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Zehn Milliarden (German Edition)

Zehn Milliarden (German Edition)

Titel: Zehn Milliarden (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Anderegg
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ich dich erschreckt? Du bist ganz außer Atem«, fragte Julie verwundert.
    »Nein, kein Problem. Ich war unter der Dusche. Schön, deine Stimme zu hören. Ich dachte, du schläfst schon.« Es entstand eine Pause bis sie in ernstem Ton antwortete:
    »Ich kann nicht schlafen. Ich weiß, dass ich dich zutiefst enttäuscht habe.« Er wollte widersprechen, aber sie unterbrach ihn. »Doch, ich habe dein Gesicht gesehen, als ich von Mountain View sprach.« Sie zögerte und fügte dann leise hinzu. »Nick, du bedeutest mir sehr viel. Ich möchte nicht, dass du schlecht von mir denkst.«
    »Ich mache dir doch keine Vorwürfe. Ich hätte eine solche Chance auch mit beiden Händen ergriffen, aber - ich glaube ich habe einfach Angst. Und ich bin ratlos.«
    »Ich genauso. Du hast hier deinen Traumjob und ich sehe diese Möglichkeit für mich im Silicon Valley. Eine schöne Bescherung.« Lange sagte keiner ein Wort, bis sich Julie schließlich räusperte. »Nick?«
    »Ja?«, brummte er müde.
    »Ich hätte schon eine Idee, wie wir das Dilemma lösen könnten.« Auf einen Schlag war er hellwach.
    »Wie meinst du das?«
    »Nun, wir könnten uns beide verändern«, begann sie zaghaft. »Ich meine, wenn du dir vorstellen könntest, die UCLA zu verlassen. Du würdest eine solche Chance mit beiden Händen ergreifen, hast du selbst gesagt.« Er stutzte. Das hatte er nur so dahin gesagt, eine Redensart.
    »Theoretisch ja, klar. Aber ich habe mich überhaupt noch nicht umgesehen.«
    »Die Firmen müssen dir doch die Tür einrennen. Ich weiß, dass NanoClin jemanden wie dich auf der Stelle mit Handkuss und dickem Package engagieren würden, wenn sie nur die Gelegenheit hätten. Wir könnten zusammenarbeiten.« Er war sprachlos. Sie hatte recht, sein Institut arbeitete eng mit vielen Partnerfirmen zusammen, und es verging praktisch keine Woche, in der nicht irgendein Jobangebot auf seinem Tisch landete. Bisher empfand er das stets als lästige Störung seiner Arbeit. Noch nie hatte er ernsthaft daran gedacht, den nächsten Schritt zu tun. Aber warum eigentlich nicht?
    »Da müsstest du schon konkreter werden«, sagte er nachdenklich.
    »Der Executive Vice President für Research liegt mir schon lange in den Ohren, dass er die Entwicklung hybrider Nanobots für klinische Anwendungen mit allen Mitteln vorantreiben möchte.« Nanobots, sein Spezialgebiet.
    »Du meinst Nano-Roboter mit technischen und molekularen Komponenten zu Diagnosezwecken?«
    »Genau. Wäre doch ein Traumjob wie gemacht für uns beide. Was meinst du?« So betrachtet wäre der Gordische Knoten elegant zerschnitten, dachte er. Fehlte nur noch ein tatsächliches Angebot mit allem drum und dran. Bevor er seine Einwände vorbringen konnte, fuhr sie enthusiastisch weiter: »Nächsten Donnerstag fliege ich nach Mountain View für den Vertragsabschluss. Du solltest unbedingt mitkommen und dir den Laden mal ansehen. Nick, das wäre fantastisch, ich kann's nicht erwarten!«
    »Haben die einen Flugplatz?«, fragte er verblüfft.
    »Klar, praktisch vor der Haustür. Und einen Firmenjet.«
Silicon Valley
     
    Die schnittige, zweistrahlige Hawker 800 mit dem wellenförmigen grünen Logo setzte mit sanftem Ruck auf der Westpiste des Moffett Field auf. Der frühere Militärflughafen befand sich keine fünf Kilometer nördlich des NanoClin Hauptsitzes und diente der Firma sozusagen als Privatflugplatz. Die Maschine rollte am monumentalen Hangar One vorbei, den die Navy zur Zeit der großen Depression für Luftschiffe errichtet hatte, auf ihren reservierten Standplatz. Als wären sie beide wichtige Staatsgäste, wartete eine schwarze Limousine in unmittelbarer Nähe, sodass sich Nick nur kurz über den fehlenden roten Teppich wunderte. Eine knappe Viertelstunde später saßen sie im privaten Konferenzzimmer des CEO, das mit Bar, Flachbild-TV und seinen bequemen weißen Ledersofas eher einem modern eingerichteten Wohnzimmer als einem Arbeitsraum glich. Gleich darauf stürmte die imposante Gestalt des Geschäftsführers herein. Mit breitem Grinsen streckte er Julie seine Pranke entgegen und begrüßte sie mit schmetterndem Bariton:
    »Julie, was für eine Freude. Sie sehen umwerfend aus, der Aufenthalt im sonnigen Süden ist Ihnen offensichtlich sehr gut bekommen.«
    »Danke, ich kann nicht klagen«, schmunzelte sie mit einem Seitenblick auf ihren Begleiter. »Phil, darf ich Ihnen Nick Sears von der UCLA vorstellen?« Die Männer schüttelten sich die Hand.
    »Phil Cochran, CEO dieses

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