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Zehn Milliarden (German Edition)

Zehn Milliarden (German Edition)

Titel: Zehn Milliarden (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Anderegg
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einer anderen Sprache, in einer vielfältigen Presselandschaft, mit Freunden und Kollegen unterschiedlichster Herkunft, hatte seine kritische Sicht der Politik, der Zustände und Errungenschaften des Vaterlandes geprägt. Er bemühte sich stets, sich ausgewogen zu informieren, Einseitigkeit erschien ihm grundsätzlich fragwürdig, daher traute er Bobs Datenbank nicht.
    »Verschone mich bloß mit euren gesammelten Halbwahrheiten. Ich habe mich eingehend mit NanoClin beschäftigt und mit den wichtigsten Leuten gesprochen. Die sind führend in der Medizintechnologie, basta.« Bob ließ sich nicht beeindrucken und fragte ruhig:
    »Kennst du einen Phil Cochran?«
    »Klar, der CEO. Was ist mit ihm?«
    »Hast du gewusst, dass er vor der Gründung von NanoClin ein hohes Tier in der Army war, bei der Air Force?« Nick stutzte, davon wusste er nichts.
    »Na wenn schon, deswegen ist er noch lange kein Verbrecher. Im Gegenteil, das würde das militärische Sponsoring erklären: gute Verbindungen. Die Army ist an allen neuen Technologien interessiert, warum also nicht auch an effizienten Diagnosemethoden? Die schmeißen weit weniger sinnvollen Entwicklungen tonnenweise Geld hinterher.«
    »Da hast du allerdings recht«, gab Bob zu.
    »Na also. Und im übrigen werde ich Phil Cochran nicht gleich heiraten«, lachte Nick.
    »Wen willst du nicht heiraten?«, fragte Julie spitz hinter ihm. Freudig drehte er sich um und küsste sie zärtlich, begleitet vom Applaus seiner Gäste.
    »Julie, ich bin froh, dass du doch noch kommen konntest.«
    »Ich darf dich doch jetzt nicht hängen lassen. Schließlich bin ich nicht ganz unschuldig an deinem Abschied hier.« Sie holte sich eines der unvermeidlichen dreieckigen Sandwiches am Büfett, ohne sich um die vielen interessierten Blicke in ihrem Rücken zu kümmern. Es gab wohl kaum einen unter Nicks männlichen Kollegen, der seinen Entschluss in diesem Moment nicht nachvollziehen konnte. Sein Handy piepste; eine SMS. Er las die Meldung und zeigte sie lächelnd Julie.
    »Emily!« rief sie überrascht aus. »Also doch eine heimliche Geliebte. Oder schickt dir das Boot Grüsse?«
    »Ja, ich liebe sie«, sagte Nick schmunzelnd. Du hast sogar ihr Foto schon gesehen. Emily ist meine Schwester.« Julie atmete erleichtert auf. Langsam lichteten sich die Nebel um die geheimnisvolle Frau, und es wurde Zeit, dass sie etwas mehr über Nicks Familie und Vergangenheit erfuhr. Als er ihren fragenden Blick bemerkte, fügte er erklärend hinzu: »Sie lebt in Amsterdam, arbeitet als Übersetzerin, aber das ist auch eine lange Geschichte.«
    Abends, nach der letzten, wehmütigen Umarmung seiner Mitarbeiter und Freunde fuhr er mit Julie nach Marina del Rey zurück. Sie wollten eine der letzten Nächte in seiner Loft gemeinsam verbringen, sich stilvoll von seiner luxuriösen Junggesellenwohnung verabschieden, wie er sich vorstellte.
    »Sah auch schon gemütlicher aus hier«, bemerkte sie mit einem Blick auf die herumstehenden Gepäckstücke und Bananenschachteln voller Bücher, die auf den Transport warteten.
    »Kaffee?«
    »Oh ja, das wäre sehr nett.« Müde und leicht beschwipst sank sie aufs Sofa. Es schien ihr, als läge der Tag, als sie das erste Mal hier gesessen hatte, schon Jahre zurück. Verträumt schloss sie die Augen.
    »Falls du dich über die Rucksäcke wunderst«, rief Nick aus der Küche. »Der große ist mein Flugzeug.« Noch während seiner Zeit in der Schweiz, in unmittelbarer Nähe der Alpen, hatte er mit dem Gleitschirmfliegen begonnen. Der Sport begeisterte ihn immer noch, obwohl er hier in Los Angeles nur selten Gelegenheit dazu hatte. Doch nun freute er sich auf den Big Sur, den Paradefelsen bei Monterey mit seinen prächtigen Aufwinden, nur eine Stunde südlich ihres neuen Wohnorts. Sie antwortete nicht. »Julie?« Er kehrte mit zwei Tassen in den Wohnbereich zurück und fand seine Geliebte ausgestreckt und friedlich schlummernd auf dem Sofa liegend. Na großartig , dachte er ein wenig enttäuscht, hauchte einen Kuss auf ihre Wange, zog ihr die Schuhe aus und deckte sie behutsam zu.
Vics Boot
     
    Sie wollte ihn nicht wecken, aber sie musste es tun. Er brummte etwas Unverständliches und wälzte sich auf die andere Seite in seinem zerwühlten Bett. Sie beugte sich über ihn, drückte ihm einen sanften Kuss auf die nackte Schulter und flüsterte: »Zehn Uhr, Faulpelz. Zeit zum Aufstehen.« Im Zeitlupentempo drehte er sich auf den Rücken und blinzelte.
    »Du bist ja angezogen«, murmelte er

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