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Zehn Milliarden (German Edition)

Zehn Milliarden (German Edition)

Titel: Zehn Milliarden (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Anderegg
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Schickte sie ihm zum Nachtisch eben ein anderes Mädchen aufs Zimmer. Obwohl sie die üble Sache mit Lin sehr beschäftigte, freute sie sich doch über einen alles in allem erfolgreichen und in angenehmer Gesellschaft verbrachten Tag, bei einem Honorar von tausend Euros pro Stunde. Zu Hause in ihrem luxuriösen Penthouse mit der atemberaubenden Aussicht über den Hafen dachte sie an einen anderen Amerikaner, der ihr sehr viel bedeutete, ihren Bruder in den USA, und übermittelte ihm spontan eine SMS mit kurzem Gruß, die sie wie immer mit ihrem richtigen Namen unterschrieb: Emily.
University of California, Los Angeles
     
    »Was hast du denen bezahlt, dass sie dich genommen haben?«, scherzte Kate, als sie Nick mit einem giftgrünen Drink zuprostete.
    »Vorsicht, ich bin immer noch dein Chef. Dein lockeres Mundwerk macht mir den Abschied ja richtig leicht.« Bob, der grinsend zugehört hatte, schaltete sich ein.
    »Ich habe schon gehofft, dass du Kate gleich mitnimmst, so könnten wir endlich wieder in Ruhe arbeiten.«
    »Oh, Verzeihung, wenn ich dich beim Entspannen gestört habe«, gab sie leicht gereizt zurück, denn Bobs lockere Bemerkung hatte durchaus einen realen Hintergrund. Als Nicks Stellvertreterin überspannte sie manchmal den Bogen und nervte ihre Teamkollegen mit übertriebener Arbeitswut. Das wusste sie, und es war ihr peinlich, doch es geschah immer wieder. Bob zuckte nur die Achseln. Er kannte sie schon zu lange, um sich von ihren Sprüchen provozieren zu lassen. Nick trank einen Schluck viel zu warmes Bier aus der Dose, blickte die beiden nachdenklich an und sagte:
    »Ich hoffe sehr, dass ihr euch auch vertragt, wenn Daddy nicht mehr da ist.«
    »Daddy, dass ich nicht lache. Du bist es doch, der einen Babysitter braucht. Fällt doch Knall auf Fall auf so ein hübsches Weibsbild herein, nicht zu fassen«, schnaubte Kate mit gespielter Entrüstung.
    »Klar, dass du das nicht verstehst«, entgegnete Bob. »Das hat mit Physik zu tun. Es gibt eben nicht nur vier Grundkräfte im Universum, sondern noch eine fünfte, die Liebe, und die ist wesentlich stärker als alle anderen. Hab ich recht, Nick?« Bevor dieser antworten konnte, verzog Kate den Mund zu einem verächtlichen Grinsen und bemerkte:
    »Liebe, ach ja die Liebe. Die einzige Kraft, die plötzlich ins Nichts verpuffen kann.« Bob warf Nick einen vielsagenden Blick zu.
    »Ich werde eure Zweikämpfe vermissen, und die Pokerrunden. Aber im Ernst, ihr seid ein Spitzenteam, ich hatte eine fantastische Zeit hier, und dafür möchte ich euch und allen anderen hier herzlich danken. Ihr seid die Größten.« Mit unverhohlen wehmütigem Gesichtsausdruck prostete Nick seinen umstehenden Kollegen zu. Sein Blick fiel auf den leer geräumten Schreibtisch und die zwei Transportkisten, in denen ein ganzer Lebensabschnitt verpackt war. Er schnappte sich ein paar Häppchen vom kleinen Abschiedsbüfett, das er dem Team gespendet hatte und unterhielt sich nach und nach mit all seinen Schäfchen und dem allmählich immer zahlreicher eintreffenden Volk aus den anderen Bereichen. Als er eine neue Dose Bier holen wollte, tippte ihm jemand auf die Schulter.
    »Kann ich dich kurz sprechen?«, fragte Bob hinter ihm. Er drehte sich um und war überrascht vom ernsten Gesichtsausdruck seines Freundes.
    »Klar, gibt's ein Problem?«
    »Ich hoffe nicht.« Bob zögerte. »Ich mache mir ein wenig Sorgen über deinen neuen Arbeitgeber.«
    »NanoClin? Was ist damit?«
    »Du kennst mich ja. Ich habe eine spezielle Antenne für alles was nach Waffentechnologie riecht.« Daher wehte der Wind. Nick seufzte. Sein Kollege war ein eingefleischter Pazifist und machte keinen Hehl aus seiner beinahe krankhaften Abneigung gegenüber der Armee und insbesondere den Rüstungskonzernen.
    »Ich kann dich beruhigen, NanoClin stellt keine Waffen her«, entgegnete Nick schmunzelnd.
    »Schon klar, aber unsere Datenbank enthält Hinweise, dass auffällig viele Projekte der Firma von der Army gesponsert werden. Die müssen da hunderte von Millionen reinstecken. Ist doch sonderbar, oder?«
    »Hast du dir schon einmal überlegt, dass eure Datenbank falsche Informationen enthalten könnte?« Die ominöse Datenbank der Armeekritiker - eines von Bobs eher zweifelhaften Steckenpferden. Nick war selbst alles andere als ein Hurrapatriot, nachdem er die ersten fünfundzwanzig Lebensjahre im Ausland verbracht hatte, die meisten davon in der Schweiz, in Lausanne am Genfersee. Das Leben in anderen Kulturkreisen, mit

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