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Zehn Jahre nach dem Blitz

Zehn Jahre nach dem Blitz

Titel: Zehn Jahre nach dem Blitz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pjhilip K. Dick
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sagen. Oder vielmehr, nur so viel wie unbedingt notwendig ist.
    Er hatte noch immer das untrügliche Gefühl, daß es keinem Menschen – auch ihm nicht – zum Vorteil gereichte, wenn er Stanton Brose die Tatsachen mitteilte, die zu diesem Zeitpunkt feststanden.
    Denn Brose wußte vielleicht – und das bereitete ihm persönlich solches Unbehagen –, was sie bedeuteten und was er damit anfangen mußte.
     
    22
     
    Bedauernd wandte sich der bärtige Ex-Tanker Jack Blair an Nicholas und sagte: »Ich nehme an, daß wir kein Bett für Sie frei haben, Nick. Jedenfalls nicht gleich. Sie werden also auf dem Betonfußboden schlafen müssen.«
    Sie standen im düsteren Keller eines Hauses, das einst das Zentralbüro einer Versicherungsgesellschaft beherbergt hatte. Die Versicherungsgesellschaft gab es schon lange nicht mehr, sie war, ebenso wie ihr gewaltiges Stahlbetongebäude, vom Erdboden verschwunden; doch das Fundament stand noch. Und wurde hoch geschätzt.
    Überall um sich herum sah Nicholas andere Ex-Tanker, die jetzt gewissermaßen Bewohner der Erdoberfläche waren. Aber doch noch immer so vollkommen und offensichtlich ihrer Lebensgrundlage beraubt; im buchstäblichen Sinne körperlich entblößt von dem, was ihnen rechtmäßig zustand.
    »Nicht gerade so, wie wir uns das Erbe der Erde vorgestellt haben«, sagte Blair, der seinen Gesichtsausdruck bemerkt hatte. »Vielleicht waren wir nicht demütig genug.«
    »Vielleicht aber auch zu demütig«, entgegnete Nicholas.
    »Sie fangen an, diesen Haß zu spüren«, sagte Blair scharf. »Den Wunsch, es ihnen heimzuzahlen. Die Idee ist gut. Aber wie? Wenn Ihnen etwas einfällt, sagen Sie es uns, uns allen. In der Zwischenzeit ...«, er blickte sich suchend um, »ist Ihr Schlafplatz eine dringendere Angelegenheit. Lantano hat uns ...«
    »Ich möchte diesen Lantano kennenlernen«, sagte Nicholas. Diesen einen Yance-Mann, der über die eine oder andere gute Erbanlage zu verfügen scheint.« Und mit seiner Hilfe, dachte er, werde ich eine künstliche Bauchspeicheldrüse beschaffen.
    Blair sagte: »Dazu werden Sie bald Gelegenheit haben. Um diese Zeit schaut er gewöhnlich herein. Sie werden ihn an seiner dunklen Hautfarbe erkennen. Das liegt an den Strahlenverbrennungen.« Er blickte auf und fügte hastig hinzu: »Da ist er schon.«
    Der Mann, der den Kellerraum betreten hatte, war nicht allein gekommen; hinter ihm schwankte eine Reihe von Bleiernen unter ihren Lasten, dem Nachschub für die Ex-Tanker, die hier in den Ruinen ihr Leben fristeten. Und er war dunkel; seine Haut glänzte rötlichschwarz. Aber, dachte Nicholas, es liegt nicht an Strahlenverbrennungen.
    Und als Lantano sich zwischen den Betten hindurch und über die Menschen und ihre spärlichen Vorräte steigend, einen Weg durch den Keller bahnte, hier jemandem freundlich »Hallo« sagte und da einen anderen freundlich anlächelte, dachte Nicholas: Mein Gott, als er durch den Eingang hereinkam, sah er aus wie ein alter Mann, verwittert und ausgedörrt, aber jetzt, aus der Nähe scheint er mittleren Alters zu sein – die Aura hohen Alters, die ihn umgab, war dem Umstand zuzuschreiben, daß er von sehr knochiger Gestalt und hölzernem Gang war; es schien, als sei er zerbrechlich und fürchtete, zu fallen und sich zu verletzen.
    Nicholas trat an ihn heran und sagte: »Mr. Lantano.«
    Der Mann mit seinem Gefolge aus Bleiernen – die jetzt ihre mitgebrachten Bündel öffneten und den Inhalt ausbreiteten, um ihn zu verteilen – blieb stehen und warf Nicholas einen Blick zu. »Ja?« sagte er mit einem sorgenvollen, flüchtigen Lächeln.
    Blair zupfte Nicholas am Ärmel. »Halten Sie ihn nicht auf; vergessen Sie nicht, daß er krank ist. Wegen der Verbrennungen. Er muß so schnell wie möglich zu seiner Villa zurückkehren, damit er sich hinlegen kann.« An den dunklen Mann gewandt fragte Blair: »Stimmt es nicht, Mr. Lantano?«
    Der dunkle Mann nickte, wandte aber den Blick nicht von Nicholas ab. »Ja, Mr. Blair, ich bin krank. Sonst würde ich häufiger hierherkommen.« Darauf wandte sich Lantano zu seinen Bleiernen um, um sicherzugehen, daß sie die mitgebrachten Gegenstände so schnell wie möglich verteilten; er kehrte Nicholas den Rücken zu.
    »Man unterdrückte und verachtete ihn«, sagte Nicholas unvermittelt.
    Augenblicklich fuhr Lantano zu ihm herum und sah ihm aufmerksam in die Augen; seine schwarzen, tiefliegenden Augen brannten, als wären sie überwältigt, als hätte die Welle der Kraft in ihm die

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