Zehn Milliarden (German Edition)
Ladens«, stellte sich der Geschäftsführer mit der athletischen Figur eines Quarterback vor. »Nick, ich bin hoch erfreut, dass Sie Zeit gefunden haben, uns zu besuchen. Julie hat mir viel von Ihnen erzählt.« Sie setzten sich und er knallte ein dickes Dossier vor sich auf den Tisch. »Und wir haben alle Ihre Publikationen gelesen, fantastisch!« Nick hatte etwas Mühe mit dem allzu jovialen Umgangston des Chefs, doch das war wohl einfach seine Art, freundlich zu sein. Julie hatte ihn auf dem Weg hierher mit den wichtigsten Daten und Informationen über die Firma gebrieft, sodass er nun ernsthaft interessiert war, zu erfahren, was NanoClin als Arbeitgeber zu bieten hatte. Er nickte Phil Cochran freundlich zu und sagte:
»Ich habe zu danken, dass Sie mich so kurzfristig empfangen. Ihr Taxidienst ist jedenfalls Klasse.« Der CEO lachte schallend.
»Na ja, wir wollen doch nicht, dass Sie unnötig Zeit verlieren.« Es klopfte. Gleich darauf schob eine junge Frau mit weißer Schürze und grünem Firmenlogo auf der Bluse einen üppig mit Sandwiches und Getränken beladenen Servierwagen ins Zimmer und zog sich diskret wieder zurück. »Bitte, bedienen Sie sich. Inzwischen werde ich Ihnen kurz erläutern, was wir für Sie vorbereitet haben.« Er schnappte sich eine Cola, wartete, bis sich alle wieder gesetzt hatten und begann: »Julie, wir haben Ihren neuen Vertrag wie besprochen angepasst.« Er reichte ihr ein Mäppchen aus seinem Dossier. »Ich schlage vor, dass Sie ihn in Ruhe hier durchlesen. Ich bin für Fragen jederzeit verfügbar und hoffe, dass wir das Geschäft bald besiegeln können.« Zu Nick gewandt fuhr er weiter: »Inzwischen würden wir Ihnen gerne unsere Einrichtungen zeigen. Ich habe unseren EVP Research, Matthew Fisher, gebeten, sie durchs Gelände zu führen. Er kann Sie aus erster Hand informieren und wird Sie gleich mit den wichtigsten Leuten bekannt machen, wenn Ihnen das recht ist. Sie haben sicher auch eine Menge Fragen. Matt ist der richtige Mann dafür.« Für Nick war das in Ordnung. Er nickte und sagte:
»Gut. Ich weiß ehrlich gesagt noch nicht allzu viel über Ihren Konzern. Die nächste wichtige Frage wäre dann natürlich: was erwarten Sie von mir?« Der CEO grinste zufrieden.
»Klar, ich möchte diese Frage liebend gern anschließend besprechen, nachdem Sie sich einen Überblick verschafft haben. Ist das O. K.?« Julie machte es sich auf einem der Sofas bequem, während Phil Cochran Nick hinaus begleitete. Matthew Fishers Büro befand sich nur wenige Türen vom Sitzungszimmer entfernt. Der drahtige, eher etwas distanzierte Forschungsdirektor gefiel Nick auf Anhieb wesentlich besser als sein Chef. Matt Fisher verfügte offensichtlich über großes Fachwissen, aber auch über eine gute Portion trockenen Humors. Mit einem Wort: Nick fand ihn cool. Die Zentrale von NanoClin an der Central Avenue in Mountain View glich eher einem gehobenen Wohnquartier als einem Firmengelände. Umrahmt von hohen Tannen und Laubbäumen schmiegten sich sechs lang gestreckte Backsteingebäude um einen Park mit schattigen Sitzplätzen und einem kleinen Teich. Der Firmensitz erstreckte sich über einen ganzen Häuserblock und schien darauf angelegt, ein möglichst angenehmes Klima für Mitarbeiter und Besucher zu schaffen.
»Motivation und Ziel unserer Forschungstätigkeit sind leicht zu beschreiben«, antwortete Fisher auf Nicks Frage auf dem Weg ins physikalisch-chemische Labor. »NanoClin will der führende Anbieter von Nanotechnologie zur Tumordiagnose und -therapie werden. In einem ersten Schritt zielt unsere Forschung daher auf die Entwicklung von Nanobots, die in die Blutbahn von Patienten eingeschleust werden, autonom Krebszellen aufspüren und an die Diagnosecomputer weitermelden. Der zweite Schritt wird dann die Weiterentwicklung dieser Technologie zur punktgenauen Bekämpfung bösartiger Krebszellen sein. Anstatt wie heute in der Strahlen- und Chemotherapie üblich mit Kanonen auf Spatzen zu schießen, eliminieren wir die kranken Zellen sozusagen eins zu eins im Nahkampf. Wir sind aber noch lange nicht soweit, wie Sie wissen. Vorerst konzentrieren wir uns ganz auf die Diagnose. Auch hier stehen wir am Anfang, bei der Entwicklung funktionierender Nanobots, aber wir haben einige sehr viel versprechende Fortschritte gemacht.«
»Die Sie mir sicher gleich zeigen werden«, sagte Nick. Fisher nickte lächelnd.
»Selbstverständlich. Sie haben ja die Geheimhaltungsverpflichtung unterschrieben. Aber im
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