Zehn Milliarden (German Edition)
zog. Es war die einzige Möglichkeit, sich irgendwie zu schützen, denn es gab keine Küchentür, die sie hätte zuschlagen können.
»Hallo Nina«, grüßte Luuk mit schiefem Grinsen, als er langsam auf sie zuschritt. In äußerster Not warf sie ihm Geschirr, Gläser, Früchte, alles, was sie erreichen konnte, an den Kopf, doch er kam unbeirrt näher. Sie stach zu, aber er wich ihrer Bewegung geschickt aus, fasste ihr Handgelenk und verdrehte ihren Arm mit einem schnellen Ruck, dass sie das Messer vor Schmerz laut schreiend fallen ließ und zu Boden ging.
»Man sollte nicht mit so gefährlichen Messern spielen, das kann leicht ins Auge gehen«, höhnte Hansje aus dem Wohnzimmer. Nina hatte sich beim Fall an einem zerbrochenen Glas geschnitten. Es schmerzte höllisch und sie blutete stark. Sie versuchte aufzustehen, doch Luuk hielt sie am Boden fest, bis Hansje ihm einen Wink gab.
»Luuk, die Lady möchte sich sicher waschen. Lass doch schon mal das Bad einlaufen.« Hansje beobachtete sie scheinbar nachdenklich, während sich der Dünne im Badezimmer zu schaffen machte, wie ihn sein Boss geheißen hatte. »Mädchen, Mädchen, du hättest dich nicht mit dem netten Hansje anlegen sollen. Er schätzt es gar nicht, wenn man ihm den Spaß verderben will, weißt du.« Nina hatte sich ein Handtuch um den verletzten Arm gewickelt und verfolgte wie gelähmt jede kleinste Bewegung, die ihr Peiniger machte. Sie wagte nicht, etwas zu entgegnen, sie hoffte nur noch auf ein Wunder. »Geh dich erst mal waschen!«, schnauzte Hansje sie plötzlich an. »Na los!« Zitternd ging sie an ihm vorbei ins Badezimmer, wo Luuk sie mit gleichgültiger Miene erwartete. »Ausziehen!«, befahl Hansje hinter ihr. Sie gehorchte unverzüglich. Ihr Widerstand war gebrochen, sie hatte sich mit der zu erwartenden Schändung abgefunden, betete nur, dass alles schnell vorüber ginge. Doch sie täuschte sich. Als sie nackt vor der Badewanne stand, bedeutete ihr Hansje mit einer Kopfbewegung, hineinzusteigen. Zu spät bemerkte sie, wie Luuk hinter ihr die Ärmel hochkrempelte. Er packte sie mit eisernem Griff und drückte ihr Gesicht unter Wasser.
Es dauerte nicht lange, bis sie sich nicht mehr bewegte. Das erste Problem war gelöst, dachte Hansje grimmig. Um die Bewohnerin des Penthouses würden sie sich später kümmern.
Die beiden Männer hatten das Haus am Oosterdock längst wieder verlassen, als eine Mieterin das Stöhnen aus dem verschlossenen Büro des Concierge hörte und kurz danach die Polizei alarmierte. Gegen vier Uhr nachmittags stieg Emily aus dem Taxi. Die beiden Polizeifahrzeuge vor dem Haus beachtete sie nicht. In der Eingangshalle sprach ein Beamter mit dem offensichtlich völlig aufgelösten Concierge und zwei weitere Leute in weißen Overalls machten sich am Aufzug zu schaffen. Da traf sie die Erkenntnis wie ein Blitzschlag. Die Halle begann sich zu drehen, und sie musste sich auf der Stelle übergeben.
Mountain View
Vics Ansatz erwies sich als Volltreffer. Die Endphase des Projekts ND5 rückte in greifbare Nähe. Die Teams arbeiteten wie elektrisiert noch verbissener praktisch rund um die Uhr. Wie es Nick stets in solchen Situationen erlebt hatte, wenn plötzlich alle Puzzleteile zu passen schienen, stellten sich die Erfolge in immer kürzeren Abständen ein. Julies Leuten gelang es in Zusammenarbeit mit den Biochemikern, die Nanobots in eine Art molekulare Sensoren zu verwandeln, die einen breiten Bereich von Proteinstrukturen erkannten. Da sich einzelne Sensorabschnitte durch schwache elektromagnetische Signale gezielt ein- und ausschalten ließen, konnten die Teilchen praktisch für jede Aufgabe programmiert werden. Die Möglichkeiten reichten weit über das angestrebte Ziel der Tumordiagnose hinaus, soviel war allen klar. Nur noch wenige Tage bis zu den ersten Tierversuchen , dachte Nick befriedigt. Sie waren auf dem besten Weg zu einem sensationellen Erfolg, und das Beste war, es lief alles praktisch von selbst. Er hatte immer mehr Zeit für sein kleines Privatprojekt zur Verfügung. Das Nanobot Simulationsprogramm, das sie für ND5 einsetzten, diente ihm dabei als Grundlage. Ein paar simple Erweiterungen machten das Programm zum realistischen Simulator für seine visionären Gedankenspiele. Entspannt verfolgte er die Farbmuster, die sich im dreidimensional dargestellten Gehirn auf dem Bildschirm ausbreiteten. Sie zeigten anschaulich, wie die simulierten Reize durch die Neuronen verarbeitet und von den Nanobots
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