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Zehn Milliarden (German Edition)

Zehn Milliarden (German Edition)

Titel: Zehn Milliarden (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Anderegg
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der Rauchsäule kaum ein Wort gesprochen. Willenlos und zitternd vor Angst und Entsetzen befolgten sie seine Befehle. Nach dem zweiten Löschversuch schien der Brand soweit unter Kontrolle, dass sich Vic zur Wasserung entschloss. Den Rest könnten sie besser vom Boden aus erledigen. »Nick, zieh bitte den Sack ein mit der Winde, wir gehen runter.«
    Schweigend betrachtete er mit seinem Freund die Verwüstungen, welche die Katastrophe angerichtet hatte. Vom Schuppen war so gut wie nichts mehr übrig, selbst der Generator lag auseinandergerissen zwischen den verkohlten Trümmern. Die Treppe und ein Teil der hölzernen Terrasse des Baumhauses waren schwarz und mussten wohl abgerissen und erneuert werden, aber das Haus selbst schien in Ordnung zu sein.
    »Merde alors«, fluchte Vic ein zweites Mal. »Immerhin noch etwas Glück im Unglück.«
    »Wie konnte so was passieren?«, ächzte Nick mit rauer, staubtrockener Kehle. Ohne eine Antwort abzuwarten, ging er zu Julie, die stumm bis zu den Knöcheln im Wasser stand und auf die friedliche Bucht hinausschaute. Er berührte sie zärtlich an den Schultern und flüsterte ihr ins Ohr: »Alles O. K., Schatz? Ich wusste gar nicht, dass du fliegen kannst.« Statt zu antworten, löste sie sich schnell von ihm, beugte sich vornüber und kotzte hustend und würgend ins Wasser.
    Erst eine Stunde später hatte sie sich einigermaßen beruhigt und erinnerte sich, vom Flugzeug aus ein Schiff in der Nähe von Vics Bucht gesehen zu haben, das sie verblüffend an die Yacht der Besucher von der IARPA erinnerte. Ein kalter Schauer lief über ihren Rücken. Das darf nicht wahr sein , dachte sie und fühlte eine unbändige Wut in sich aufsteigen. Sie klappte ihr Telefon auf und wählte eine Nummer in Washington. Es kümmerte sie keinen Deut, wie spät es dort war. Sie musste Gewissheit haben, und sie würde zurückreisen. »So nicht«, zischte sie grimmig.
     

 
KAPITEL 8
     
Moorea
     
    D ie Reparaturen an Vics Baumhaus waren schon beinahe abgeschlossen. So zynisch es klingen mochte, aber Nick empfand die handwerkliche Tätigkeit als willkommene Abwechslung und geradezu fruchtbare Erholungspause während seiner wissenschaftlichen Tätigkeit. Jetzt, wo Julie wieder in Washington zum Rechten schaute, musste er nicht mehr täglich stundenlange Konferenzgespräche mit seinem Team führen. Die Arbeit hier war konzentrierter geworden, anstrengender. Aber die letzte, schwierigste Aufgabe, die er zu lösen hatte, zeigte sich widerspenstiger als angenommen. Wie sollten sie dem Neuronen-Interface beibringen, die unterschiedlichen Signalmuster der Hirnrinde zu erlernen, um die Prothesen möglichst natürlich zu bewegen? Ihre Nanobots mussten die Fähigkeit haben, zu lernen wie ein Kleinkind, das greifen und gehen lernt.
    »Gute Arbeit, Nick«, begrüßte ihn sein Freund, der unhörbar hinter ihn an den Tisch getreten war, auf dem er die letzten Auswertungen seiner Simulationen ausgebreitet hatte. »Jetzt kann ich meine Treppe wieder ohne Absturzgefahr benutzen. Wichtig für einen alten Mann.«
    »Wir sehen bald beide sehr alt aus, wenn wir dieses Problem nicht nächstens lösen«, murrte Nick verstimmt. Vic sah genauer hin und begriff sofort, was er meinte. Das Problem der Lernfähigkeit hatte ihn von Anfang an immer wieder beschäftigt, und ein Gedanke drängte sich mit der Zeit immer deutlicher in den Vordergrund. Vielleicht war es jetzt soweit, darüber zu reden, auch wenn er den Faden noch nicht zu Ende gesponnen hatte. Er holte sich einen Becher des entsetzlichen Kaffees aus dem Automaten und setzte sich neben Nick.
    »Schon mal vom Parma-Experiment gehört?«
    »Ich kann mich nicht erinnern«, antwortete Nick abwesend, während er weiter seine Ausdrucke anstarrte.
    »Ich glaube, es war so um das Jahr 1990, als das Team des Neurologen Giacomo Rizzolatti an der Universität Parma zufällig eine legendäre Entdeckung machte.« Jetzt hatte er die volle Aufmerksamkeit seines Freundes. »Sie hatten einem Äffchen eine Mikrosonde in die Hirnrinde gepflanzt, um herauszufinden, bei welcher Bewegung die entsprechenden Nervenzellen feuerten. Sie stellten schnell fest, dass diese Neuronen immer dann aktiv wurden, wenn der Affe nach einer Rosine griff. Bei anderen Bewegungen oder auch beim bloßen Anblick einer Rosine blieb die Zelle stumm.«
    »So was hätte ich auch als neurologischer Laie erwartet«, brummte Nick. Dieses Verhalten der Hirnzellen war ja die Grundlage ihrer bisherigen Arbeit.
    »Völlig

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