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Zehn Milliarden (German Edition)

Zehn Milliarden (German Edition)

Titel: Zehn Milliarden (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Anderegg
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knurrte seit Stunden.
    »Was gibt’s denn?«
    »Was immer Sie wollen. Leckere Salate, Sandwiches, Sushi, Tempura, den Hummercocktail kann ich empfehlen«, antwortete Prescott. Sie schaute erst ihn, dann James mit gequältem Lächeln an.
    »Haben Sie auch etwas für Hungrige? Ein saftiges Steak wäre nicht zu verachten.« Der Texaner strahlte bis über beide Ohren.
    »Meine Lady, wer sagt’s denn, eine Frau, die weiß, was sie will. James, erfüllen Sie ihr den Wunsch und für mich das Übliche!« Der Butler zog sich diskret zurück, und sie setzten sich an den dezent beleuchteten Pool. Terrasse war keine passende Bezeichnung für diesen Ort hoch über der Stadt. Hofgarten traf die Wahrheit schon eher. Üppiges Grün umrahmte das Wasserbecken, rankte sich über helle, sandfarbene Mauern, kunstvoll durchbrochen von rot leuchtenden Rosenbüschen und wie zufällig verstreuten weißen Lilien. Der großzügige Sitzplatz gab den Blick frei auf die bunten, blinkenden Lichter des Häusermeers und die Silhouette der nahen Sierra Nevada, die allmählich mit dem Dunkel des Nachthimmels verschmolz.
    »Schön, Ihre Ranch«, bemerkte Julie völlig ohne ironischen Unterton.
    »Ist ganz O. K.«, gab Prescott zu. »Aber Sie sollten meine richtige Ranch unten in San Antonio sehen, kein Vergleich mit diesen sechshundert Quadratmetern.« Er lachte dröhnend über seinen originellen Witz.
    »Öl?«, fragte sie, nachdem er sich wieder beruhigt hatte.
    »Nein, wo denken Sie hin. Viehzucht, wie es sich gehört. Den Ölheinis ziehe ich hier in Vegas die Kröten aus der Tasche.«
    »Gut, wollte ich auch schon immer«, warf sie schnell ein, damit er nicht wieder über seinen eigenen Scherz lachen musste. James stand plötzlich wieder am Tisch.
    »Soll ich im Speisesaal anrichten, Sir?« Prescott schüttelte den Kopf.
    »Nein, hier ist’s gemütlicher, danke James.« Geschickt deckte der Butler den Tisch und trug die Kleinigkeit auf, die sich als opulentes Mahl entpuppte. Während sie ihr butterzartes Steak verzehrte und er an seinen üblichen Chiliburger kaute, vernahm Julie seine ganze Familiengeschichte bis zurück zu den Urgrosseltern, die sich vor hundert Jahren von mausarmen Einwanderern zu stolzen Farmern hochgearbeitet hatten.
    »Wenn die mich heute sehen könnten«, seufzte er sichtlich gerührt von seiner Geschichte. Würden sie dich wahrscheinlich erschießen , dachte sie verdrießlich. Prescott musste dem Butler ein heimliches Zeichen gegeben haben, denn nachdem er abgeräumt hatte, verschwand er so plötzlich, wie er aufgetaucht war. Zeit für Julie, aktiv zu werden.
    »Das Essen war ausgezeichnet, Jerry, vielen Dank. Aber jetzt brauche ich Flüssigkeit. Sie haben doch sicher noch Soda an der Bar?«
    »Selbstverständlich, warten Sie, ich hole welches.« Er wollte sich erheben, doch sie stand schon und drückte ihn sanft auf den Sitz zurück.
    »Lassen Sie, ich mach das. Wo ...?« Grinsend zeigte er ihr den Weg. Auch ohne sich umzusehen wusste sie, dass sein Blick starr auf ihrem Po ruhte und sie begann, ihre Hüften noch etwas provozierender zu wiegen. Den kleinen Fruchtbarkeitstanz hatte er verdient. An der Bar interessierte sie sich nicht im Mindesten für die überwältigende Getränkeauswahl, auch nicht für die Hahnen mit Soda, Tonicwater und anderen Softdrinks, sondern sie suchte den Kühlschrank. Bei der dritten mit Holzintarsien verkleideten Tür hatte sie Glück. Hier standen sie, sorgfältig aufgereiht im obersten Fach. Fünf Kartons ›Prescott Farm Milk‹ warteten hier auf weitere Kampftage. Jetzt musste alles sehr schnell gehen. Hastig nahm sie ein schlankes Etui aus ihrer Handtasche, zog die bereits aufgezogene Spritze heraus, stach oben an unauffälliger Stelle in den ersten Behälter und drückte einen Teil der Flüssigkeit aus der Spritze hinein. In Windeseile wiederholte sie die Prozedur mit den übrigen Milchkartons. Zwischendurch rief sie in den Garten: »Jerry, möchten Sie auch etwas?« Nach wenigen Sekunden war die Impfaktion abgeschlossen. Die geruch- und geschmacklose Flüssigkeit mit den Nanobots würde sich unbemerkt mit der original texanischen Milch aus San Antonio mischen. Julies kleine Schützlinge waren bereit für ihren größten Auftritt morgen Abend. Sie atmete auf, als sie das Etui wieder in die Tasche gleiten ließ, goss sich ein Glas Sodawasser ein und stöckelte in den Garten zurück. Am Pool blieb sie stehen und blickte nachdenklich aufs Wasser. Ohne Prescott anzusehen, seufzte

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