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Zehn Jahre nach dem Blitz

Zehn Jahre nach dem Blitz

Titel: Zehn Jahre nach dem Blitz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pjhilip K. Dick
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Niemanden.« Er hatte in seinem Beruf schon zu viele Tote gesehen.
    »Aber«, entgegnete Lantano, »Sie sind bereit, an Broses Ermordung mitzuwirken. Demnach gibt es einen Punkt, an dem auch Ihnen bewußt ist, daß kein anderer Ausweg möglich ist, daß es nur diese endgültige Lösung gibt. Ich habe sechshundert Jahre gelebt, Foote; ich weiß, wann es notwendig ist, zu töten und wann nicht.«
    Ja, dachte Foote, offensichtlich weißt du das.
    Aber, fragte er sich, wo soll das enden? Wird Brose der letzte sein? Dafür gibt es keine Garantie.
    Seine Eingebung sagte ihm, daß mehr Morde folgen würden. Wenn sich diese Denkweise durchsetzte, wenn man sich auf diese Art, Probleme zu lösen, einließ, verselbständigte sie sich und entwickelte ihre Eigenbewegung. Lantano – oder Talbot Yancy, wie er sich bald nennen würde und, wie es schien, nicht zum ersten Mal – hatte Jahrhunderte auf dieses Ziel hingearbeitet. Nach Brose war vielleicht Runcible an der Reihe oder Adams und, wie ihm von Anfang an klargewesen war, er selbst. Je nachdem, was die »Notwendigkeit«, wie Lantano es ausgedrückt hatte, vorschrieb.
    Ein beliebtes Wort bei den Menschen, die nach Macht strebten. Die einzige Notwendigkeit war dabei der Wunsch im Innern, die Sehnsüchte zu erfüllen. Brose hatte sie und Lantano hatte sie, ebenso wie unzählige kleine Yance-Leute und Yance-Anwärter; und Hunderte, wenn nicht gar Tausende von Pol-Koms in den unterirdischen Ameisentanks herrschten kraft ihrer Verbindung zur Oberfläche und weil sie sich im Besitz des Wissens um den tatsächlichen Stand der Dinge befanden, wie wahre Tyrannen.
    Aber in diesem einen Mann umfaßte die Sehnsucht nach Macht eine Zeitspanne von Jahrhunderten.
    Wer, fragte sich Foote, während er Lantano zu einem geparkten Schnellflügler folgte, stellt also die größere Bedrohung dar? Lantano/Yancy/Rote Feder, oder wie immer sein ursprünglicher indianischer Name lauten mochte, mit seinen sechshundert Jahren, der im Altersstadium seines Kreislaufs zu dem werden wird, was jetzt lediglich eine nach seinem Vorbild geschaffene Kunststoffpuppe hinter einem Eichentisch ist – eine Puppe die, und das wird eine ansehnliche Zahl von Agenturmitarbeitern und Domänenherren aufs äußerste erschüttern, plötzlich zu wirklichem Leben erwacht ... das oder die Herrschaft eines alternden, zutiefst senilen Ungeheuers, das sich in Genf verkriecht und sabbernd über Plänen brütet, um die Deiche zu stärken, die sein Dasein stützen – wie kann ein Mann im Besitz seiner geistigen Fähigkeiten zwischen diesen beiden wählen, ohne den Verstand zu verlieren? Ja, wir sind ein verfluchtes Geschlecht, die Genesis hat recht. Wenn das die Entscheidung ist, die wir treffen müssen, wenn es keine andere Möglichkeit gibt, als diese beiden, wobei die eine wie die andere zur Folge hat, daß wir zu willenlosen Befehlsempfängern werden, Wesen, die entweder von Lantano oder von Stanton Brose, je nach der Richtung ihrer großen Pläne, herumgeschoben werden.
    Aber ist das wirklich alles? Diese Frage stellte sich Foote, in Gedanken versunken, als er den Flügler bestieg und neben Lantano Platz nahm, der die Maschine augenblicklich anwarf;
    der Flügler erhob sich in die Dunkelheit und ließ den heißen Fleck von Cheyenne und die halbfertige, erleuchtete Villa unter sich zurück ... die ohne Zweifel schließlich doch noch ihrer Fertigstellung entgegensah.
    »Die Teile«, erklärte Lantano, »die zu der Waffe gehören, liegen auf dem Hintersitz. Sie befinden sich noch in ihrer Originalverpackung.«
    Foote sagte: »Dann wußten Sie also, für welche Waffe ich mich entscheiden würde.«
    »Es ist sehr nützlich«, erwiderte Lantano, »in der Zeit zu reisen.« Nach dieser einsilbigen Antwort setzten sie den Flug schweigend fort.
    Es gibt eine dritte Möglichkeit, dachte Foote. Eine dritte Person, die über gewaltige Macht verfügt und die sich weder von Lantano noch von Stanton Brose herumschieben läßt. Im Hof seiner Ferienvilla in Kapstadt liegt Louis Runcible in der Sonne, und wenn uns daran liegt, vernünftige Menschen und vernünftige Entscheidungen zu finden, so treffen wir vielleicht beides dort in Kapstadt an.
    »Ich werde es machen, wie ich gesagt habe«, erklärte Foote laut. »Ich werde die Waffen in Adams’ Büro in New York anbringen.« Und dann, Beschloß er, werde ich mich auf den Weg nach Kapstadt machen. Zu Louis Runcible.
    Ich fühle mich körperlich krank, stellte er fest, krank durch die Ausstrahlung

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