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Zehn Jahre nach dem Blitz

Zehn Jahre nach dem Blitz

Titel: Zehn Jahre nach dem Blitz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pjhilip K. Dick
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westdeutschen Erfindung aus der Kriegszeit ärgerte, sie übertrieb ihren Eifer. Neunzig Prozent ihrer Schaltungen, ihrer Tätigkeiten, hätte man weglassen können – und in diesem Falle hätte sie wahrscheinlich als tragbares Fernsehgerät das angemessene Gewicht gehabt. Aber das entsprach dem deutschen Wesen, ihrer Liebe zur Gestalt, zum vollkommenen Bild.
    Mit all den gefundenen Hinweisen, die der Gestaltmacher hinterlassen hatte, ergab sich nun die Frage, welchen Bevölkerungsschichtencomputer er befragen sollte. Er hatte die Wahl zwischen drei Exemplaren, von denen ein jeder über einen riesigen Datenspeicher verfügte, eine gut ausgestattete Bibliothek von miteinander in Beziehung gebrachten Unterscheidungsmerkmalen, den gleichen Merkmalen im übrigen, die von seinen beiden Bleiernen im Laufe der vergangenen Stunde in den beiden Räumen gesammelt worden waren.
    Er konnte sich an Moskau wenden. Der große BB-7 würde sicherlich die Karte herausfinden, die diese sieben Merkmale, diese Gestalt, beinhaltete. Oder der 109-A3 im Estes-Park. Oder vielleicht sogar der Megavac 6-v in der New Yorker Yance-Agentur; da sein relativ kleiner und spezialisierter Datenspeicher nur Yance-Leute der Gegenwart und Vergangenheit enthielt, konnte er davon Gebrauch machen. Denn, so folgerte Foote, der Gestaltmacher hatte das Bild eines Yance-Mannes entworfen und nicht das eines der Millionen unterirdischen Tanker. Kennkarten, die sich auf sie bezogen, waren überflüssig. Warum also nicht Megavac 6-v?
    Ein wichtiger Grund sprach in Webster Footes Augen dagegen. Sein Kunde, Stanton Brose, würde in seiner Festung in Genf augenblicklich von dem Vorfall unterrichtet werden, und man würde ihm als ersten eine Kopie der eingegebenen Informationen und die Antwort des Computers vorlegen.
    Und vielleicht diente es dem Interesse aller Beteiligten, wenn Brose diese Information vorerst vorenthalten wurde.
    Daher also der große BB-7 in Moskau, der Broses Einflußbereich weitgehendst entzogen war.
    Als Foote in Begleitung seiner beiden Bleiernen, die wiederum ihre schweren Kisten schleppten, den Flügler bestieg, fragte er sich, wessen Kennkarte der Computer ausgeben würde ... um dadurch, wenigstens theoretisch, die Mühlen der Justiz in Gang zu setzen. Welche Person aus dem Kreise der Yance-Leute hatte dieser Gestaltmacher dargestellt? Vorsichtig stellte er das Fernsehgerät neben sich auf dem Beifahrersitz und war sich erneut des unverhältnismäßigen Gewichts bewußt – der Eigenschaft, die es nicht verbergen konnte, und die daher sein wahres Wesen verraten hatte ... es konnte jeden Gegenstand von seiner ungefähren Größe nachahmen, aber es konnte die Anziehungskraft der Erde nicht leugnen.
    Er hatte bereits eine Ahnung, wessen Kennkarte erscheinen würde. Aber es war spannend, zu erfahren, ob sich seine Vorahnung bestätigte.
     
    Drei Stunden später, nachdem er selig geschlafen hatte, während der Flügler die Strecke mit Hilfe seiner Automatikschaltung zurücklegte, erreichte Webster Foote Moskau.
    Unter ihm lagen die spielzeugkleinen Gebäude, die zu Eisenbludts Filmstudios gehörten, und da es ihn immer interessierte, diese riesige Fabrik der Illusionen zu sehen, warf er einen langen Blick hinunter und stellte fest, daß seit seinem letzten Flug das Studiogelände noch größer geworden war: etliche neue Gebäude aus mörtelverbundenem Schutt und Geröll waren aus dem Boden geschossen, von Bleiernen erbaut und wahrscheinlich bereits erfüllt vom Summen der eifrigen Geschäftigkeit, mit der die Vernichtung der gefälschten Städte täuschend echt nachgemacht wurde ... San Francisco stand, wie er sich erinnerte, als nächstes auf dem Plan der Agentur, und das bedeutete ohne Zweifel Brücken, Wasser, Hügel – ein hübsches Ganzes mit vielen Einzelansichten, von allen beteiligten Künstlern hergestellt.
    Und an der Stelle, an der ursprünglich der Kreml gestanden hatte – bevor die US-Rakete Queen Dido ihn im Dritten Weltkrieg bis auf die Grundmauern zerstört hatte –, lag jetzt Marschall Harenzanys Villa, die zweitgrößte Domäne der Erde.
    Broses Domäne in Genf war natürlich bei weitem größer. Doch auch dieser riesige Park mit seinen palastartigen Wohngebäuden war beeindruckend. Und Harenzanys Domäne haftete nicht diese schwarze Fäulnis an wie der von Brose, wo sich das Gefühl einer bösen Macht verbreitete, die mit zerfetzten, gealterten Flügeln kraftlos in der Luft hing. Wie sein Gegenspieler in Wes-Dem war der

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