Zehn Jahre nach dem Blitz
bereit, der in Kriegstagen militärischen Zwecken gedient hatte. Er war vom Büro aus ferngestartet worden und knatterte bereits. Mit seinen beiden besonders ausgebildeten Bleiernen zusammen stieg er ein, und einen Augenblick später befand er sich bereits auf dem Flug über den Atlantik.
Er nahm über Videophon-Verbindung mit der New Yorker Agentur auf und erfuhr dort die Lage der Domäne des getöteten Mannes. Sie lag in Pennsylvania. Dann rief er sein Hauptquartier in London an und erbat sich zur Auffrischung seines Gedächtnisses die Unterlagen des Yance-Mannes Lindblom, die er auch erhielt – sie wurden zur Überprüfung direkt auf seinen Bildschirm übertragen. Kein Zweifel, Lindblom war nicht nur irgendein Künstler gewesen, sondern der Künstler der Yance-Gesellschaft überhaupt. Der Mann hatte die Freiheit gehabt, in Eisenbludts Moskauer Studios zu kommen und zu gehen und frei über alle vorhandenen Einrichtungen zu verfügen ... Das hatte Foote natürlich bereits bei der ersten Untersuchung des »Spezialprojekts«, an dem Lindblom maßgeblich beteiligt war, herausgefunden. Die Untersuchung, dachte er bissig, die keine brauchbare Information zutage gefördert hatte.
Lediglich, daß Broses Verzweiflung und seine kindische Besorgnis, die so weit ging, daß sie Joseph Adams’ Tod als folgerichtigen nächsten Schritt vorwegnahm, den Beweis dafür lieferten, daß die Morde an Hig und Lindblom eine Folge ihrer Tätigkeit für das Spezialprojekt waren; das erkannte Foote mit aller Deutlichkeit, erkannte den Webfaden, der von Hig zu Lindblom und nun möglicherweise zu Adams führte – und vielleicht, so überlegte er, auch einen tödlichen Anschlag auf Arlene Davidson am vergangenen Samstag einbezog, der zu jenem Zeitpunkt für einen natürlichen Tod gehalten worden war. Jedenfalls hatte Brose das Eingeständnis herausgeplappert, daß die Todesfolge die Beteiligten am Spezialprojekt der Agentur traf – also Broses Projekt – und damit offenkundig, daß Hig ein Spitzel Broses in Runcibles Mannschaft gewesen war. Footes Ahnung hatte sich also bestätigt. Der Mord an Hig hatte sich nicht gegen Runcible gerichtet, beispielsweise auf Betreiben von Stanton Brose hin; wie der Tod des Yance-Mannes Lindblom bewies, hatte der Mordanschlag letztendlich Brose, den herrschenden Yance-Mann selbst, zum Ziel gehabt. Das alles war jetzt keine bloße Vermutung mehr, es war ein geschichtliches Faktum.
Und noch immer hatte Foote keine Ahnung, worin das Spezialprojekt bestand ... oder vielmehr bestanden hatte. Denn wie es schien, war nunmehr das Projekt erfolgreich vereitelt. Offensichtlich waren nicht viele Personen an der Durchführung des Projekts beteiligt, vielleicht war Adams der letzte, wenn man Brose selbst nicht zählte, natürlich.
Der Gedanke hallte laut in Footes erfahrenem Gehirn wider. Adams, Teil des Projekts, jetzt unter dem Schutz eines Foote-Kommandotrupps, würde vielleicht angesichts der Anspannung durch die Lage der Dinge dazu verleitet werden können, im Dasein eines der erfahrenen Männer Webster Footes etwas über die Natur des Spezialprojekts fallenzulassen ... ein Unternehmen, das, daran zweifelte Foote nicht, Runcible zum Ziel seiner Absichten machte. Runcible sollte das Opferlamm sein, aber – es war anders gekommen. Die Dozer in Süd-Utah setzten ihre Arbeit fort, Runcible war nicht aufgehalten worden. Brose dagegen war vollkommen aus der Bahn geworfen.
Tatsächlich konnte sich Foote nicht erinnern, Brose – oder irgendeinen anderen Menschen – jemals in so verworrener Gemütsverfassung gesehen zu haben. So völlig außer sich. Foote dachte, diesem Spezialprojekt muß eine entscheidende Absicht zugrunde gelegen haben. Ist es möglich, daß es auf die vollständige Vernichtung Louis Runcibles hinzielte? Mit anderen Worten, sind wir vielleicht Zeugen der Inszenierung des entscheidenden Machtkampfes zwischen Brose und dem sagenhaften Baumeister? Der Inszenierung – und des plötzlichen Zusammenbruchs!
Mein Gott, dachte Foote ungläubig, mein Außenbeauftragter, der mit Louis Runcible gesprochen hat und ich in meinem Videophongespräch mit ihm, wir hatten beide keine Ahnung, daß er derartig ausgeklügelte und wirkungsvolle Pläne im Kopf hatte, um sich zu schützen. Louis Runcible hatte im Gegenteil völlig ahnungslos gewirkt – sogar unbesorgt – in bezug auf das Unheil, das ihm drohte ... wie also hatte er so entschieden und in so kurzer Zeit darauf reagieren können?
Und Runcible hatte die
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