehen können, ohne dass mich das Bedürfnis überkam, ihr eine Ohrfeige zu verpassen.
»Ich ruf deine Mom an«, meinte Dana.
Panik packte mich. »Aber sagen Sie bitte nicht ...«
»Keine Sorge«, beruhigte sie mich. »Mach dir keine Gedanken. Alles kommt wieder in Ordnung. Ihr beiden entspannt euch jetzt einfach.«
»Komm, wir sehen fern«, schlug Marissa vor, zerrte mich hoch, nahm mich an der Hand und ließ sie nicht wieder los.
ICH REVANCHIER MICH BEI MARISSA
Nachdem Marissa zwei Minuten lang geheult hatte, ohne dass ich eine Ahnung gehabt hätte, warum, erklärte sie mir schließlich, was geschehen war. »Ich darf mit auf die Fahrt nach Israel diesen Sommer!«
»Ich verstehe nicht«, meinte ich. »Das sind doch gute Nachrichten.«
»Nein – meine Eltern wollen mich nicht fahren lassen!«
Ein Teil von mir – der gute Teil – litt mit ihr. Aber der andere Teil – der schlechte – freute sich insgeheim.
»Ich verstehe nicht«, sagte ich noch mal. »Die Reise kostet doch nichts.«
»Ich weiß! Aber sie haben darüber gesprochen und entschieden, dass es zu gefährlich ist! Die sind überzeugt, dass ich von einem Terroristen in die Luft gejagt werde.«
»Das scheint mir aber unwahrscheinlich«, meinte Vi. »Da könntest du genauso gut in Manhattan in die Luft fliegen.«
»Ich bin zwar nicht unbedingt Vis Meinung«, sagte ich und umarmte Marissa. »Aber deine Eltern sind da schon ein bisschen übervorsichtig.«
»Ja, oder! Die ruinieren alles! Aaron kommt auf jeden Fall mit auf den Trip! Alle meine Freunde fahren mit!«
»Danke«, sagte ich, ein wenig eingeschnappt.
»Meine Sommerferienfreunde. Du weißt schon, was ich meine.« Sie wich zurück und wischte sich mit dem Ärmel über die Augen. »Meine Mom führt sich echt auf wie eine Irre.«
»Denkst du, sie überlegt es sich noch anders?«, erkundigte sich Vi.
»Ich hab ihr gesagt, dass ich sie hasse und dass sie mein Leben ruiniert und dass ich nie wieder mit ihr reden würde, wenn sie es sich nicht anders überlegt.«
»Und was hat sie darauf gesagt?«, fragte ich ein wenig schockiert.
»Dass sie es sich garantiert nicht anders überlegen würde. Also hab ich meinen Dad in der Arbeit angerufen, und der hat gesagt, dass er es sich auch nicht anders überlegen würde!«
»Das ist ja scheiße, Marissa«, sagte ich. Ich schaute auf ihren Seesack. »Und jetzt hast du gepackt, weil ...?«
»Weil ich bei denen nicht länger bleibe. Ich red mit keinem von beiden mehr.«
»Wie bist du überhaupt hierhergekommen?«, erkundigte ich mich.
»Ich bin gelaufen.«
War sie denn total plemplem? »Das ist mindestens eine halbe Stunde zu Fuß. Und das mit dem Seesack.«
»Ich war echt so was von angepisst. Ich brauchte frische
Weitere Kostenlose Bücher