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Zehn Milliarden (German Edition)

Zehn Milliarden (German Edition)

Titel: Zehn Milliarden (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Anderegg
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belesen«, rief sie spöttisch und schwamm rasch ein paar Züge. Nach kurzer Zeit stand sie zitternd wieder auf der Plattform und ließ sich von ihm trocken reiben. Das Ritual!
    »Sie können duschen, wenn Sie wollen«, sagte er, um sich abzulenken. Wenn ich sie jetzt einseifen soll, übertreibt sie , dachte er halb hoffnungsvoll, halb resigniert. Sie ließ ihn in Ruhe, denn sie beherrschte das Ritual perfekt. Sie wusste wohl auch, dass er sie vom Oberdeck aus sehr genau beobachtete, wie sie aus der Dusche stieg und sich splitternackt neugierig in der Kabine umsah, ehe sie sich quälend langsam in ein Badetuch einwickelte. Sie setzte sich mit angezogenen Beinen auf den kleinen Sessel gegenüber der Steuereinheit und blickte ihn nachdenklich an. Wie war das möglich? Seine Traumfrau saß, nur mit einem knappen Tuch bekleidet, keine zwei Meter neben ihm, und ihm steckte ein dicker Kloß im Hals und sein Magen fühlte sich an wie vor einer verfluchten Geschichtsprüfung. Er musste es jetzt wissen. Mit gequältem Lächeln seufzte er:
    »Julie, Julie - Sie spielen mit mir, nicht wahr?« Ihr Gesichtsausdruck blieb ernst, als sie den Kopf schüttelte, auf ihn zutrat, die Arme um seinen Hals schlang und ihm einen sanften Kuss auf die Lippen drückte. Das Tuch ließ sie achtlos zu Boden gleiten.
    »Nein, Dummkopf«, sagte sie leise und schaute ihm tief in die Augen. Sein Körper reagierte, bevor sein Verstand begriff, was sie eben gesagt hatte. Er zog sie behutsam an sich und erwiderte den Kuss leidenschaftlich. Lange standen sie in inniger Umarmung im Schatten des Verdecks, gut sichtbar für die Ausflügler in den anderen Boote, die hier in der Nähe der Insel immer zahlreicher wurden. Sie kümmerten sich nicht um die neugierigen Blicke, schmusten herzhaft weiter, denn vor allem Nick hatte einiges nachzuholen. Der Damm war gebrochen, und er konnte endlich völlig gelöst, ohne die ständige Angst vor einem falschen Wort, mit seiner Julie plaudern. Er hatte ihr viel zu erzählen und wollte alles über sie wissen. Sie waren so in ihr Gespräch vertieft, dass sie ihr Ziel beinahe aus den Augen verloren hätten. Hinter der glitzernden Wasserstraße vor ihnen öffnete sich die mit Schiffen aller Kategorien übersäte, von der protzigen Silhouette des Kasinos dominierte Bucht von Avalon.
    »Ist wohl Zeit, wieder etwas Anständiges anzuziehen«, murmelte Julie und zog sich in die Kabine zurück.
    »Darf auch etwas Unanständiges sein«, rief er ihr grinsend nach, und den Seelöwen, der seinen Bauch auf einer Boje sonnte und interessiert zu ihm heraufschaute, schnauzte er an: »Glotz nicht so dämlich!« Dieser Sonntag entwickelte sich prächtig; es machte entschieden mehr Spaß, zu zweit nichts zu tun. Das Ziel, die romantische Insel Santa Catalina, hatte keine Bedeutung mehr, wichtig war nur noch, in ihrer Nähe zu sein, egal wo, und sie schien dasselbe für ihn zu empfinden. So zog es sie beide denn nach kurzer Zeit an Land wieder in die intime Zweisamkeit auf Vics Boot zurück. Immerhin hatte die Blitzvisite an der Hafenpromenade von Avalon doch noch für einen leichten Lunch in der auf Italianità gestylten Villa Portofino gereicht. Während Nick die Emily aus der Bucht in den offenen Kanal steuerte, dachte er daran, wie einschneidend die Ereignisse der letzten paar Tage sein Leben verändert hatten. Seine Arbeit an der UCLA, das Team, die endlosen, engagierten und spannenden Diskussionen, die Enttäuschungen und seltenen atemberaubenden Höhepunkte im Labor, das alles hatte nicht an Bedeutung verloren, aber seit der Begegnung mit Julie war eine ganz neue Dimension hinzugekommen. Und das Beste war: er konnte jetzt mit ihr darüber reden.
    »Weißt du, eigentlich muss ich dem Kerl, der dir nachgestellt hat, dankbar sein«, sagte er etwas unsicher lächelnd. »Er hat dich mir schließlich in die Arme getrieben.«
    »Sonst hättest du mich wohl nie angesprochen, wie?«
    »Irgendwann wäre mir wohl etwas eingefallen«, antwortete er nicht ganz überzeugend. »Hast du meine Stielaugen im Waschsalon nicht bemerkt?« Sie nickte lachend.
    »Klar doch. Ich habe mich schon gefragt, wie weit du dieses Spiel noch treiben willst.« Er zögerte, ihr die nächste Frage zu stellen, wollte sie nicht wieder verunsichern.
    »Hat dich der Stalker eigentlich in Ruhe gelassen?« Sie nickte wortlos, und fuhr plötzlich erschreckt auf.
    »Mist! Das habe ich glatt vergessen vor lauter Nick«, rief sie und eilte nach unten. Das ganze Wochenende hatte

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