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Zehn Jahre nach dem Blitz

Zehn Jahre nach dem Blitz

Titel: Zehn Jahre nach dem Blitz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pjhilip K. Dick
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immerhin die Möglichkeit, daß der Mörder Vorbereitungen getroffen hatte, diese Waffe mit einem neutralisierenden Mittel abzuwehren. Foote wählte daher aus der Kiste als Angriffswaffe eine Scherzpistole und bat dann, nach eingehender Überlegung, in der er vergangene Gefahrensituationen im Geiste vorüberziehen ließ, um einen Schutzmantel, den er entfaltete und ungeschickt, aber wirkungsvoll überzog. Einer seiner Bleiernen half ihm, so daß schließlich nur noch seine englischen Wollsocken und die in London hergestellten Schuhe hervorsahen. Dann nahm er die Scherzpistole, die in Wirklichkeit alles andere als scherzhaft war, und durchbrach die Reihe der Bleiernen erneut. Er öffnete die Schlafzimmertür.
    »Eine Leuchtkugel«, befahl er schnell. Der Raum war dunkel, und er hatte keine Zeit, nach dem Lichtschalter zu tasten – und ihn womöglich zu verfehlen.
    Einer der vorzüglich ausgebildeten Bleiernen schleuderte unverzüglich und diensteifrig eine Sicherheitsleuchtkugel, die zum Gebrauch in geschlossenen Räumen bestimmt war, in das Schlafzimmer; die Leuchtkugel flammte auf, und ein warmes, tröstliches gelbes Licht ließ jeden einzelnen Gegenstand klar hervortreten. Dort stand das Bett, und darauf, unter den Decken, lag der Yance-Mann Verne Lindblom mit geschlossenen Augen. Friedlich und unerschrocken; als wäre ihm die Tatsache seines schmerzlosen und schnellen Todes gar nicht bewußt geworden. Denn eines stand für Foote fest: die entspannt ausgestreckte Lage des toten Mannes bewies, daß eine der erprobten, lange getesteten, häufig verwendeten Zyanidwaffen benutzt worden war. Wahrscheinlich ein homöostatischer Pfeil ins Hirn, ins Herz oder in den oberen Nerv der Wirbelsäule. Jedenfalls ein gnädiger Tod, sagte sich Foote und sah sich nach der erwarteten Person um: einem hilflosen männlichen Erwachsenen, der unfähig war, sich zu bewegen oder zu reden, der unkontrollierbaren Nervenzuckungen ausgesetzt war und nicht in der Lage, zu fliehen oder sich zur Wehr zu setzen.
    Aber im Schlafzimmer hielt sich ein solcher Mensch nicht auf. Weder in dem beschriebenen noch in irgendeinem anderen Zustand. Der tote Mann lag, friedlich zugedeckt, allein im Zimmer – er und Webster Foote, sonst niemand. Und als Foote vorsichtig in das angrenzende Zimmer hinüberging, durch das der Mörder ursprünglich eingedrungen war, fand er auch da keinen Menschen vor. Seine beiden Bleiernen folgten ihm auf dem Fuß; er konnte niemand entdecken, sie konnten niemand entdecken, und so begannen sie augenblicklich, Seitentüren zu öffnen, das Badezimmer mit dem wunderbaren Mosaikboden und zwei Wandschränke zu durchsuchen.
    »Er ist entwischt«, sagte Foote laut vor sich hin.
    Seine beiden Bleiernen erwiderten nichts, es war keine Antwort vonnöten.
    Foote kehrte zu der Wachmannschaft von Bleiernen vor der Schlafzimmertür im Flur zurück und sagte: »Teilt eurem Typ VI unten mit, daß er zu spät gekommen ist.«
    »Ja, Mr. Foote«, entgegnete der wachhabende Bleierne und führte die Anordnung aus. »Die Antwort lautet«, erklärte er ihm in seiner metallenen, würdevollen Art, »daß das nicht sein kann. Mr. Lindbloms Mörder befindet sich im Schlafzimmerbereich; alles andere ist unmöglich.«
    »Nach eurer Bleiernenlogik vielleicht«, stimmte Foote zu. »Aber die Untersuchung hat ein anderes Ergebnis gebracht.« Er wandte sich seinen eigenen beiden Bleiernen zu. »Ich bitte euch«, erklärte er ihnen, »mit dem Sammeln der Indizien zu beginnen. Da wir davon ausgehen, daß der Mörder ein Mensch war und kein Bleierner, müßt ihr besonderes Augenmerk auf das Vorhandensein von organischen Spuren haben. Hautpartikel, Haare.«
    Einer von Lindbloms höherentwickelten Bleiernen sagte: »Mr. Foote, in der Wand befindet sich ein Gehirnstromaufzeichner. Wir haben mit Hilfe eines Schlüssels Zugang dazu.«
    »Gut«, entgegnete Foote. »Ich werde mir die Aufzeichnungen anschauen.«
    »Darüber hinaus gibt es einen Audiorecorder. Der ebenfalls immer eingeschaltet ist.«
    »Sehr gut.« Wenn der Mörder ein Mensch war. Wenn er etwas gesagt hatte. Und wenn er nahe genug an die Empfangsantennen des Gehirnstromaufzeichners herangekommen war. Webster Foote ging nachdenklich in das Schlafzimmer zurück und begab sich dann in das angrenzende Zimmer, um das Fenster zu untersuchen, durch das der Täter eingedrungen war.
    Auf dem Fußboden stand ein tragbares Fernsehgerät.
    Er beugte sich nieder und faßte es am Griff, ohne sich um die Fingerabdrücke

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